Konzept top, Ergebnis floppt
Nach dem Fondsansatz soll der Diversifikationseffekt im Fondsportfolio maximiert werden. Die Performance bleibt dabei aber leider auf der Strecke.
Die Grundidee hinter dem maximalen Diversifikationsansatz (Maximum Diversification) hat zweifellos ihren Charme, geht es doch darum, ein Portfolio zu implementieren, das den höchsten Grad der Diversifizierung umsetzt und die sogenannte Diversification Ratio maximiert. Diese Verhältniszahl stellt den Quotienten aus dem gewichteten Durchschnitt der Standardabweichungen aller Fondstitel (hier: US-Aktien) und der Standardabweichung des Fondsportfolios dar. Konkret wird das Gewicht eines Assets verringert, wenn dessen Volatilität oder die Korrelation zu anderen Assets zunimmt. Es handelt sich also um einen dynamischen Prozess. Das Interessante an dem von Tobam-Gründer und CEO Yves Choueifaty entwickelten und 2006 patentierten Ansatz ist, dass dieser nur auf Risikoprognosen basiert, sodass keine Markt- und Kursprognosen in den Investmentprozess Eingang finden.
Eckpunkte des Konzepts
Die Anlagephilosophie von Tobam basiert beim Most Diversified Portfolio SICAV-TOBAM Anti-Benchmark US Equity Fund A auf der Maximierung der Diversifikation, um die Risikoprämie von US-Aktien zu erfassen. Während sich viele Manager auf Alpha konzentrieren, wird der Verbesserung von Beta, das oft den größten Beitrag zu Performance und Risiko leistet, weniger Aufmerksamkeit gewidmet. Die gängigste Methode, um Beta zu erzielen, ist eine marktkapitalisierungsgewichtete Strategie. Untersuchungen zeigen jedoch, dass andere Strategien zur Erzielung eines Beta-Engagements regelmäßig besser abschneiden. Tobam ist überzeugt, dass diese Ineffizienzen auf eine unzureichende Diversifikation der Market-Cap-Strategie zurückzuführen sind. Die Anti-Benchmark-Strategie ist darauf ausgerichtet, die volle Risikoprämie zu nutzen, indem sie die Diversifikation maximiert, eine Outperformance über einen Zyklus von drei bis fünf Prozent hinweg erzielt und gleichzeitig die Volatilität um 20 bis 30 Prozent reduziert. Die Anti-Benchmark-Strategie zielt darauf ab, näher an der Ex-post-Effizienzlinie zu liegen als das Market-Cap-Portfolio. Maximum Diversification läuft damit auf eine Maximierung der Sharpe Ratio hinaus.
Outperformance?
Ein Blick auf die Fünfjahresperformance des TOBAM Anti-Benchmark US Equity Fund A im Vergleich zum MSCI USA Net Total Return Index (M1US) offenbart aber das Gegenteil, zumindest was die Performance anbelangt: Während im Zeitfenster vom 6. März 2017 bis 3. März 2022 der MSCI USA Net Total Return USD Index auf eine annualisierte Performance von 14,52 Prozent verweisen kann, bleibt der TOBAM Anti-Benchmark US Equity Fund A mit lediglich jährlich 9,16 Prozent um stattliche 536 Basispunkte pro Jahr hinter der Benchmark zurück (siehe Chart). Da tut es auch nichts zur Sache, dass Morningstar den Russell 3000 Total Return USD Index für den passenderen hält, da sich die Benchmarkperformance nur um zwei Basispunkte jährlich verändert. Auch die Zehnjahresanalyse verheißt nichts Besseres, der annualisierte Rückstand ist vergleichbar hoch. Das zweite Ziel, die Reduktion der Volatilität, ist auch nicht so gelungen wie angestrebt. Zwar gab es in der Zehnjahresbetrachtung Phasen mit niedriger Volatilität, aber auch solche mit höherer, und zuletzt war überhaupt wenig Unterschied zu konstatieren.
Trotz dieser Zielverfehlung hat Tobam unverändert seine Fans, die den wissenschaftlich dokumentierten Ansatz schätzen. Vor allem auf risikoaverse Investoren übt dieser Anziehungskraft aus. Daher ist man kaum mit nennenswerten Abflüssen konfrontiert. Trotz aller Diversifikationsvorteile muss man sich aber die Frage stellen, ob eine konstante Underperformance gegenüber dem Marktportfolio wirklich der Stein der Weisen ist.
Dr. Kurt Becker