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4/2022 | Produkte & Strategien
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Von Auf- und Absteigern

Fallende Kurse sowohl bei Aktien wie auch bei Anleihen im ersten Halbjahr 2022 könnten der ­Auftakt eines längeren Bärenmarktes sein und für die Fondsbranche harte Zeiten einläuten. Einige Anbieter beweisen jedoch bemerkenswerte Resilienz.

In der ersten Hälfte des Jahres 2022 herrschte ein Investmentklima, wie wir es seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen haben“, begründete BlackRock-Chef Larry Fink anlässlich der Bekanntgabe der hauseigenen Unternehmensergebnisse für die ersten sechs Monate dieses Jahres den spürbaren Rückgang der ­eigenen „Assets under Management“ per Ende Juni 2022. Der Chef des mit Abstand größten Vermögensverwalters der Welt fasste damit in einem Satz zusammen, warum die ersten sechs Monate dieses Jahres bei fast allen breit aufgestellten Asset Managern dieser Welt für rote Vorzeichen bei der Entwicklung des verwalteten Vermögens sorgten. Überschritt BlackRock zum Jahresultimo 2021 noch als erster Vermögensverwalter aller Zeiten die Zehn-Billionen-US-Dollar-Grenze beim verwalteten Vermögen, betrug das verwaltete Vermögen sechs Monate später – nach dem Beginn eines neuen Zinserhöhungszykluses – nur mehr rund 8,5 Billionen US-Dollar. Dabei hatte BlackRock sogar noch etwas Glück im Unglück: Der aufgrund der weltweiten Kursverluste verzeichnete Vermögensrückgang wäre ohne Nettomittelzuflüsse in Höhe von 176 Milliar­den US-Dollar noch stärker ausgefallen. Die Neugelder kamen zum größten Teil über die ETF-Schiene iShares (108 Mrd. USD) und aus dem institutionellen Geschäft (74 Mrd. USD), während das klassische Privatkundengeschäft ein kleines Minus verzeichnete. Im Vergleich hielt sich BlackRock etwas besser als die ebenfalls im passiven Fondsgeschäft aktiven Mitbewerber Vanguard und State Street Global Advisors. 
 
Auf der Überholspur
Gegen den Branchentrend ein Plus verzeichnete Goldman Sachs Asset Management (GSAM) und konnte damit die Rivalen J.P. Morgan AM und die Capital Group im Ranking überholen. Während sich die Capital Group weigerte, das Minus in Höhe von 24 Prozent auf Anfrage der Redaktion zu kommentieren, zeigte sich GSAM angesichts des Zuwachses auskunftsfreudiger. Vor allem im institutionellen Kundensegment gab es ein spürbares Plus im zweistelligen Prozentbereich. Laut Dennis Lübcke, Leiter Kundengeschäft bei GSAM für Deutschland und Österreich, verzeichnete die Gesellschaft infolge der Übernahme von NN Investment Partners langfristige Nettomittelzuflüsse. Darüber hinaus erfreute sich GSAM hoher Nettomittelzuflüsse bei Liquiditätsprodukten. „Diese Entwicklung unterstreicht unsere Position als einer der weltweit größten aktiven Asset Manager“, betont Lübcke angesichts des nunmehr vierten Platzes im Ranking und des Überholens von J.P. Morgan AM. Plätze gutgemacht ­haben des Weiteren Amundi, die BNY Mellon IM und Capital Group überholte, sowie Morgan Stanley IM, Invesco und Franklin Templeton, die an T. Rowe Price (–14 %) vorbeizogen.
 
