INSTITUTIONAL MONEY KONGRESS 2019
Vorträge der Starreferenten
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Gordon Brown

Der ehemalige britische Schatzkanzler und Premierminister, Gordon Brown, reagierte während seiner Amtszeit als Premier bei Ausbruch der Finanzkrise rasch und entschlossen und stabilisierte das Finanzsystem über ein milliardenschweres Bankenrettungspaket. Derzeit warnt Brown, der in der Regierung von Tony Blair der am längsten amtierende Schatzkanzler Großbritanniens seit dem frühen 19. Jahrhundert war, vor Spaltung und Protektionismus, die im Fall einer internationalen Krise eine gemeinsame Bewältigung unmöglich machen würden.
Vortrag: 26. Februar 2019
Großer Saal: 9:40 - 10:30
Europa, Brexit und die Zukunft der globalen Wirtschaft
Welche Rolle werden Großbritannien und die EU, getrennt oder vereint, im weltwirtschaftlichen Gefüge des 21. Jahrhunderts spielen? Der Versuch einer Prognose.
Mehr InfoIsabel Schnabel

Die Ökonomin Isabel Schnabel zählt zu Deutschlands führenden Wirtschaftsforschern und wurde jüngst vom Verein für Socialpolitik, der größten deutschsprachigen Ökonomenvereinigung, mit dem Gustav-Stolper-Preis ausgezeichnet. Schnabel ist dafür bekannt, dass sie mögliche wirtschaftliche Probleme offen anspricht. Bitcoin? „Erinnert an die großen Blasen der Wirtschaftsgeschichte.“ Lira-Krise? Es seien „Ansteckungseffekte auf andere Schwellenländer sichtbar“.
Vortrag: 26. Februar 2019
Großer Saal: 17:45 - 18:35
Ein Reformvorschlag für Europa
Die Schwachstellen der Europäischen Währungsunion stellen immer noch eine Bedrohung dar. Mit welchen Maßnahmen könnte man das Problem langfristig lösen?
Mehr InfoPaul Romer

Der US-Ökonom und Unternehmer Paul Romer lehrt seit 2010 als Professor für Ökonomik an der renommierten Stern School of Business in New York. Anfang Dezember dieses Jahres wird er gemeinsam mit seinem Wissenschaftskollegen William Nordhaus den diesjährigen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten. Sein Spezialgebiet ist die Erforschung der interaktiven Beziehungen zwischen technologischem Fortschritt und Wirtschaftswachstum. Romer gilt als scharfer Kritiker, der sich auch mit Mahnungen an die eigene Zunft nicht zurückhält.
Vortrag: 27. Februar 2019
Großer Saal: 9:25 - 10:15
Wirtschaftswachstum in einer Welt sinkender Rendite
Welche Regeln müssen Gesellschaften aufstellen, um den technologischen Fortschritt optimal umzusetzen?
Mehr InfoJeremy Rifkin

Der Ökonom und Soziologe Jeremy Rifkin ist Gründer der "Foundation on Economic Trends" und gilt als einer der renommiertesten Vordenker unserer Zeit in Bezug auf die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. Rifkin berät diverse Regierungen sowie die EU-Kommission. Er gilt als Theoretiker der sogenannten Zugangsgesellschaft, einem Gesellschaftsmodell des kulturellen Wandels, ausgelöst durch das Internet. Mit seinen Positionen stößt er nicht selten auf harsche Kritik, gerade unter den Verfechtern neoliberaler Wirtschaftskonzepte.
Vortrag: 27. Februar 2019
Großer Saal: 15:25 - 16:15
Die dritte industrielle Revolution und deren Auswirkungen
Netzwerke statt Märkte, Zugang statt Besitz, Nutzer statt Käufer: Wie sich Wirtschaft und Gesellschaft in Zukunft verändern werden und was das für Investoren bedeutet.
Mehr InfoMartin Feldstein

