INSTITUTIONAL MONEY KONGRESS 2021
Vorträge der Starreferenten
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Gerhard Schröder

Gerhard Schröder war von 1990 bis 1998 Ministerpräsident von
Niedersachsen und von 1998 bis 2005 der siebente Bundeskanzler Deutschlands. Seit seinem Abgang aus der Politik bekleidet der gelernte Jurist Führungsfunktionen in der Energiebranche. Egal, ob als Aufsichtsrat diverser Unternehmen oder als Berater: Der Schöpfer der „Agenda 2010“ unterhält zahlreiche Kontakte in die Wirtschaftswelt. Zudem nutzt er seinen Bekanntheitsgrad für eine Reihe von Organisationen, die dem guten Zweck dienen – beispielsweise als Schirmherr der Initiative für ALS-kranke Menschen oder für den Verein "Gesicht Zeigen!" im Kampf gegen Rechtsextremismus.
Vortrag: 26. Mai 2021
Plenum: 9:40 - 10:30
Zerrieben? Wie Europa zwischen Russland, China und den USA bestehen kann
Europa und Deutschland müssen sich in einem geopolitisch aufgeladenen Umfeld behaupten und ihre Ressourcen sichern – seien es intellektuelle oder physische.
Mehr InfoStephanie Kelton

Stephanie Kelton gilt als eine der wichtigsten und prominentesten Verfechterinnen der Modern Monetary Theory. Die US-Ökonomin, wird von „Politico“ zu den 50 einflussreichsten Persönlichkeiten der USA gezählt. Politisch aktiv wurde sie unter anderem für Bernie Sanders im Rahmen der demokratischen Primaries zur US-Präsidentenwahl von 2016. Damit verschaffte Kelton der von Ihr vertretenen Modern Monetary Theory (MMT) weltweite Resonanz. Zu den Thesen der MMT gehört die Auffassung, wonach Budget-Defizite kein Problem darstellen, so lange die Inflation in Schach gehalten wird. Der so entstehende finanzielle Spielraum soll für staatlich garantierte Jobs und somit Vollbeschäftigung genützt werden.
Vortrag: 27. Mai 2021
Plenum: 15:25 - 16:15
Die neue Geldpolitik und ihre – nahezu – grenzenlose Freiheit
Kelton hält die These von der positiven Wirkung eines ausgeglichenen Budgets und der Macht der Zinspolitik für einen Irrglauben und spricht sich für eine couragierte Budgetpolitik aus. Ob dieser Ansatz auch für die Eurozone funktioniert,steht aber auf einem anderen Blatt.
Mehr Info
Gerhard Schröder
Zerrieben? Wie Europa zwischen Russland, China und den USA bestehen kann
Europa und Deutschland müssen sich in einem geopolitisch aufgeladenen Umfeld behaupten und ihre Ressourcen sichern – seien es intellektuelle oder physische.
Vortrag: 26. Mai 2021
Plenum: 9:40 - 10:30
Gerhard Schröder war der letzte SPD-Kanzler Deutschlands. Für seinen Pragmatismus und seine Hemdsärmeligkeit wurde er gleichzeitig gelobt und getadelt. Den Kontakt zur großen Politik hat er nie verloren, weshalb er über einzigartige Insights verfügt.
Gerhard Schröder kann mit Fug und Recht als der letzte große Sozialdemokrat Deutschlands – möglicherweise Europas – bezeichnet werden. Mit seinen Arbeitsmarktreformen rund um Hartz IV und generell seiner fern aller Dogmen gefahrenen Wirtschaftspolitik – Stichwort: Agenda 2010 – machte er Deutschland de facto im Alleingang vom „kranken Mann Europas“ zum Konjunkturmotor der Europäischen Union. Sein politischer Werdegang verlief dabei ungewöhnlich erfolgreich. Zwei mal wurde er in Niedersachsen mit absoluter Mehrheit zum Ministerpräsidenten gewählt, bevor er 1998 in die Bundespolitik wechselte und der Sozialdemokratie ab 1998 sechs Jahre lang die Kanzlerschaft sicherte, nicht zuletzt weil er sich dem von den USA initiierten Irakkrieg nicht anschloss. Insgesamt entschied er fünf Landes- und Bundeswahlen als Spitzenkandidat für sich – für Deutschland ein Rekordwert. Nach seiner Kanzlerschaft wechselte der 1944 in Mossenbert-Wöhren geborene Schröder in die Energiebranche. Für seine Aufsichtsratsmandate beim Pipeline-Projekt Nord Stream AG sowie beim Ölgiganten Rosneft erntete er aus unterschiedlichen Lagern ebenso Kritik wie für seine persönliche Freundschaft mit Wladimir Putin. Schröder betonte wiederholt die Bedeutung russischer Energielieferungen für Deutschland und Europa, schon während seiner Kanzlerschaft habe er daher entsprechende Projekte unterstützt. Aktuell rät der Altkanzler, der sich aus sehr bescheidenen Verhältnissen nach oben kämpfen musste, zu mehr Pragmatismus in der Klima- und Energiediskussion. Im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ warnte er davor, die politische Debatte zu sehr von der Klimafrage dominieren zu lassen. Auch von einer übertriebenen Begeisterung für Elektromobilität hält er wenig, weil diese kurzfristig die bestehenden Techno logien nicht vollwertig ersetzen könne.
Enormes Charisma
Gerhard Schröder ist ohne Zweifel ein Mann, der polarisiert; was aber weder Feind noch Freund bestreiten, ist die Tatsache, dass er eine ungewöhnlich charismatische Persönlichkeit ist. Seine Reden sind immer messerscharf im Argument, manchmal – wie könnte es anders sein – provokant im Inhalt und ausnahmslos unerwartet in der Schlussfolgerung. Man könnte auch sagen: ein Starreferent wie aus dem Bilderbuch.

