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4/2024 | Produkte & Strategien

Mehrheitlich zufrieden

Der Trend zu mehr Alternatives im Allgemeinen und zu mehr Private Equity im Speziellen nimmt weiter stark zu. In zwei Studien wurde nun untersucht, wie Investoren, die diese Anlageklassen nutzen, ihre Engagements bewerten.

Studien zeigen, dass die Beimischung von alternativen Anlageklassen nicht nur die Performance von Portfolios steigern kann, sondern auch deren Volatilität verringert.
Studien zeigen, dass die Beimischung von alternativen Anlageklassen nicht nur die Performance von Portfolios steigern kann, sondern auch deren Volatilität verringert.© imane | stock.adobe.com

Die Quoten in Private-Markets-Investments haben in den letzten beiden Dekaden enorm zugelegt. Vielzitierte Pioniere dabei waren die großen US-Universitätsstiftungen (Endowments), die mit ihren hohen Anteilen an Investitionen in Private-Equity- und Hedgefonds in einzelnen Jahren hohe zweistellige Renditen einfahren konnten und damit den Investoren hierzulande den Mund wässrig machten. Zuletzt waren die Renditen der Endowments jedoch überschaubar. Für das Fiskaljahr 2022/23, das am 30. Juni endete, gab die Harvard Stiftung eine Rendite von 2,9 Prozent bekannt, und die Yale University erzielte 1,8 Prozent. Laut dem Fachmagazin „Pensions & Investments“ lag die Durchschnittsrendite der US-Hochschulen im Fiskaljahr 2022/23 bei 4,4 Prozent. Das ist ziemlich wenig, wenn man bedenkt, dass beispielsweise Yale über die vergangenen 20 Jahre mit einem durchschnittlichen Gewinn von 10,9 Prozent brillierte. Als Grund für das relativ niedrige Ergebnis 2023 wird angeführt, dass Private Equity nicht das enorme Erholungspotenzial wie Aktien hatte, die zuvor im Jahr 2022 stark gefallen waren.

Doch im Fiskaljahr 2023/24 hellte sich das Bild auf: Hier konnte beispielsweise die Harvard Stiftung eine Rendite von 9,6 Prozent erzielen und lag damit wieder über ihrer Zielrendite von acht Prozent. In ihrem aktuellen Finanzreport gibt die Ivy-League-Universität als die drei wichtigsten Assetklassen an: 39 Prozent Private Equity, 32 Prozent Hedgefonds und 14 Prozent Aktien (siehe Chart „Portfolioallokation“), wobei der hohe Private-Equity-Anteil ins Auge fällt.

Wealthcap-Studie zu Real Assets

Angesichts dieser hohen Allokation in Private Equity bietet es sich an, diese Assetklasse näher zu betrachten. Eine kürzlich veröffentlichte Studie von Wealthcap untersucht die weltweiten Investitionen in Private Markets. Darin erläutert der Real-Asset-Investmentmanager aus Grünwald bei München die Volumensentwicklung der letzten 20 Jahre: „Das verwaltete Vermögen von Private Capital hat trotz der vergangenen Krisen den kontinuierlichen Wachstumspfad nicht verlassen“, erklären die Studienautoren. Insbesondere das Wachstum in Private Equity sei enorm gewesen, aber auch das der Anlageklassen Private Debt, Infrastruktur, ­Natural Resources und Secondaries. In Summe spiegle das gestiegene Volumen ein wachsendes Angebot wider, das auf eine wachsende Nachfrage trifft, lautet das Zwischenfazit.

Im Großen und Ganzen sind die Investoren mit Alternatives gut gefahren, was besonders für Private Equity zutrifft, meint Kristina Mentzel: „Generell sind institutionelle Portfolios heute breiter diversifiziert und professioneller gemanagt. Je mehr Erfahrung ein Institutioneller mit der Assetklasse Private Equity sammelt, desto wahrscheinlicher baut er sein Exposure langfristig strategisch weiter aus – immerhin sind die allermeisten Investoren in den vergangenen ­Jahren sehr gut mit Private Equity gefahren. Private-Equity-Buy-out-Fonds hatten in der Vergangenheit eine Outperformance gegenüber den Aktienindizes. Diese Outperformance ist historisch in allen Marktphasen zu beobachten und war in wirtschaftlich schwierigen Zeiten am höchsten.“ Kristina Mentzel ist Bereichsleiterin Vertrieb, Marketing & Kommunikation, Produktstrategie bei Wealthcap.

Zufrieden mit Private-Equity-Investments

Auch die Studie unterstreicht, dass der Großteil der Investoren gut gefahren ist mit Private Equity. So gaben 59 Prozent der Investoren an, dass sie mit der Renditeentwicklung ihrer Private-Equity-Fonds zufrieden sind. 14 Prozent teilten mit, dass ihre Erwartungen sogar übertroffen wurden. Allerdings sahen 28 Prozent in den vergangenen 12 Monaten ihre Renditeerwartungen nicht erfüllt (siehe Grafik „Zufriedenheit der Investoren“).