Zumindest in Euro umgerechnet ein kleines Prozentplus weisen Vermögensverwalter im Mittelfeld des ersten Clusters wie Schroders, HSBC Global AM, Generali ­Investments und Macquarie AM auf und trotzen damit dem allgemein schlechten, von Kursverlusten geprägten Marktumfeld. „Wir konnten im ersten Halbjahr 2022 bei HSBC AM auf globaler Ebene deutlich ­positive Netflows verbuchen. Wesentliche Treiber waren Inflows in unsere asiatischen Publikumsfonds im Zuge unserer dortigen Wachstumsstrategie, großvolumige Man­date institutioneller Kunden im Bereich ­Sustainable Equity, deutliche Zuwächse auf unserer passiven Investmentplattform sowie ein starkes Liquidity-Geschäft – hier gerade auch mit spezifischen ESG-Strategien“, begründet dies Niklas Georg, Head of Insti­tutional Sales DACH und Geschäftsführer HSBC AM Deutschland. „Da ein signifikanter Teil unser Assets in US-Dollar denominiert ist, haben selbstverständlich auch Währungseffekte eine Rolle mit Blick auf unsere Euro-Statistiken gespielt. Unterm Strich lässt sich festhalten, dass unsere strategische Ausrichtung auch im aktuellen Marktumfeld greift.“ Macquarie AM konnte das verwaltete Vermögen gegen den Trend aufgrund der Übernahme mehrerer kleinerer, hierzulande aber nicht bekannter Mitbewerber sowie wegen Zuflüssen im Bereich Privatmarktanlagen steigern. Vergleichbares half auch Generali Investments, die vor ­wenigen Jahren einen Umbau vollzog und das Asset Management neu aufstellte: „Wir haben erfolgreiche Investmentgesellschaften erworben oder mit erfahrenen Teams neu aufgebaut. Zudem haben wir die vertrieblichen Aktivitäten in Europa erweitert. 2021 ist das Frankfurter Büro eröffnet worden, kürzlich kam Zürich dazu. Diese Investi­­tionen beginnen sich auszuzahlen“, hält ­Stephan Bannier, Head of Sales DACH bei Generali Investments, fest. „Insbesondere bei alternativen Anlagen – egal ob Private Markets oder Liquid Alternatives – sehen wir eine starke Nachfrage vonseiten der ­Investoren.“
 
Der seit Jahren stärker werdende Investmenttrend in Richtung Privatmarktanlagen wie Private Equity, Private Debt oder auch Immobilien kam im Berichtszeitraum insbesondere den darauf spezialisierten Asset Managern zugute. Das liegt daran, dass in diesem Bereich die in Fonds gehaltenen Vermögenswerte nicht auf täglicher Basis (wie bei Anleihen und Aktien), sondern vielfach etwas zeitversetzt auf Basis von Gutachten bewertet werden – vor allem was Immobilien betrifft. Des Weiteren werden bei Privatanlagenfonds die Kapitalabrufe (Capital Calls) schon für viele Quartale im Voraus mit den institutionellen Kapital­gebern vereinbart und sichern den Gesellschaften selbst in Krisenzeiten noch Kapitalzuflüsse. Vor diesem Hintergrund wiesen im ersten Halbjahr auf Privatmarktanlagen spezialisierte Anbieter relative Stärke im Vergleich zu klassischen Anleihen- und Fondshäusern auf, die als Erstes und unmittelbar von fallenden Kursen börsennotierter Assets betroffen sind. Zu den Profiteuren im ersten Cluster zählen beispielsweise die Partners Group, Ares Management oder ­Ardian. „Der erneute deutliche Anstieg unserer Assets under Management im ersten Halbjahr 2022 ist zu mehr als drei Vierteln das Ergebnis unserer erfolgreichen Fundraisings. Die Mittelzuflüsse verteilen sich auf alle drei Säulen unserer Investmentaktivitäten: Private Equity – dort stammen sie vor allem aus dem Secondaries-Bereich –, Private Credit und Real Assets. In dieser Assetklasse trägt unter anderem der mit 5,25 Milliarden US-Dollar weltweit größte Infrastruktur-Secondaries-Fonds zur Statistik bei“, begründet Florian Kluge, Head of ­Investor Relations Germany & Austria bei Ardian, den in Krisenzeiten beachtlichen 23-prozentigen Anstieg. Aufsteiger in den ersten Cluster (mehr als 100 Mrd. Euro) aus dem zweiten Cluster (10 bis 100 Mrd. Euro Assets) gab es dieses Mal keinen, wohl aber gleich vier Absteiger: BayernInvest, Storebrand AM, Danske Invest und AQR Capital Management. 
 
