Abby Joseph Cohen: Zu teuren Anleihen droht eher Abverkauf als Aktien
Die Senior-Investmentstrategin der Goldman Sachs Group warnt Investoren vor Preisdruck bei Rentenpapieren und sieht bei diesen größere Gefahren als bei Dividendentiteln. Die Anleiherenditen zehnjähriger US-Staatsanleihen könnten um 20 Prozent auf 3,6 Prozentpunkte steigen.
Renteninvestoren sollten die nächsten Wochen und Monaten ihre Positionen auf den Prüfstand stellen. Denn Abby Joseph Cohen, Senior-Investmentstrategin bei Goldman Sachs Group, sieht für Anleiheinvestoren schwierigere Zeiten.
Kursverluste drohen
Während die Bewertung des S&P 500 Index "okay, nicht großartig" sei, haben Treasuries Abwärtspotenzial, da die US Wirtschaft im nächsten Jahr weiter expandieren werde, sagte sie in einem Bloomberg Television-Interview am Dienstag.
Die Renditen zehnjähriger Treasuries werden bis Ende 2019 auf rund 3,6 Prozent steigen, von rund 2,96 Prozent derzeit, sagt Cohen, die mit ihrer Vorhersage des Aktien-Bullenmarktes der 1990er Jahre Berühmtheit erlangte. Die Renditen von zehnjährigen US-Bonds lagen zuletzt 2011 auf dem Niveau, das sie derzeit prognostiziert.
"Ich mache mir mehr Sorgen um festverzinsliche Anlagen als um Aktien", sagte die Strategin. "Am mittleren und langen Ende war bereits ein deutlicher Zinsanstieg zu verzeichnen. Ich denke, dass es für festverzinsliche Anleger zunehmend schwierig werden wird, gut zu sein."
Short-Seller bei US-Treasuries mussten eindecken und ließen Renditen sinken
Treasuries haben sich erholt, nachdem die zehnjährigen Renditen im Mai ein fast Sieben-Jahres-Hoch von etwa 3,13 Prozent erreichten. Der S&P 500 Index ist in diesem Jahr um rund 5,7 Prozent gestiegen, nach einem Plus von 19,4 Prozent 2017.
Das Risiko eines Handelskriegs könnte jedoch die Aussichten ändern, sagte Cohen. US-Präsident Donald Trump droht jedem Land, das die USA " unfair" im Handel behandelt, Zölle aufzuerlegen, was die Nachfrage nach US-Aktien reduzieren könnte, sagt Cohen.
"In den letzten ein, zwei oder drei Jahren ist eine erhebliche Nachfrage nach US-Aktien aus den Ländern gekommen, gegen die der Präsident jetzt die Verhängung von erheblichen Zöllen angekündigt hat", sagte sie. "Das kann dazu führen, dass diese Investoren den Vereinigten Staaten nicht besonders freundlich gesonnen sind." (aa)