Der frühere Präsidentenberater und Vorsitzender des Council of Economic Advisers, Martin Stuart Feldstein, zählt zu den renommiertesten Ökonomen der USA. Er ist gegenwärtig George F. Baker Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Harvard University sowie Vorsitzender des National Bureau of Economic Research (NBER).
Vortrag: 27. Februar 2019
Großer Saal: 16:30 - 17:20
Die drei Säulen der Macht: Währung, Handel und Steuerregime
Wie eine entschlossene Währungspolitik, klug geführte Handelskonflikte und ein stimulierendes Steuerregime zum Reichtum einer Nation beitragen können.
Mehr Info
Gordon Brown
Europa, Brexit und die Zukunft der globalen Wirtschaft
Welche Rolle werden Großbritannien und die EU, getrennt oder vereint, im weltwirtschaftlichen Gefüge des 21. Jahrhunderts spielen? Der Versuch einer Prognose.
Vortrag: 26. Februar 2019
Großer Saal: 9:40 - 10:30
Gordon Brown war in der wohl schwierigsten Phase der jüngeren Wirtschaftsgeschichte Premierminister. Heute warnt er als Autor davor, dass auf globaler Ebene zu wenig Anstrengungen unternommen werden, um zukünftige Krisen zu vermeiden.
Ein Jahr nach seinem Amtsantritt als Premierminister des Vereinigten Königreichs stellte sich Gordon Brown der globalen Finanzkrise 2008 und konnte mithilfe eines umfangreichen Bankenrettungspakets eine Eskalation verhindern. Für ihn war klar, dass international koordinierte Anstrengungen absolut notwendig waren, um die Ruhe wiederherzustellen. Und nach einem Treffen der G20-Länder in London im Jahr 2009 wurde ein 1,1-Billionen-Dollar-Paket zur Stabilisierung der Weltwirtschaft geschnürt. Gleichzeitig wurden auch kritische und nachhaltige Reformen der Finanzaufsicht und -regulierung durchgeführt.
„Märkte brauchen Moral“, schrieb Brown später in der Zeitung „The Guardian“ und betonte, dass die Krise nicht durch das Brechen geschriebener Gesetze verursacht wurde, sondern durch die Verletzung eines „ethischen Kodex, der unser ganzes Leben leiten sollte“. Nach einer 32-jährigen politischen Karriere, in der er auch der dienstälteste Schatzkanzler Großbritanniens war, zog sich Brown 2015 offiziell aus der ersten Reihe der Politik zurück, äußert aber weiterhin seine Ansichten und Bedenken zu einer Reihe von Themen, darunter zum Brexit. Mit Blick auf eine neue Finanzkrise warnte er kürzlich: „Wir dürfen nicht schlafwandelnd in die nächste Krise taumeln.“
Die Zeit nach Downing Street
UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon ernannte Brown 2012 zum Sonderbeauftragten der Vereinten Nationen für globale Bildung. Seine lebenslange Mission: jedes Kind der Welt in die Schule zu bringen.
Er ist Autor zahlreicher Publikationen, darunter „Beyond The Crash“ 2010 und seine 2017 erschienenen Memoiren „My Life, Our Times“, die zum Bestseller wurden.
Er ist Vorsitzender der Global Strategic Infrastructure Initiative des Weltwirtschaftsforums, Distinguished Global Leader in Residence an der New York University und bildet zusammen mit dem ehemaligen Fed-Chef Ben Bernanke und dem früheren EZB-Präsidenten Jean-Claude Trichet ein Beratungsteam für den Vermögensverwalter Pimco.

