Ziel verfehlt
FLOP. Sycomore Asset Management ist ein französischer Nachhaltigkeitspionier, dessen Social Impact Fund mit seiner relativ eng gefassten Thematik weit hinter dem Markt zurückliegt.
Sycomore AM wurde 2001 als „Nachhaltigkeitsboutique“ gegründet, die Gesellschaft verwaltet aktuell zirka sieben Milliarden Euro. Ihr Sycomore Social Impact ist ein dunkelgrüner Fonds gemäß Artikel 9 SFDR, der mit seinen Investments explizit soziale Ziele anstrebt, zudem darf kein anderes Nachhaltigkeitsziel signifikant beeinträchtigt werden. Als Messlatte dient ihm der Euro Stoxx Net Total Return, der mittels des sozial verantwortlichen Investmentprozesses übertroffen werden soll. Das Anlageuniversum besteht aus allen börsennotierten Aktien Kontinentaleuropas, hinsichtlich der Unternehmensgröße gibt es keine Limits. Tatsächlich war man Ende Februar 2023 zu drei Viertel in Large und Mid Caps investiert. Auffällig ist der Home Bias, 52 Prozent des Fondsvermögens sind in französische Aktien investiert. Auf Deutschland entfallen 22 Prozent, auf Italien zwölf Prozent, die Niederlande und die Schweiz als Off-Benchmark-Investment jeweils sieben Prozent. Der Active Share ist mit 85 Prozent hoch, und das Portfolio mit aktuell 57 Titeln relativ konzentriert. Die Top-20-Aktien machen 56 Prozent des Fondsvermögens aus.
Investmentprozess
Die Aktienauswahl stützt sich auf das proprietäre SPICE-Analysemodell. Es kann am besten als Modell der Fundamentalanalyse im Dienst einer nachhaltigen Performance beschrieben werden. Grundgedanke ist: Die Wertschöpfung eines Unternehmens kann nur dann nachhaltig sein, wenn sie von allen Stakeholdern geteilt wird. SPICE steht konkret für Society & Suppliers, People, Investors, Clients und Environment. Die Analyse gliedert sich in 90 einzelne Kriterien, die dann zu den fünf S-, P-, I-, C- und E-Ratings verdichtet werden. Sieht man sich Februar-Fondsbericht diese fünf SPICE-Ratings an, so fällt auf, dass die für den Fonds selektierten Aktien im Schnitt entweder ein gleiches (P- und I-Faktor) oder in den drei anderen Fällen nur ein leicht besseres Rating aufweisen als die Benchmark. Eine weitere Auffälligkeit besteht darin, dass der Fonds seine Bezeichnung von „Shared Growth“ auf „Social Impact“ geändert hat. Laut einem dazu eingeholten Statement sei dies der Notwendigkeit geschuldet, die Anlagestrategie des Fonds deutlicher darzustellen. Die Umbenennung sei eine Verlagerung von der Ergebnisbetrachtung hin zum Prozess, wie man dorthin gelange. Weniger Wohlmeinende könnten vermuten, dass das Wort „Impact“ im Fondsnamen vertriebsfördernd wirken soll.
Performanceprobleme
Was garantiert nicht absatzfördernd wirkt, ist die Performance der letzten drei Jahre. Deren annualisierter Wert beträgt lediglich 5,52 Prozent – der Euro Stoxx Net Total Return erzielte hingegen 20,45 Prozent per annum. Das Fondsvolumen dampfte vom Hoch bei 487 Millionen Ende August 2021 auf mittlerweile 265 Millionen Euro ein. Dazu kommen hedgefondsähnliche Gebühren. Gut gedacht und gut gemacht sind eben zwei verschiedene Dinge. Was sich das Haus außer der Namensänderung einfallen lässt? Vielleicht nimmt sich ja der neue CEO Denis Panel des Problems an.
Dr. Kurt Becker