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1/2024 | Produkte & Strategien

Analyse einer Erholung

PPCmetrics hat untersucht, wie Schweizer institutionelle Investoren mit den ­Herausforderungen des Anlagejahres 2023 umgegangen sind und welche ­Strategien sich als am erfolgreichsten erwiesen haben.

2023 konnten Schweizer Investoren in ihrer Heimatwährung eine Performance zwischen 5,9 und 7,3 Prozent einfahren, je nach Anlagestrategie. Damit ließ sich ­zumindest ein Teil der Vorjahresverluste kompensieren. Aktienlastige Strategien wiesen im Jahr 2023 tendenziell die höchsten Renditen auf.
2023 konnten Schweizer Investoren in ihrer Heimatwährung eine Performance zwischen 5,9 und 7,3 Prozent einfahren, je nach Anlagestrategie. Damit ließ sich ­zumindest ein Teil der Vorjahresverluste kompensieren. Aktienlastige Strategien wiesen im Jahr 2023 tendenziell die höchsten Renditen auf.
© Debalina | stock.adobe.com

Das Anlagejahr 2023 war für institutionelle Investoren zwar durchaus auch mit zahlreichen Herausforderungen gespickt, letztlich konnte sich die Performance der meisten Investoren am Ende jedoch sehen lassen. Schweizer Großanleger konnten in ihrer Heimatwährung je nach Anlagestrategie Jahresergebnisse in einer Bandbreite von 5,9 und 7,3 Prozent einfahren. Somit wurde im Vorjahr zumindest ein Teil der unerfreulichen Performance des Jahres 2022 ausgeglichen. Praktisch alle Assetklassen sind in diesem schwierigsten Jahr der letzten Dekade in die Knie gegangen – mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Portfolios. Der Rückschlag war so massiv, dass auch das ­positive Börsenjahr 2023 eine vollständige Neutralisierung der Verluste des Anlagejahres 2022 nicht ermöglichte – die Anlageergebnisse der Schweizer Investoren lagen vielfach zweistellig im roten Bereich. Wie und mit welchen Strategien die teilweise Erholung 2023 gelungen ist, dürfte viele Investoren interessieren, zumal im institutionellen Bereich nur ein Teil der tatsächlich erzielten Ergebnisse bekannt ist. Eine Untersuchung des unabhängigen Schweizer Beratungsunternehmens PPCmetrics (Research Paper Nr. 1/2024, Anlagestrategien im Jahr 2023) bringt hier Licht ins Dunkel. Die Studienautoren Stephan Skaanes, Oliver Kunkel, Luca Tonizzo, Rico Streun und Luca Freiermuth untersuchten ­darin, wie sich potenzielle Portfolios von institutionellen ­Investoren in der Referenzwährung Schweizer Franken im Jahr 2023 entwickelt haben, welche Performancetreiber es im abgelaufenen Jahr gab und wie hoch die durchschnittlich erzielten Renditen waren. Dazu bildete das Beratungshaus die einzelnen Assetklassen anhand gängiger Markt­indizes ab, wobei es sich jeweils um marktkapitalisierte ­Indizes mit breit diversifizierten Portfolios auf Basis häufig gehandelter Titel handelte.

Portfolios mit hoher Aktienquote vorn

Anhand solcher Indizes zeigt sich, dass es im Anlagejahr 2023 die höchsten Renditen mit Aktienanlagen in den entwickelten Ländern gab. Entsprechend wiesen aktienlastige Strategien tendenziell die höchsten Renditen auf. Sie lagen zwischen plus 5,9 Prozent (bei 15 % Aktien- und 10 % Immobilienquote) und plus 7,3 Prozent (bei 50 % Aktien- und 30 % Immobilienquote).

Mit dem Vorteil der rückblickenden Betrachtung lässt sich erkennen, dass eine Beimischung von Aktien aus Schwellenländern oder von Small Caps im Jahr 2023 nicht zu einer Mehrrendite geführt hat. Die Aktien aus Schwellenländern (MSCI World EM, Gross) wiesen 2023 zwar leicht positive, aber dennoch deutlich niedrigere Renditen auf als die Aktien von entwickelten Ländern (MSCI World DC, Gross). Auch die Small und Mid Caps hatten im Jahr 2023 niedrigere Renditen als die Large Caps.