Isabel Schnabel
Ein Reformvorschlag für Europa
Die Schwachstellen der Europäischen Währungsunion stellen immer noch eine Bedrohung dar. Mit welchen Maßnahmen könnte man das Problem langfristig lösen?
Vortrag: 26. Februar 2019
Großer Saal: 17:45 - 18:35
Isabel Schnabel ist als einzige Frau Mitglied im Sachverständigenrat zu Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Die Wirtschaftsweise ist Expertin für Wirtschaftsgeschichte, Finanzkrisen und Banken.
Es war eine echte Premiere, als der Verein für Socialpolitik mit Sitz in Berlin Anfang September 2018 den Gustav-Stolper-Preis verlieh. Zwar wurde die nach dem österreichischen Volkswirt Gustav Stolper benannte Auszeichnung, mit der der Verein herausragende Wissenschaftler ehrt, bereits zum zwölften Mal vergeben, doch zum ersten Mal ging sie an eine Frau – an Isabel Schnabel. Die Dortmunderin zählt zu den renommiertesten und einflussreichsten Wirtschaftswissenschaftlerinnen ihrer Generation. Seit 2014 gehört sie dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung („Wirtschaftsweise“) an, derzeit ist sie das einzige weibliche Mitglied. Sie ist zudem Professorin für Finanzmarktökonomie an der Universität Bonn. Als Forschungs-professorin ist Schnabel am Centre for Economic Policy Research (CEPR) in London sowie am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn tätig. Dass Isabel Schnabel eine steile Karriere machen würde, zeigte sich schon früh. Sie studierte Volkswirtschaft an der Universität Mannheim und schloss als Jahrgangsbeste ab. Danach zog es die frischgebackene Volkswirtin erst einmal ins Ausland. Stationen waren unter anderem die Pariser Sorbonne und Sankt Petersburg, wo sie ein viermonatiges Sprachstudium absolvierte, anschließend wechselte sie nach Berkeley. Die weiteren Stationen nach ihrer Promotion waren das Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn, die Elite-Universität Havard, eine Professur für Volkswirtschaftslehre an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und schließlich im Jahr 2015 der Wechsel an die Universität Bonn.
Auf Familie nicht verzichtet
Schnabel, die trotz Wissenschaftskarriere nicht auf eine Familie verzichten wollte und dreifache Mutter ist, steht als Wirtschaftsweise laufend im Kontakt mit Spitzenpolitikern und Notenbankern, was sich ihrer Aussage nach auch sehr fruchtbar auf ihre wissenschaftliche Arbeit auswirkt. Zu Jahresbeginn war sie Mitautorin eines umfangreichen Reformvorschlags führender Wirtschaftswissenschaftler, in dem konkrete Maßnahmen für eine langfristige Stabilisierung des Euro beziehungsweise des europäischen Finanzsystems präsentiert wurden.
In jüngerer Zeit warnte die prominente Ökonomin davor, dass die europäische Konjunktur – insbesondere die deutsche – an Schwung verlieren könnte, weil sich viele Bereiche den Kapazitätsgrenzen annähern. Parallel dazu spricht sie sich im Einklang mit dem Sachverständigenrat dafür aus, langsam ein Ende der extrem lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank ins Auge zu fassen.

Paul Romer
Wirtschaftswachstum in einer Welt sinkender Rendite
Welche Regeln müssen Gesellschaften aufstellen, um den technologischen Fortschritt optimal umzusetzen?
Vortrag: 27. Februar 2019
Großer Saal: 9:25 - 10:15
Komplizierte Formeln und Fachausdrücke kaschieren häufig ideologisch motivierte Thesen – meint der Ökonom Paul Romer. Mit seiner Kritik eckt der Professor an. Für seine wegweisende Forschung erhielt er aber den Wirtschaftsnobelpreis.
Infragestellung, Kritik und Debatte – auf diesen Grundpfeilern ruht für Paul Romer die Funktionsweise der Wissenschaft. Der Wirtschaftsnobelpreisträger und frühere Chefökonom der Weltbank scheut sich nicht, selbst Kontroversen auszufechten.
So erregte er mit dem Vorschlag Aufsehen, Entwicklungsländer sollten unbesiedelte Gebiete an entwickelte Staaten abtreten, damit diese dort Satellitenstädte errichten könnten. Die hohe Wirtschaftsleistung der sogenannten „Charter Cities“ würde auf das umgebende Land abstrahlen. Dies beflügle auch die Volkswirtschaft der gastgebenden Entwicklungsländer, so Romer. Er fasste das Konzept mit dem Satz „Kanada entwickelt ein Hongkong in Kuba“ zusammen. Diese Idee fing sich prompt den Vorwurf des „Neokolonialismus“ ein.
Auch mit der eigenen Zunft verscherzte es sich der Professor, der an der New York University lehrt. In zehn Thesen prangerte er alles an, was seiner Meinung nach in der Wirtschaftswissenschaft schiefläuft: verbogene Fakten, weltfremde mathematische Modelle, irreführende Statistiken, die den ideologischen Hintergrund von Thesen verschleiern sollen, sowie blinde Loyalität gegenüber vermeintlichen Ökonomie-Ikonen statt akademischer Eigenständigkeit. Nachdem er den schlanken Artikel veröffentlicht hatte, fiel er bei Teilen seiner Zunft in Ungnade.
Forschung zahlt sich aus
Selbst in seiner Zeit als Chefvolkswirt der Weltbank legte er sich mit dem eigenen Haus an. So verordnete der Verfechter einer klaren Sprache den Konjunkturexperten der Institution einen verständlicheren Kommunikationsstil. Nach nur 16 Monaten musste Romer Anfang 2018 den Weltbank-Posten räumen.
Den von der Schwedischen Reichsbank gestifteten Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt Romer für seine Forschungen über die Konjunkturentwicklung – und wie nachhaltiges Wachstum gelingen kann. Seiner Theorie nach hängt der technische Fortschritt von den Anstrengungen für Forschung und Entwicklung ab. Für Unternehmen müssten entsprechende Anreize gesetzt werden, um hier zu investieren. Auch Staaten sollten die Bildungsetats hoch halten – denn diese Form der Förderung wirke sich erwiesenermaßen positiv auf die Volkswirtschaft aus.
Der Politikersohn – Romers Vater war Gouverneur des US-Bundesstaates Colorado – ist mehr als ein weltentrückter Theoretiker, der anderen Akademikern Realitätsferne vorwirft. Er gründete vielmehr seine eigene Firma. Der Professor hatte sich über schlecht vorbereitete Studenten geärgert. Daher entwickelte er ein Onlinelehrsystem, das er mit Erfolg vermarktete. Sein Unternehmen verkaufte Romer später mit Gewinn.