Bei der näheren Betrachtung fallen in der zweitgrößten Vergleichsgruppe die positiven Vorzeichen bei den auf Immobilien und ­andere Sachwerte spezialisierten Gesellschaften wie Hines, LaSalle IM oder Patrizia auf. „Patrizia ist bislang sehr stabil durch die Krise gekommen. Wir wählen unsere Assets nach hohen Qualitätsstandards aus und verfolgen eine konservative Strategie bei deren Bewertung, sodass wir auch in ­einem schwierigen Marktumfeld nicht gezwungen sind, sofortige Wertanpassungen vorzunehmen“, betont Philipp Schaper, CIO European Real Estate bei Patrizia. 
 
Vom Trend in Richtung erneuerbare Energien und anderen Sachwerten profitiert ferner Aquila Capital aus Hamburg. „Wir haben u. a. verschiedene individuelle Mandate aus dem Bereich Clean Energy für institutionelle Investoren aus Deutschland und der Schweiz neu aufgelegt beziehungsweise weiter aufgestockt. Dabei standen Assets aus den klassischen erneuerbaren Energien Photovoltaik, Wind und Wasserkraft in Europa genauso im Fokus wie die Ergänzung durch Batteriespeicherlösungen. Daneben registrieren wir zunehmendes Interesse an Clean-Energy-Projekten in Asien“, ­berichtet Christian Holste, Head Client ­­Advisory DACH bei Aquila Capital. 
 
 Gute Arbeit wird auch ein paar Straßenzüge weiter in Hamburg bei 7orca Asset Management geleistet, die sich in den vergangenen Jahren zum führenden Spezialanbieter für Overlay-Strategien in Deutschland entwickelt hat. Die Assets under Management wuchsen gegen den Markttrend und überstiegen zum Stichtag Ende Juni erstmals die Marke von zehn Milliarden Euro. Damit gelang (wie Wealthcap) der Aufstieg vom dritten in den zweiten Cluster. „2022 wurde eindrucksvoll die Bedeutung eines guten aktiven Currency Overlays sichtbar: Während der Großteil der Anlageklassen bis dato hohe Verluste aufwies, konnten vor ­allem Fremdwährungen das institutionelle Portfolio deutlich beruhigen und eine erhebliche positive Performance generieren“, streicht Tindaro Siragusano, CEO 7orca AM, die Vorteile seines Angebots heraus. „Unsere Kunden, insbesondere Versicherungen und Altersvorsorgeeinrichtungen, haben uns 2022 zusätzliche Assets anvertraut, zudem konnten wir auch eine erfreuliche Zahl neuer Mandate gewinnen.“
 
Bei Siragusanos ehemaligem Arbeitgeber Berenberg kostete das Currency-Overlay-Geschäft respektive dessen Auslagerung  hingegen Assets. „Ende 2021 sind wir eine Kooperation mit HSBC eingegangen. Da­raufhin wurden das Berenberg-FX-Overlay-Geschäft und die dazugehörigen Assets under Management in die Infrastruktur von HSBC übertragen. Dies hat im ersten Halbjahr 2022 zu einer sukzessiven Verringerung unserer gesamten AuMs um etwa vier Milliarden Euro geführt“, erklärt Berenbergs Klaus Naeve, Co-Head Wealth & Asset ­Management, auf Anfrage. Hinzu gesellten sich der allgemeine Market-Impact und ­damit einhergehend Abflüsse. Inzwischen sollen viele Investoren jedoch wieder (rück)kaufwillig sein, wie Naeve betont.
 