Zinsrückgang sorgte für positive CHF-Anleihen

Das Zinsrisiko hatte für das Anlageresultat auch 2023 eine hohe Bedeutung – ebenso wie schon im Jahr 2022. „Die Schwankungen der kurz- und langfristigen Zinsen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen“, beobachtet ­Oliver Kunkel, Partner von PPCmetrics sowie einer der ­Studienautoren. Über das Gesamtjahr 2023 betrachtet sind die langfristigen Zinsen in der Schweiz um 0,9 Prozentpunkte gesunken, weshalb Anleihen mit langen Laufzeiten deutlich höhere Renditen aufwiesen als im Vorjahr. „In ande­ren Ländern sind die Zinsen nicht in einem so starken Ausmaß gesunken, in Japan sogar gestiegen, sodass die Renditen in diesen Märkten niedriger ausgefallen sind“, sagt Kunkel.

Schwellenländeranleihen

Zwar brachte das Eingehen von Kreditrisiken auch 2023 ­eine Zusatzrendite, aber tendenziell sind die Aufschläge für Credit Risks gesunken. Gelohnt hat es sich im vergangenen Jahr insbesondere, Anleihen aus Schwellenländern beizu­mischen, während die Beimischung von Schwellenländer­aktien gegenüber Aktien aus Industrieländern keine Mehrrendite brachte.

Anleihen aus Schwellenländern, die in US-Dollar emittiert wurden (Hard Currency, JP Morgan EMBI) wiesen im Jahr 2023 höhere Renditen auf als Staatsanleihen von entwickelten Ländern (FTSE WGBI). Dagegen hatten Anleihen in Lokalwährung (Local Currency, JP Morgan GBI-EM) eine ähnliche Rendite wie Anleihen entwickelter Länder.

Illiquide Anlagen heterogen

Interessant ist, welchen Einfluss illiquide Anlagen auf die Portfolioentwicklung nahmen, da viele Investoren ihre ­Bestände in diesem Bereich während der lang anhaltenden Niedrigzinsphase (bis Sommer 2022) stark ausgeweitet ­hatten. Selbst wenn sie es wollten, könnten sie ihre Alternatives- und Immobilienbestände aufgrund deren Illiquidität nicht so schnell abbauen, zumindest nicht aktiv durch Veräußerungen. Eine Reduktion der Quoten findet hier eher passiv statt, indem Fixed-Income-Anlagen jetzt aufgestockt werden und in der Konsequenz die Quoten im Bereich der illiquiden Anlagen sinken.

Immobilienanlagen unterschiedlich umgesetzt

Außerdem ergibt sich bei der Bewertung von illiquiden ­Anlagen eine zeitliche Verzögerung, die zu unterschied­lichen Bewegungen führt. Die Studie zeigt, dass beispiels­weise die Rendite von Immobilienanlagen stark abhängig von der Umsetzung war. Immobilienanlagen können in der Schweiz insbesondere auf zwei Weisen umgesetzt werden. Zu den wichtigsten Anlageformen gehören einerseits börsengehandelte Immobilienfonds und andererseits die nicht börsennotierten Anlagestiftungen. Die sogenannten kotierten Immobilienfonds werden an einer Börse gehandelt und reagieren daher unmittelbar auf neue Informationen wie Zinsveränderungen. Anlagestiftungen werden hingegen in regelmäßigen Abständen durch Experten bewertet, ­aktuelle Informationen werden dann nur zeitverzögert integriert.

„Während die börsennotierten Immobilienfonds unmittelbar auf das Marktumfeld reagiert haben, ist der Zins­anstieg aus dem Jahr 2022 bei den nicht börsennotierten Anlagen erst im Jahr 2023 in die Bewertungen eingeflossen und führte dort zu zeitverzögerten Korrekturen bei den ­Bewertungen“, erklärt Dr. Stephan Skaanes, Partner von PPCmetrics und ergänzt: „Die Rendite des KGAST Immo-Index, der für nicht börsennotierte Immobilien in der Schweiz steht, war 2023 mit zwei Prozent so niedrig wie nie zuvor in den letzten knapp 25 Jahren, und mit einer Ren­dite von minus 0,02 Prozent im Dezember 2023 verzeichnete er zum ersten Mal seit Juli 2004 sogar eine negative Monatsrendite.“ Ein vergleichbares Muster zeigte sich auch bei ­anderen illiquiden Realwertanlagenkategorien, etwa ­Immobilien im Ausland oder Private Equity.