Jeremy Rifkin
Die dritte industrielle Revolution und deren Auswirkungen
Netzwerke statt Märkte, Zugang statt Besitz, Nutzer statt Käufer: Wie sich Wirtschaft und Gesellschaft in Zukunft verändern werden und was das für Investoren bedeutet.
Vortrag: 27. Februar 2019
Großer Saal: 15:25 - 16:15
Seine Thesen sind keineswegs unumstritten. Was Jeremy Rifkin aber geschafft hat, das ist eine Art Synthese der Konsequenzen aus absehbaren Veränderungen auf Gebieten wie Kommunikation, Energiegewinnung und Robotik.
Die schlechte Nachricht lautet, dass das Ende naht, die gute Nachricht ist, dass danach ein neuer Anfang möglich sein wird. Wollte man die zentrale Botschaft eines Visionärs wie Jeremy Rifkin auf eine einfache Formel bringen, dann würde sie wohl so oder so ähnlich lauten. Soziologe, Ökonom, Buchautor, Redner, Politikberater und Aktivist, all das sind Etiketten, die auf den heute 73-Jährigen zutreffen und ihn am Ende dennoch nicht wirklich beschreiben. Seine zentrale These hat der US-Amerikaner „Die dritte industrielle Revolution“ genannt. Das ist auch der Titel eines seiner erfolgreichsten Bücher, mit dem er es – wie übrigens mit 19 weiteren von ihm verfassten Werken – auf die Bestsellerlisten von „Forbes“, „New York Times“ und anderen Zeitungen und Magazinen geschafft hat.
Seine Schriften unterscheiden sich dabei wohltuend von der Untergangsliteratur, die in den letzten Jahren zuhauf veröffentlicht wurde. Denn Rifkin hat eine neue, schlüssige Geschichte zu bieten, die hilft, den breiten und verschiedenste Lebensbereiche verändernden Strukturwandel, vor dem die Weltgemeinschaft in allen Bereichen von Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft steht, nicht nur zu verstehen. Der am ehesten als holistisch oder besser noch als systemisch zu bezeichnende Ansatz des früheren Umweltaktivisten bietet konkrete Lösungen an, wie dieser Strukturwandel möglichst umzusetzen ist, ohne dass die Menschheit vor dem Hintergrund eines bedrohlichen Klimawandels und eines beängstigenden Rückgangs der Artenvielfalt einer Katastrophe entgegengeht.
Gesuchter Berater
Mit seiner These des Übergangs von einer von Angebot und Nachfrage und Investitionen bestimmten Marktwirtschaft hin zu einer stärker verteilten und gestrafften netzwerkbasierten Marktordnung, die von einer zunehmenden Sharing-Ökonomie mit immer geringeren Grenzkosten für Produkte und Dienstleistungen geprägt sein wird, berät Rifkin nicht nur die führenden Köpfe von Kommission und Parlament der EU, sondern auch die Regierungschefs von Ländern wie Deutschland, Frankreich oder in Skandinavien. Er gehört auch zu den Beratern von Li Keqiang, dem amtierenden Ministerpräsidenten der Volksrepublik China, der seine Regierungsmitglieder angewiesen hat, Ideen aus Rifkins Büchern in den laufenden Fünfjahresplan des Landes zu übernehmen. Und auch wenn die von Rifkins Vorschlägen getragenen Umstrukturierungsbemühungen in verschiedenen europäischen Regionen Nordfrankreichs, der Niederlande und Luxemburg als Beleg für deren Wirkkraft dienen können, sind die Thesen des Amerikaners keineswegs unumstritten. Seinen Vortrag am Institutional Money Kongress 2019 sollte man daher sicher nicht verpassen.