Bei den „klassischen“ Vermögensverwaltern fällt das Plus von BLI – Banque de ­Luxembourg Investments auf. CIO Guy Wagner begründet dies mit der guten Performance der hauseigenen Mischfonds und vor allem Erfolg mit dem Fondsabsatz: „Auf Vertriebsseite hilfreich waren für uns insbesondere die Inflows aus dem Private-Banking-Geschäft unseres Aktionärs, der Banque de Luxembourg, sowie der gruppeninterne Vertrieb unserer Investmentfonds innerhalb der Crédit-Mutuel-Gruppe in Frankreich.“ Vom zweiten in den dritten Cluster (eine bis zehn Milliarden Euro) wechselten die beiden Schweizer Adressen Bellevue und Fisch AM. Gegen den Markttrend legten Yielco Investments zu, ein auf institutionelle Investoren spezialisierter Anbieter für alternative Anlagen wie Infrastruktur, Private Debt und Private Equity, und die für ihre Expertise bei der Absicherung von Aktienmarktrisiken bekannte Ante­cedo aus Bad Homburg. „Gerade in unruhigen Zeiten wie diesen ist unser Know-how zur systematischen Absicherung von Risiken gefragt“, erläutert Geschäftsführer Kay-Peter Tönnes. Deren Wachstum fußt im Wesentlichen auf zwei Gründen: Zuführungen von Bestandskunden, beispielsweise beim Volatilitätsfonds-Veteran Antecedo Independent Invest und die Auflage des risikoarmen Antecedo Low Duration Plus Fonds.
 
Weiter nach oben beim Volumen arbeiten sich die Immobilienfondsanbieter Empira Investments und LIP Invest. „LIP ist seit fünf Jahren am Markt aktiv und hat in dieser Zeit eine hohe Marktreputation und ­einen großen Bekanntheitsgrad aufgebaut. Mehr als 60 institutionelle Anleger konnten wir von uns und unseren inzwischen vier Logistikfonds überzeugen“, berichtet LIP- Invest-Geschäftsführer Sebastian Betz. 
 
Ins Auge sticht der massive Zuwachs von Lloyd Fonds, der im Textkasten „Die dynamischsten Asset Manager“ am Ende dieses Beitrags ausführlich beleuchtet wird. 
 
Die steigenden Assets der Vorsorgekassen­tochter fair-finance Asset Management (FFAM) begründet deren Managing Director Johannes Puhr mit rigorosem und strikt angewandtem Risikomanagement und der damit einhergehenden Performance. „Zudem spiegelte sich die erfreuliche Entwicklung in Zuflüssen seitens des Hauptinves­tors, der fair-finance Vorsorgekasse AG, sowie in der hohen Nachfrage nach Kompetenz im Bereich Nachhaltigkeit wider. Zusätzlich konnte die FFAM-Produktpalette um einen Mezzaninkapitalfonds erweitert werden und steht in Kooperation mit fund2sec vor dem Launch von ausschließlich nachhaltigen Verbriefungslösungen.“ 
 
Der erstmalige Aufstieg in den dritten Cluster aufgrund des Überschreitens der ­Eine-Milliarde-Euro-Grenze gelang der ­Impact-Investing-Boutique Invest in Visions und dem Credit-Spezialisten Robus Capital Management. Den umgekehrten Weg in Richtung Süden mussten 21Shares und BIT Capital gehen, da deren Volumina nach den heftigen Kursrückgängen bei Kryptowährungen und Technologieaktien weniger als eine Milliarde Euro auf die Waage bringen. Positive Vorzeichen aufgrund steigender Vermögenswerte gibt es bei Agora, die laut ihrem geschäftsführenden Gesellschafter Michael F. Legnaro von der institutionellen Nachfrage nach Wohnimmobilien, beispielsweise Sozialimmobilien, profitiert. Im Aufwärtstrend befinden sich des Weiteren Source For Alpha, Maiestas Vermögensmanagement sowie Incrementum aus Liechtenstein, die aufgrund des Überschreitens der 200-Millionen-Euro-Schwelle nach drei Jahren wieder im Ranking vertreten sind. Die beiden Incrementum-Partner Ronald Stöferle und Mark Valek warnten bereits 2020 explizit vor den inflationären Konsequenzen der Corona-Politik. Das Erkennen von anlagetechnischen Paradigmenwechseln und die profitable Umsetzung derselben sind allerdings zwei verschiedene Paar Schuhe. „Dass uns dies erfolgreich gelungen ist, zeigt, dass sowohl unser Incrementum All Seasons Fund als auch der Incrementum Inflation Diversifier Fund mittlerweile mit fünf Sternen der Ratingagentur Morning Star in ihrer jeweiligen Peergroup bewertet sind“, erklärt Valek.

Anton Altendorfer

Anhang:

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