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4/2024 | Produkte & Strategien

Der König ist tot

„Cash is no longer King“, heißt es in der Studie Global Family Offices 2024 von Citi Private Bank. Lang lebe stattdessen König Equity, egal ob als Private Equity oder als Aktie. Inflationssorgen sind etwas in den Hintergrund getreten.

King Cash muss – zumindest aus Sicht der meisten Family Offices – abdanken, wie die entsprechende, globale Befragung durch Citi Private Bank zeigt. Demnach haben 
70 Prozent der Befragten ihre Bestände reduziert oder stabil gehalten. Nur 30 Prozent haben hier aufgestockt. Mit anderen Worten: Geld musste wieder arbeiten. 
King Cash muss – zumindest aus Sicht der meisten Family Offices – abdanken, wie die entsprechende, globale Befragung durch Citi Private Bank zeigt. Demnach haben 
70 Prozent der Befragten ihre Bestände reduziert oder stabil gehalten. Nur 30 Prozent haben hier aufgestockt. Mit anderen Worten: Geld musste wieder arbeiten. © Nevio | stock.adobe.com | generiert mit KI

Family Offices haben sich zuletzt wieder aus der ­Deckung gewagt. Das geht zumindest aus der aktuellen Global Family Offices Survey der Citi Private Bank hervor. Im Vergleich zu den Angaben aus dem Vorjahr haben 70 Prozent der Befragten ihre Cash-Bestände reduziert oder höchstens unverändert gelassen und stattdessen vermehrt in andere Anlageklassen investiert. Getragen von einem optimistischen Ausblick auf die Renditen setzen sie verstärkt auf festverzinsliche Wertpapiere, deren Erträge ­aktuell auf Mehrjahreshöchstständen liegen. Auch Aktienmärkte haben an Attraktivität gewonnen, da viele Family ­Offices ihre Allokation in diesem Bereich nach dem Marktrückgang von 2022 wieder erhöht haben.

Private Equity bleibt ebenfalls gefragt, da immer mehr ­Family Offices Kapital in Direktbeteiligungen und Private-Equity-Fonds lenken. Während im letzten Jahr noch ein ­hoher Anteil der Family Offices seine Cash-Positionen aufstockte, zeigt sich 2024 eine klare Bewegung weg von Bargeld hin zu renditeorientierteren Anlagen. Die Allokation in Immobilien blieb im Gegensatz dazu weitgehend stabil, was auf das konstante Interesse in dieser Klasse hinweist, selbst angesichts der Zinsentwicklung.

Family Offices setzen verstärkt auf strukturierte Investmentprozesse und institutionelle Techniken. CIOs leiten ­inzwischen in 60 Prozent der Offices die Anlagestrategie, oft mit Unterstützung eines Investmentkomitees. Weiter setzen immer mehr Family Offices auf alternative Anlagen, darunter Private Equity sowohl direkt als auch über Fonds. Trotz wachsender Professionalität bleibt der Spagat zwischen ­finanziellen und familiären Verpflichtungen eine Herausforderung. 54 Prozent der Family Offices sehen die Erfüllung von Erwartungen der Familienmitglieder als größte Herausforderung, eine Aufgabe, die nun vor der Anpassung an Marktbedingungen steht, die letztes Jahr noch an oberster Stelle war.

Das Interesse an alternativen Anlagen wie Private Equity wächst weiter, begleitet von einem optimistischen Ausblick: 97 Prozent der Befragten erwarten positive Portfoliorenditen im nächsten Jahr, fast die Hälfte sieht Potenzial für über zehn Prozent. „Family Offices sehen privaten Eigenkapitalanlagen und Direktinvestitionen mit dem meisten Optimismus entgegen“, erklärt Hannes Hofmann, Citi Private Bank Head Global Familiy Office Group. Etwa 47 Prozent der ­Befragten planen demnach, ihre Allokation in direktes Private Equity zu erhöhen – dazu später mehr.

Neue und alte Sorgen

Die größten Sorgen und Herausforderungen sind die dynamischen Finanzmärkte, geopolitische Spannungen und die komplexe Nachfolgeplanung. Die Unsicherheiten sind vielseitig, doch einige Themen stechen besonders hervor.

