Das Sozialpartnermodell im ChemiePensionsfonds
Der Beitritt ist seit November 2022 möglich.
Annika von Albedyll stellt bei der Pensions-Akademie das Sozialpartnermodell für die chemisch-pharmazeutische Industrie im ChemiePensionsfonds vor. Es wurde vom Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) gemeinsam mit der Industriegewerkschaft IGBCE ins Leben gerufen. Der ChemiePensionsfonds wird von der R+V Versicherung betrieben, die schon länger den Pensionsfonds der Chemiebranche verwaltet. „Am 28. Oktober 2022 haben wir die Unbedenklichkeitsbescheinigung der BaFin für unser Sozialpartnermodell erhalten, und im November 2022 konnten wir bereits die ersten Unternehmen aufnehmen“, ist von Albedyll froh, dass es nach langer Zeit der Vorbereitung endlich losgeht. „Anfang Februar 2023 waren 42 Unternehmen mit 630 Neuverträgen dabei“, nennt sie die ersten Zahlen. „Unser Ziel war, das Sozialpartnermodell so zu gestalten, dass es in das bestehende tarifliche Fördersystem integriert werden kann, ohne das Volumen wesentlich zu verändern“, erläutert von Albedyll die Vorgabe.
Lebenslange Rente ohne Garantie
Das Konzept der Chemiebranche enthält Altersrente und Hinterbliebenenversorgung; eine Invaliditätsabsicherung ist nicht vorgesehen. Bei der Altersrente hat der Versorgungsberechtigte Anspruch auf eine lebenslange monatliche Rente, deren Höhe nicht garantiert ist. Eine Kapitalauszahlung ist gesetzlich nicht möglich; lediglich Kleinstbetragsrenten werden abgefunden. Im Regelfall wird die Altersrente ab dem 67. Lebensjahr gezahlt, auf Antrag kann sie aber schon auf das 62. Lebensjahr vorgezogen oder nach hinten geschoben werden.
Die Hinterbliebenenversorgung ist zweigeteilt: Vor Beginn der Altersrente umfasst sie eine lebenslange Partnerrente sowie befristete Waisenrenten, deren Höhe ebenfalls nicht garantiert ist. Gezahlt werden sie aus dem individuellen Versorgungskapital des Verstorbenen. Ab dem Altersrentenbeginn ist der Einschluss einer Hinterbliebenenversorgung lediglich auf Antrag möglich. Während der Anwartschaftsphase wird für jeden teilnehmenden Arbeitnehmer ein individueller Kapitaltopf aufgebaut, der vollständig im „Sondervermögen SPM Chemie“ investiert ist, das von der R+V Versicherung verwaltet wird. Eingezahlt werden darin variable Beiträge von Arbeitnehmer und Arbeitgeber.
Sicherungsbeitragspuffer
Gleichzeitig wird ein Sicherungsbeitragspuffer aufgebaut, der ebenfalls im „Sondervermögen SPM Chemie“ investiert ist, der aber kollektiv ist. Bestückt wird er durch Sicherungsbeiträge, die allein durch die Arbeitgeber aufgebracht werden. Sie zahlen darin jeweils 5,0 Prozent der Beiträge ein, die in die individuellen Kapitaltöpfe fließen.
Zu Rentenbeginn wird das individuelle Versorgungskapital in das kollektive Rentenvermögen überführt, um damit die laufenden Rentenleistungen zu finanzieren. „Der Puffer wird ausschließlich in der Rentenphase eingesetzt, nicht in der Anwartschaftsphase“, erklärt von Albedyll. Angestrebt wird eine Bedeckung zwischen 100 und 125 Prozent. Liegt der Wert darunter, werden die monatlichen Rentenzahlungen abgesenkt, liegt er darüber, kommt es zu einer Rentenerhöhung. Bei Rentensenkungen unterhalb eines Schwellenwerts, der von den Sozialpartnern mit dem ChemiePensionsfonds festgelegt wird, stützt der kollektive Sicherungsbeitragspuffer die monatlichen Rentenzahlungen. Nicht jede Absenkung wird also ausgeglichen. „Der Einsatz erfolgt allerdings nur in Höhe des Volumens, das dem jeweils betroffenen Rentnerkollektiv zugeordnet werden kann“, so von Albedyll. Wenn der Topf des Kollektivs leer ist, werden die Rentenzahlungen nicht mehr weiter gestützt, und dann erhalten die Rentner die niedrigeren monatlichen Renten.
Die Kapitalanlage
Alle angelegten Gelder werden im Sondervermögen SPM Chemie angelegt. „Dort fließen sämtliche Komponenten ein, das heißt, die individuellen Versorgungskapitale der Anwärter, das kollektive Rentnervermögen und der kollektive Sicherungsbeitragspuffer“, macht von Albedyll klar. „Sie werden in das gleiche Sondervermögen SPM Chemie investiert, das aufsichtsrechtlich getrennt vom übrigen Vermögen innerhalb des Pensionsfonds gebildet wird.“
Das Anlageportfolio des Sondervermögens SPM Chemie ist breit gestreut über verschiedene Assetklassen, Regionen und Branchen. Starre Anlagegrenzen für die einzelnen Assetklassen gibt es nicht. „Die Aktienquote wird an das Marktgeschehen angepasst und dabei dynamisch zwischen 10 und 80 Prozent gesteuert. Dabei wird die Aktienquote zu Beginn jedes Jahres wieder auf 40 Prozent zurückgesetzt“, erklärt von Albedyll das Rebalancing. Außerdem wird ein dynamisches Wertsicherungskonzept angewandt, das die R+V Versicherung bereits seit vielen Jahren im ChemiePensionsfonds in analoger Weise einsetzt.
Steuerungsausschuss
Während die R+V das tägliche Management des Anlageportfolios betreibt, wird der Topf von einem Steuerungsausschuss beraten und überwacht, der regelmäßig tagt. Er besteht aus Vertretern des BAVC, der IGBCE und der Chemie Pensionsfonds AG. „So können die Sozialpartner ihrer Verantwortung gerecht werden“, meint von Albedyll. Der Steuerungsausschuss hat die folgenden Aufgaben: Mitwirkung beim Anlage- und Risikomanagement, Festlegung der Leistungen zu Rentenbeginn, Beschließen von Leistungserhöhungen und -senkungen innerhalb der gesetzlichen und der internen Vorgaben, Beschluss über die Verwendung des Sicherungsbeitragspuffers.