Mit ihren Immobilieninvestments sind die Investoren in Summe weniger zufrieden. Hier sahen nur knapp über die Hälfte (52?%) der Investoren ihre Erwartungen erfüllt. Bei 42 Prozent wurden die Erwartungen nicht erfüllt, und lediglich fünf Prozent sahen ihre Erwartungen übererfüllt. Für die kommenden zwölf Monate erwarten mehr als ein Drittel (35 %) der Immobilieninvestoren nochmals niedrigere Renditen. Trotzdem glauben Investoren an die Attraktivität alternativer Anlagen und sehen für sie weiterhin eine wichtige Rolle in ihren Portfolios vor: 63 Prozent der Immobilieninvestoren und mehr als 80 Prozent der Private-Equity-Investoren planen, in den nächsten zwölf Monaten gleichbleibend viel oder sogar mehr Kapital in alternative Assets wie Private Equity oder Immobilien zu investieren (siehe Grafik „Geplante Investitionen“).

Buy-out-Strategien bevorzugt

Innerhalb der Assetklasse Private Equity bevorzugen die Investoren Zielfonds mit Buy-out- und Growth-Strategien. Vom angestrebten Platzierungsvolumen für Private-Equity-Fonds von insgesamt 1.046 Milliarden US-Dollar in diesem Jahr sollen etwa 475 Milliarden in Buy-out und 290 Milliarden in Growth-Strategien fließen.

„Historisch hat eine Beimischung einer dauerhaften Private-Equity-Buy-out-Fonds-Allokation zu einem Investmentportfolio die Schwankung reduziert und die Gesamtperformance erhöht. Darüber hinaus ist bei den meisten institutionellen Investoren auch die Anlageklasse Private Equity als strategische Assetklasse im Rahmen der Gesamtportfolio­allokation verankert“, weiß Mentzel und ergänzt: „Die aktuellen Zinssenkungen unterstützen die positive Entwicklung zusätzlich, sind aber nicht ursächlich für die Beliebtheit von Private Equity.“

Betrachtet man allerdings den Transaktionsmarkt für Private-Equity-Buy-out weltweit, wird deutlich, dass derzeit viele Akteure eher zuwarten. „Sie warten ab, inwieweit die aktuelle weltwirtschaftliche und geopolitische Situation sowie die gestiegenen Finanzierungskosten zu weiteren Preiskorrekturen der Unternehmenswerte führen werden“, heißt es in der Studie. Doch gibt es auch bei den Transaktionen Positives zu berichten: Im zweiten Quartal 2024 deutet sich an, dass das Ankaufsvolumen das Volumen aus dem Jahr 2023 erreicht hat und somit keinen Rücksetzer aufweist.

Mentzel weiß, welche Investoren im deutschsprachigen Raum in Private Equity investieren: „In unserer täglichen ­Arbeit mit Anlegern sehen wir großes Interesse von Family Offices, Versorgungswerken und Versicherungen. Das deckt sich mit den Zahlen von Analysten wie Preqin. Laut GAC, Gesellschaft für Analyse und Consulting, sind zudem vor ­allem Versorgungswerke schon länger und stärker in Private Equity allokiert.“ Sie beobachtet, dass die meisten Anleger ­regelmäßig in Private Markets investieren – insbesondere in Private Equity.

Als einer der Vorteile der Private Markets gilt, dass sie als relativ wenig volatil gelten, wobei dies eigentlich nur deshalb der Fall ist, weil es weniger Bewertungspunkte gibt als bei den liquiden Assetklassen. Mentzel sieht darin jedoch ­keinen Hinderungsgrund dafür, die niedrigere gemessene Volatilität trotzdem als Entscheidungsbasis zu verwenden: „Die oft psychologisch getriebene Tagesvolatilität entfällt strukturell. Hinzu kommt: Buy-out-Fonds sind langfristig ausgerichtet, und die Performance wird erst mit dem Verkauf der Unternehmen determiniert. Wir haben uns researchseitig intensiv mit der Bewegung einer Private-Equity-Buy-out-Fonds-Allokation in schwierigen Marktphasen/Krisenzeiten in der Vergangenheit beschäftigt. Dabei ergab sich jeweils eine geringere Abwärtsbewegung im Vergleich zum Aktienindex sowie eine kürzere Erholungsdauer. Dies gilt ­jedoch nur für eine (insbesondere auch zeitlich) diversifizierte Allokation aus Private-Equity-Buy-out-Fonds.“

Zurückhaltend bei Immobilien

Deutlich gedämpfter als bei Private Equity zeigt sich die Stimmung der Investoren noch immer bei Immobilien. Das Transaktionsgeschehen, das sich 2021 langsam von der ­Coronakrise erholt hatte, wurde 2022 durch die Zins- und Inflationsentwicklung erneut zurückgeworfen. Und auch im ersten Halbjahr 2024 sind weiterhin sowohl die gestiegenen Zinsen als auch die restriktiveren Rahmenbedingungen für Finanzierungen stark spürbar. Entsprechend zeigten sich beim Platzierungsgeschehen im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr deutliche Rückgänge hinsichtlich ­Volumina und Anzahl der Immobilienfonds. Wenn Immobilien, dann wurden Fonds mit einem Fokus auf einem wertsteigernden Ansatz wie opportunistische oder Value-Add-Strategien (zusammen 63 Prozent des platzierten Immobilienfondsvolumens) klar präferiert.