Martin Feldstein
Die drei Säulen der Macht: Währung, Handel und Steuerregime
Wie eine entschlossene Währungspolitik, klug geführte Handelskonflikte und ein stimulierendes Steuerregime zum Reichtum einer Nation beitragen können.
Vortrag: 27. Februar 2019
Großer Saal: 16:30 - 17:20
Die Harvard-Legende forscht in de facto jedem Zweig der Wirtschaftswissenschaften. Als Architekt der „Reagonomics“, half er mit, die UdSSR in die Knie zu zwingen. Dieser Tage spricht er sich für eine harte Linie gegenüber China aus.
Wenn es in früheren Zeiten so etwas wie „Universalgelehrte“ gab, so kann man den US-Amerikaner Martin Stuart Feldstein für das Feld der Wirtschaftswissenschaften wohl getrost als „Universal-Ökonom“ bezeichnen. Die breit gefächerten Interessen des 1939 geboren Harvard-Mannes haben sich schon früh manifestiert. So hatte Feldstein 1961 das Ticket für die Harvard Medical School in der Tasche, überlegte es sich jedoch in letzter Sekunde anders, zog mit einem Fulbright-Stipendium nach Oxford und studierte Ökonomie. Dort gelang es ihm, seine beiden Leidenschaften Medizin und Wirtschaft zu kombinieren – und zwar indem er sich in seiner Dissertation mit Spitalskosten auseinandersetzte und wie man diese im Rahmen eines staatlichen Krankenversicherungssystems senken könnte. So zumindest Feldsteins Anfänge. Mit den Jahren erweiterten sich seine Interessensgebiete mehr oder weniger auf das gesamte Feld der Wirtschaftswissenschaften. Er widmete sich unter anderem den Themen öffentliche Finanzen, Makroökonomie, Globalisierung, China, Europäische Währungsunion, aber auch politischen Fragen wie der nationalen Sicherheit. Neben der Forschungs- und Lehrtätigkeit in Harvard stand er außerdem lange Jahre dem National Bureau of Economic Research vor und machte es zum wichtigsten Wirtschaftsforschungsinstitut der USA.
Politischer Einfluss
So war es de facto eine historische Notwendigkeit, dass der als „konservativ“ bezeichnete Ökonom im Beraterstab des legendären republikanischen US-Präsidenten Ronald Reagan landete. Dort wirkte Feldstein federführend am Konzept der „Reagonomics“ mit. Später bestimmte er als langjähriges Vorstandsmitglied von AIG die Geschicke des Versicherungsgiganten mit.
Dieser Tage sitzt Feldstein nicht mehr unmittelbar an den Hebeln der Macht. Als George F. Baker Professor in Harvard, Autor von mehr als 300 Forschungsarbeiten und Mitglied zahlreicher Gesellschaften wie der Trilateralen Kommission sowie des amerikanischen Council on Foreign Relations verfügt er aber nach wie vor über starken informellen Einfluss. Entsprechend gefragt ist er als Kommentator der US-Wirtschaftpolitik. Diese sieht er gnädiger als viele seiner Standesgenossen. So sei eine harte Haltung gegenüber China angebracht, wenn man dem unerwünschten Technologietransfer Richtung Volksrepublik einen Riegel vorschieben wolle.
Dem Euro gegenüber ist er skeptisch eingestellt: Bei diesem handle es sich um „einen schrecklichen Fehler“.