Alternative Anlagen

Alternative Anlagen aus dem Bereich der Nominalwerte gewannen im Anlagejahr 2023 größtenteils an Wert. Insurance-Linked Securities (ILS) wiesen dabei mit plus 14,83 Prozent den höchsten Wertzuwachs auf, gefolgt von High-Yield-Anlagen und Senior Loans, die eine Rendite von plus 8,68 Prozent beziehungsweise plus 8,34 Prozent erwirtschafteten. ­Lediglich ­inflationsgeschützte sowie darlehensbesicherte Anleihen wiesen mit minus 0,18 beziehungsweise plus 0,88 Prozent eine vergleichsweise niedrige Rendite auf, die zudem unter der Rendite für Staatsanleihen (FTSE WGBI, hedged in CHF) liegt.

Auch bei den alternativen Anlagen aus dem Bereich der Sachwerte kam es im Jahr 2023 zu sehr heterogenen Anlageresultaten. Investitionen in börsengehandelte Private-Equity-Anlagen konnten mit plus 29,94 Prozent die höchste Rendite erwirtschaften und schlossen als einzige der in der Studie untersuchten Anlagen über dem globalen Aktienmarkt­index. Gold sowie börsengehandelte ausländische Immobilien erzielten einen – wenn auch nur geringen – Wert­zuwachs, während gelistete Infrastrukturanlagen und Hedgefonds das Jahr 2023 auf einem niedrigeren Niveau als zu ­Beginn des Jahres abschlossen. Anlagen in Rohstoffe erwiesen sich 2023 als Fehlinvestments, über das Anlagejahr 2023 fiel das damit durchschnittlich erzielte Minus mit 16,23 Prozent äußerst unerfreulich aus. Dass sich auch Diversifikation nicht unter allen Umständen günstig auswirkt, fasst Skaanes so zusammen: „Insgesamt führte eine höhere Allokation von illiquiden Anlagen im Anlagejahr 2023 zu einer niedrigeren ausgewiesenen Rendite.“

Währungsabsicherung

Investoren in einem kleinen, aber stabilen Währungsmarkt wie der Schweiz (Stichwort „Safe Haven“) sichern ihre Währungsengagements oft ab. Ziel einer solchen Währungsab­sicherung ist es, das Portfoliorisiko beziehungsweise die Währungsrisiken über mehrere Jahre ohne signifikante Renditeeinbußen zu reduzieren.

„Im Jahr 2023 hat eine Währungsabsicherung in Schweizer Franken sowohl bei globalen Aktien als auch bei globalen Anleihen einen positiven Renditeeffekt bewirkt“, meint Kunkel und ergänzt: „Durch die Aufwertung des Schweizer Franken gegenüber den vier Leitwährungen US-Dollar, ­Euro, britisches Pfund und japanischer Yen hatte eine ­Währungsabsicherung einen positiven Effekt auf die Ren­dite, zumindest aus Sicht von Schweizer Investoren.“

Ein isolierter Vergleich der Renditen sei jedoch wenig ­aussagekräftig für eine Beurteilung, ob der Strategieentscheid zum Zeitpunkt der Strategiefestlegung „korrekt“ war. „Bei der Wahl der Anlagekategorien und -strategie spielen in ­erster Linie das Risiko, die Handelbarkeit sowie weitere ­Kriterien eine zentrale Rolle. Eine optimale Ausrichtung der Anlagen (Assets) auf die Verpflichtungen (Liabilities) beziehungsweise weiterführende Vermögensziele (z.?B. Kaufkraft­erhalt) erfordert aufgrund der hohen Bedeutung des Strategieentscheids einen systematischen Strategiesetzungsprozess und eine detaillierte Auseinandersetzung mit der Risikofähigkeit sowie den Anlageeigenschaften der einzelnen Anlagekategorien“, resümiert Oliver Kunkel.

Anke Dembowski

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