Golding-Studie zum Portfolioaufbau

Der Private-Markets-Asset-Manager Golding Capital Partners aus München hat sich in einer aktuellen Untersuchung ebenfalls mit Alternatives befasst. Hintergrund dieser Studie sind die Arbeiten von Harry M. Markowitz zur modernen Portfoliotheorie: Längst ist der Ansatz, Portfolios möglichst diversifiziert zu gestalten, unumstrittener Bestandteil institutioneller Portfolioallokationen. Um dies auch für Private-Markets-Investments nachzuweisen, hat das Golding-Research ein übliches 80/20-Portfolio verglichen mit einem, dem 15 Prozent Private Markets beigemischt waren (aufgeteilt in 40 Prozent Private Equity, 30 Prozent Infrastruktur und 30 Prozent Private Debt).

In der Theorie verbessert sich die Effizienzlinie des Portfolios mit Private-Markets-Gewichtung deutlich (siehe Grafik „Beispielhaftes Portfolio“), das Ziel einer höheren Rendite bei niedrigerem erwartetem Risiko wird klar erreicht. Mithilfe eines Backtests zeigt Golding anschließend, dass der Ansatz nicht nur theoretisch, sondern auch in der Praxis funktioniert: Zu jedem Zeitpunkt in der Zeitreihe seit 2007 ent­wickelt sich das Portfolio mit Private-Markets-Anteil besser als das Vergleichsportfolio ohne Private-Markets-Anteil (siehe Grafik „Backtest“). Besonders hervorzuheben ist dabei, dass der Maximum Drawdown (der größte Verlust, den ein Portfolio zwischen seinem höchsten und seinem niedrigsten Wert in einer bestimmten Periode verzeichnen kann) ohne den Private-Markets-Anteil signifikant höher ausfällt als im Portfolio mit 15 Prozent Private-Markets-Anteil. „Die im Portfoliobeispiel angenommene Quote eines Private-Markets-Anteils von 15 Prozent entspricht dabei der Private-Markets-Allokation deutscher Versorgungswerke und Zusatzversorgungskassen“, heißt es in der Golding-Studie.

Ein weiteres Argument sei, dass ein Alternatives-Anteil im Portfolio maßgeblich zur Diversifikation und damit zur ­Risikoreduktion beitragen kann, schreibt Golding und zeigt eine Korrelationsmatrix mit verschiedenen Anlageklassen (siehe Grafik „Korrelationsmatrix der Anlageklassen“). Daraus geht hervor, dass die relativ niedrige Korrelation von Pri­vate-Markets-Anlageklassen mit traditionellen Anlageklassen helfen kann, das Risiko zu reduzieren. „Private Markets bieten vor dem Hintergrund ihrer Korrelation mit den traditionellen Anlageklassen institutionellen Investoren Stabilität und Resilienz; willkommener Schutz vor den Turbulenzen liquider Märkte“, resümiert Dr. Matthias Reicherter, Managing Partner & Chief Investment Officer von Golding Capital Partners.

Diversifikationsmöglichkeiten

Die Untersuchung zeigt weitere Diversifikationsmöglichkeiten im Bereich der Alternatives: „Regionale Diversifikation glättet Schwankungen, bedingt durch unterschiedliche Wachstumsraten und Marktbedingungen in den Zielmärkten. Diversifikation über verschiedene Jahrgänge wiederum kann Schwankungen in den Anlageerträgen abmildern, indem sie verschiedene Phasen im Konjunkturzyklus kompensiert.“ Außerdem lasse sich über verschiedene Strategien, Sektoren und Subsektoren, Marktzyklen und Technologien diversifizieren.

Abschließend verweist Golding auf die Möglichkeit der Ausweitung des Investmentuniversums: „Es lohnt sich, sich vor Augen zu halten, dass es weltweit rund 450 Millionen Unternehmen gibt, die in Datenbanken erfasst sind, von denen lediglich um die 60.000 börsennotiert sind.“ Diese Relation mache deutlich, dass die börsennotierten Gesellschaften für institutionelle Investoren nur einen Bruchteil der mögli­chen Investitionsziele abbilden. Reicherter ist überzeugt: „Private-Markets-Investments liefern unbestritten Diversifikation und Portfoliooptimierung – eine wichtige Komponente in einem multipolaren Umfeld.“

Anke Dembowski

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