An erster Stelle der Sorgen steht die Entwicklung der Zinssätze. Die Family Offices sehen hier große Risiken, insbesondere durch die möglichen Veränderungen in der Geldpolitik. Viele erwarten eine „Normalisierung“ der Zinssätze in den kommenden Jahren, was sich entscheidend auf das globale Investmentklima auswirken könnte. Auch die Beziehungen zwischen den USA und China rücken in den Fokus, da sie als „maßgeblich für den langfristigen globalen Ausblick“ angesehen werden. Mit der Zunahme geopoli­tischer Spannungen und der Gefahr wirtschaftlicher Dis­ruptionen ist dies eine anhaltende Belastung für die Family Offices. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Inflation als vorrangige Sorge zurückgefallen, was als positives Signal für die wirtschaftliche Entwicklung gewertet wird. Gleichzeitig haben sich neue Herausforderungen herauskristallisiert: Konzentrationsrisiken in den Portfolios und potenzielle Bewertungsprobleme bei hoch bewerteten Aktienpositionen, insbesondere in den USA. „Family Offices, die stark in Technologie- und Chipunternehmen investiert sind, erlebten durch den raschen Einbruch des Yen im August erhebliche Rückschläge“, was die Volatilität an den globalen Märkten weiter ­anheizte, wie es in der Studie heißt.

Die Vorbereitung der nächsten Generation auf die Übernahme des Familienvermögens bleibt eine zentrale Aufgabe. Neben der langfristigen Erhaltung der Vermögenswerte ­streben viele Family Offices danach, ihren Nachkommen die Verantwortung des Wohlstandserhalts zu vermitteln. Auch die Einführung formeller Governance-Strukturen wird zunehmend als notwendig erachtet, da ungeklärte Nachfolgefragen und familieninterne Dynamiken oft zu Konflikten führen.

Eine Frage der Region

Es werden deutliche regionale Unterschiede bei der Allokation und den Investitionspräferenzen globaler Family Offices aufgezeigt. Die geografische Allokation spiegelt den Fokus auf nordamerikanische Märkte wider, die von den meisten Family Offices mit einem Anteil von 60 Prozent am stärksten gewichtet werden. Dies steht im Zusammenhang mit dem robusten Aktienmarkt in Nordamerika, dessen Attraktivität zugenommen hat. Dahinter folgen Europa mit 16 und Asien-Pazifik ohne China mit zwölf Prozent, während Chinas Anteil an den Allokationen von acht Prozent im letzten Jahr auf fünf Prozent gesunken ist – ein Rückgang, der auf wirtschaftliche Herausforderungen und Marktschwächen zurückzuführen ist. „Nordamerika hat sich durch die starke Performance der Aktienmärkte in den letzten Monaten zur wichtigsten Region entwickelt,“ heißt es dazu in der Studie.

Geografische Diversifikation

Asia-Pacific-Family-Offices zeichnen sich durch die geografisch am stärksten diversifizierten Portfolios aus, gefolgt von den Büros in Europa, im Nahen Osten und Afrika sowie in Lateinamerika. Besonders auffällig ist die Reduzierung der Allokation in chinesische Märkte, insbesondere bei asiatischen Family Offices, die ihre Investitionen in China von 26 Prozent im letzten Jahr auf nur noch 14 Prozent gesenkt ­haben. Global repräsentiert China nun nur noch fünf Prozent der Portfolioallokation – ein Rückgang, der vor allem außerhalb Europas und des Nahen Ostens sichtbar wurde. Die Umfrage hebt hervor: „Die Verlagerung weg von China spiegelt die Unsicherheit wider, die durch die anhaltenden wirtschaftlichen Herausforderungen im Land entstanden ist“, so eine Erklärung aus der Studie.

Der Nahe Osten wird zunehmend als attraktiver Markt wahrgenommen, insbesondere im Bereich Immobilien, Energie und im Zuge der umfassenden wirtschaftlichen Transformation der Region. „Die Family Offices sehen im Nahen Osten bedeutende Chancen, da die Region eine weitreichende wirtschaftliche Erneuerung durchläuft,“ führt Hofmann aus.

Japanische Aktien hingegen gelten derzeit als unterbewertet im Vergleich zu historischen Durchschnittswerten und haben in der ersten Hälfte des Jahres 2024 stark performt.

