Saisonen feiern, wie sie fallen
Zum Jahresende ist das Thema „Saisonalität“ besonders en vogue – deshalb ein kurzer Überblick darüber, wie sich dieses Phänomen über die verschiedenen Assetklassen ausbreitet.
Die Jahresendrallye oder „Sell in May and go away“ sind ob ihrer scheinbaren Simplizität vielleicht die bekanntesten saisonalen Strategien an den Aktienmärkten. Gerade die Jahresendrallye ist in den vergangenen Jahren aber wegen zeitweise enorm hoher Schwankungen leicht in Verruf geraten. Ein vergleichender Blick auf den DAX-Chart zeigt auch, dass sich die Jahresendrallye umso mehr abschwächt, je kürzer man zurückblickt – Ähnliches scheint für „Sell in May“ inklusive des Zusatzes „Come back in September“ zu gelten. So wie bei nahezu allen marktstrategischen Fragen gilt allerdings auch hier: Diversifikation ist der Schlüssel zum Erfolg. So zeigen etwa Studien der Universität Rotterdam, dass ein gemischt saisonaler Multi-Asset-Ansatz deutlich höhere risikoadjustierte Erträge abwirft als ein herkömmlicher Faktoransatz über Trend, Momentum, Value, Carry und BAB (Betting against Beta).
Tatsächlich unterscheiden sich saisonale Strategien nach Assetklasse, aber auch nach Subassetklasse. So folgen im Rohstoffbereich Soft Commodities einer anderen Saisonalität als beispielsweise Industriemetalle. Auch der Zeithorizont von „Saisonalität“ lässt sich ganz unterschiedlich definieren – etwa extrem kurzfristig, wenn man die „Saisonen“ einer Handelswoche untersucht, oder historisch, wenn man beispielsweise jährliche saisonale Effekte wie den Halloween-Effekt mit historischen Zyklen wie der US-Präsidentschaftswahl vergleicht.
Hans Weitmayr