Stephanie Kelton
Die neue Geldpolitik und ihre – nahezu – grenzenlose Freiheit
Kelton hält die These von der positiven Wirkung eines ausgeglichenen Budgets und der Macht der Zinspolitik für einen Irrglauben und spricht sich für eine couragierte Budgetpolitik aus. Ob dieser Ansatz auch für die Eurozone funktioniert,steht aber auf einem anderen Blatt.
Vortrag: 27. Mai 2021
Plenum: 15:25 - 16:15
Die US-Ökonomin Stephanie Kelton gilt als die akademische Galionsfigur der Modern Monetary Theory (MMT). Mit einem Demokraten als neuem US-Präsidenten könnte ihr Einfluss weiter zunehmen.
Spricht man sich in den USA für die Modern Monetary Theory aus, so landet man schnell in der Schublade eines anderen, ebenfalls mit M beginnenden ökonomischen Konzepts: „Marxismus“. Das liegt an der starken Rolle, die die Vertreter der MMT für den Staat sehen, die dieser vor allem über eine couragierte und – wenn nötig – expansive Budgetpolitik wahrnehmen soll. Einen Architekten oder Gründervater hat die MMT nicht. Vielmehr hat sie sich aus dem Chartalismus entwickelt, der am Beginn des 20. Jahrhunderts von Georg Friedrich Knapp mit der Veröffentlichung seiner staatlichen Theorie des Geldes begründet wurde. Mit der Starökonomin Stephanie Kelton verfügt die Strömung aber mittlerweile über ein zugkräftiges ökonomisches Aushängeschild. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde die US-Amerikanerin 2016, als sie Bernie Sanders während dessen Kampagne um die demokratische Präsidentschaftskandidatur als Senior Economic Adviser zur Seite stand. Die in der MMT vorgeschla gene und von Freund wie Feind leidenschaftlich diskutierte staatliche Jobgarantie machte Sanders zu einem Hauptthema seiner Kandidatur.
Zunehmender Einfluss?
Ihre Rolle bei Sanders’ Primaries war eine logische Weiterentwicklung ihrer Position als „Chief Economist on the U.S. Senate Budget Committee“ für die Demokraten. Insofern war es nur konsequent, dass sie noch im selben Jahr von der US-Zeitung „Politico“ zu den 50 politisch einflussreichsten Personen der Vereinigten Staaten gezählt wurde. 2017 folgte Kelton dem Ruf der Stony Brook University. Dort schloss sie sich dem Center for the Study of Inequality and Social Justice an. Zuletzt arbeitete sie an ihrem Buch „The Deficit Myth: Modern Monetary Theory and the Birth of the People’s Economy“, das dieses Jahr erschienen ist. Mit dem Sieg eines Demokraten könnte der Einfluss der Vordenkerin nun wieder zunehmen. Was Kelton mit dem Mainstream der US-amerikanischen Ökonomen verbindet, ist aber ihre kritische Meinung zum Euro – dieser verunmögliche den Mitgliedsstaaten die Anwendung von MMT, da ihnen die monetäre Souveränität fehle. Verkürzt dargestellt geht MMT ja unter anderem davon aus, dass Budgetdefizite kein Problem darstellen, weil die eigene Notenbank jederzeit Geld „drucken“ könne, um so die neu entstandenen staatlichen Schulden abzu decken. Den Mitgliedern der Eurozone sei diese Möglichkeit laut Kelton aber verwehrt. Weil die Währung zentral und staatenübergreifend von der EZB verwaltet werde, hantierten die Länder der Eurozone de facto mit einer Fremdwährung.