Indien besticht durch ein breit angelegtes BIP-Wachstum von acht Prozent, unterstützt durch erhebliche Fortschritte in der physischen und digitalen Infrastruktur, was Investoren zunehmend anzieht. „Indiens wirtschaftliche Dynamik und der Ausbau seiner digitalen Infrastruktur machen das Land zu einem attraktiven Investmentziel,“ heißt es in dem Bericht.

Aktien verstärkt gefragt

Die Verschiebung der Vermögensallokation innerhalb der Family Offices zeigt sich klar: Zwei der größten Anlageklassen – Aktien und festverzinsliche Wertpapiere – haben ihren Anteil 2024 weiter gesteigert. Öffentliche Aktien machten ­einen Sprung von 22 auf 28 Prozent, während festverzinsliche Anlagen von 16 auf 18 Prozent anstiegen. Diese Erhöhung ist sowohl auf den Einsatz von Barmitteln als auch auf die anhaltende Rallye der Märkte seit den Tiefstständen im Jahr 2022 zurückzuführen.

Der Anteil an Private Equity fiel hingegen von 22 auf 17 Prozent, möglicherweise bedingt durch Bewertungsanpassungen, die langsamer als die der öffentlichen Aktien stattfanden.

Die Gewichtung in Immobilien, sowohl direkt als auch über Fonds, sank von 17 auf 14 Prozent. „Die Schwierig­keiten innerhalb der Branche, verstärkt durch die Zinserhöhungsschübe und die anhaltenden Umwälzungen in der Immobilienbranche seit der Pandemie, könnten diese Entwicklung erklären“, so die Annahme Hofmanns. Barmittel, Hedgefonds und Privatkredite blieben stabil bei zwölf Prozent, vier Prozent und drei Prozent.

Vermögen und Wachstum

Family Offices mit einem Vermögen von weniger als 500 Millionen Dollar hatten im Durchschnitt höhere Anteile in festverzinslichen Wertpapieren (20 Prozent im Vergleich zu 16 Prozent bei größeren Family Offices) und deutlich höhere Bargeldbestände (15 gegenüber zehn Prozent). Direkte ­Investitionen waren hingegen bei größeren Family Offices mit neun Prozent stärker vertreten als bei kleineren, die ­lediglich sechs Prozent allokierten.

Mehr als drei Viertel der befragten Family Offices mel­deten für das Jahr 2023 einen Anstieg des marktbewerteten Portfoliovermögens. Knapp 30 Prozent erzielten zwischen zehn und 20 Prozent Wachstum, während weitere 43 ­Prozent Zuwächse zwischen null und zehn Prozent verzeichneten.

Dieser Anstieg entspricht den positiven Erwartungen, die viele Family Offices im vergangenen Jahr geäußert hatten. Größere Family Offices mit einem Vermögen von mehr als 500 Millionen Dollar berichteten etwas häufiger von positiven Portfoliogewinnen als kleinere, wobei 80 Prozent von Zuwächsen berichten konnten. Besonders ausgeprägt war das Wachstum in Lateinamerika, wo 90 Prozent der Family Offices Portfoliosteigerungen meldeten, während in der ­Asien-Pazifik-Region der Anteil negativer Performance mit 21 Prozent am höchsten war.

Stimmungsaufhellung

Die allgemeine Stimmung unter den Family Offices für die nächsten zwölf Monate zeigt sich positiver als im Vorjahr. Besonders optimistisch sind die Befragten in Bezug auf direkte Private-Equity-Investitionen (47?%), Private Equity über Fonds (41?%) und Aktien in entwickelten Märkten (39?%). Diese positive Einstellung ist teilweise auf die anhaltende ­Erholung der öffentlichen Aktienmärkte und anderer risikobehafteter Anlagen seit den Tiefstständen im Oktober 2022 zurückzuführen. Auch Immobilien bleiben beliebt mit 37 Prozent der Befragten, die optimistisch auf diese ­Anlageklasse blicken.

Interessanterweise ist das Netto-Sentiment – also die Differenz zwischen jenen, die ihre Allokationen erhöhen möchten, und jenen, die sie reduzieren wollen – für direktes Private Equity (+36?%), globale entwickelte Aktien (+30?%) und Private-Equity-Fonds (+26?%) am höchsten.

Am negativsten hingegen wird das Sentiment für Schwellenländeranleihen (–13?%) und digitale Vermögenswerte mit minus elf Prozent eingeschätzt.

Hans Weitmayr

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