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2/2022 | Produkte & Strategien

Atlantis China Fund – US Dollar Units

FLOP. Chinesische Small- und Mid-Cap-Fonds haben es seit geraumer Zeit alles andere als leicht. Wenn man allerdings so schlecht performt wie der Atlantis China Fund – US Dollar Units, dann ist das Ende wohl nah.

Beim Atlantis China Fund handelt es sich um einen Teilfonds des Atlantis International Umbrella Funds in Irland. Bis 18. Oktober 2003 war der Fonds als Closed-End Fund aufgesetzt, danach als klassischer Fonds mit variablem Kapital. Liu Yang, gleichzeitig Chairwoman und CIO von Atlantis Investment Management in Hongkong, managt ihn seit 2003. Atlantis IM war 1994 in London von drei ehema­ligen Starfondsmanagern von Schroders ­gegründet worden. Aktuell ist Liu Yang ­alleinige Eigentümerin der kleinen, auf asiatische Aktienstrategien spezialisierten Asset-Management-Boutique.

Substanz und Wachstum?

Der Fonds ist auf langfristigen Kapitalzuwachs ausgerichtet und kann neben Aktien auch in Wandelanleihen, Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating, ADRs und bis zu zehn Prozent in REITs investieren, die in Shanghai, Shenzhen oder Hongkong notiert sind. Über das Programm Shanghai Hong Kong Stock Connect und vergleichbare Plattformen können A-­Aktien (Festland-China-Aktien) erworben werden, deren Anteil nicht mehr als 50 Prozent des Fonds ausmachen soll. Referenzwert ist der Hang Seng Index (HSI), jedoch kann man zur Gänze in Papiere investieren, die nicht Indexmitglieder sind. Laut Fondsbestimmungen soll das Fondsmanagement Titel kaufen, die eine Kombination aus Substanz und Wachstum bieten. Während Käufe täglich erfolgen, sind Anteilsrückgaben üblicherweise nur zweimal im Monat, und zwar am 1. und 15. Kalendertag eines jeden Monats, möglich.

Underperformance

Sieht man sich die Fondsper­formance der letzten fünf Jahre an und ­vergleicht sie mit dem HSI in US-Dollar, so verlor der Fonds auf annualisierter Basis 15,69 Prozent pro Jahr, während der HSI ­lediglich um 1,24 Prozent pro Jahr nachgab. Das ist eine rekordverdächtige Underper­formance von 14,45 Prozent jährlich. Morningstar ordnet dem Fonds gar keine Benchmark zu, sondern führt ihn unter der Kategorie „Aktien sonstige“, was angesichts des klaren China-Fokus doch eigenartig ­anmutet. Zieht man als Vergleichmaßstab den MSCI China USD heran (Bloomberg ID: MSEUSCF), der im identen Zeitfenster von 9. Mai 2017 bis 6. Mai 2022 mit einer negativen Jahresrendite von 1,09 Prozent durchs Ziel lief, so erhöht sich die Underperformance leicht auf 14,60 Prozent pro Jahr. Wer den CSI Midcap 200 aus Shanghai als geeignetere Benchmark betrachtet, macht Atlantis auch keine Freude: Dieser Index konnte in den letzten fünf Jahren sogar ein Plus von jährlich 4,11 Prozent erzielen. Wie man es dreht und wendet, der Fonds bleibt Träger der roten Laterne. Bloomberg ordnet den Atlantis China Fund der Peergroup „China Mid Cap Growth“ zu. Hier ist man über fünf und drei Jahre im untersten Perzentil, über ein Jahr im achten Perzentil. Dass der Fonds an chronischer Schwindsucht leidet, überrascht nicht wirklich. Ende Mai 2011 war er noch etwas mehr als eine dreiviertel Milliarde US-Dollar schwer, ab dann ging es zügig bergab. Am 6. Mai 2022 war er gerade noch 20,38 Millionen US-Dollar schwer, womit sich die Überlebensfrage stellt. Dass er ursprünglich für Großanleger und Institutionelle als Zielgruppe gedacht war, erkennt man am Mindestinvestitionsvolumen. Die laufenden jährlichen Kosten liegen laut Morningstar bei 2,41 Prozent. Auch ESG-Jünger haben mit den Atlantis China Fund keine Freude, gibt es doch beim Morningstar Sustainability Rating keinen Globus. Chinesische Mid und Small Caps hinken in ESG-Belangen eben hinterher. Leider hat Atlantis auf Anfrage nicht erklärt, wie es mit dem hässlichen Entlein weitergehen soll.

Dr. Kurt Becker

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