INSTITUTIONAL MONEY KONGRESS 2015
Vorträge der Starreferenten
Clemens Fuest

Clemens Fuest ist Präsident und wissenschaftlicher Direktor des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim. In seiner Forschungsarbeit konzentriert sich Fuest auf internationale Steuerpolitik und Staatsfinanzen. Deutschlands Politik nützt seit Jahren seine Expertise. Mit zahlreichen Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften und Kommentaren in renommierten Zeitungen wie dem "Wall Street Journal" oder dem "Handelsblatt" gehört Fuest zu den publikationsstärksten Ökonomen Deutschlands.
Vortrag: 24. Februar 2015
Großer Saal: 9:45 - 10:35
Die Europäische Wirtschaft: Aufschwung oder Stagnation
Die Wirtschaft in der Eurozone ist von Stagnation bedroht. Die Mittel der Geldpolitik stoßen an ökonomische und rechtliche Grenzen. Was kann die Politik tun, um eine wirtschaftliche Erholung zu ermöglichen?
Mehr InfoJordan Belfort

Die Verfilmung seiner Karriere als Aktienhändler in dem Hollywood-Blockbuster "The Wolf of Wall Street" machte Jordan Belfort 2013 schlagartig weltweit berühmt. Die Geschichte seines Aufstiegs und Falls als Penny-Stock-Brokerhaus ist in dieser Form wohl einzigartig. Seine von ihm selbst verfasste Lebensgeschichte wurde in 18 Sprachen übersetzt. Heute arbeitet Belfort als Motivationstrainer und Unternehmensberater sowie als Gastkommentator für CNN, CNBC, Sky News und BBC.
Vortrag: 24. Februar 2015
Großer Saal: 14:25 - 15:15
Lebensbeichte eines Wall-Street-Veteranen
Jordan Belfort ist ein Mann, der aufgrund seiner Vergangenheit ohne Zweifel polarisiert. Sein „Straight Line Persuasion System“ zeigt, wie man einen Deal erfolgreich zum Abschluss bringt.
Mehr InfoLarry Fink

Er ist ohne Frage eine der wichtigsten Figuren der globalen Finanzwelt und definitiv die erfolgreichste Unternehmerpersönlichkeit der Fondsindustrie: Laurence Douglas Fink, der Gründer und Chef des Finanzgiganten BlackRock. Unter seiner Führung wuchs das 1988 gegründete Investmenthaus zum größten Vermögensverwalter der Welt heran, heute verwaltet es rund vier Billionen US-Dollar. Das US-Magazin "Barrons" hat Fink wiederholt zum besten CEO der Welt gekürt.
Vortrag: 24. Februar 2015
Großer Saal: 17:45 - 18:35
Die Finanzwelt aus der Sicht des Marktführers
Wie der mächtigste Asset Manager der Welt die aktuelle Situation an den Finanzmärkten beurteilt, erfahren Sie in seinem Vortrag.
Mehr InfoDr. Viviane Reding

Programmänderung: Viviane Reding, Ex-Vizepräsidentin der EU-Kommission und Vollblutpolitikerin spricht anstelle der ehemaligen BaFin-Präsidentin Elke König.
Vivian Reding sorgte für eine Senkung der Roaming-Gebühren und will das Monopol der US-Ratingagenturen brechen. In ihrer jahrzehntelangen Tätigkeit als EU-Politikerin fiel Viviane Reding vor allem durch ihre offenen Worte zu unterschiedlichsten Problemen auf. Dabei ist sie aber niemals polemisch, sondern immer auf der Suche nach konstruktiven Lösungen.
Vortrag: 25. Februar 2015
Großer Saal: 9:30 - 10:20
Gebrauchsanweisung für die europäische Politik
Dr. Viviane Reding weiß: Viele haben einen falschen Eindruck von Brüsseler Entscheidungsmechanismen. Wie aber wird Europapolitik im Krisen- und im Normalfall gemacht? Welche Rolle spielen die Institutionen? Wie nehmen Lobbys Einfluss auf Entscheidungen?
Mehr InfoPeter Robejsek

Peter Robejsek befasst sich seit über 25 Jahren mit der Analyse wirtschaftlicher und politischer Entwicklungen und ist als unabhängiger Strategieberater für Unternehmen und Institutionen tätig. Neben seiner langjährigen Lehrtätigkeit an der Universität Hamburg bildet er auch Führungskräfte von Unternehmen wie Allianz, Microsoft oder Siemens aus.
Vortrag: 25. Februar 2015
Großer Saal: 16:30 - 17:20
Werden die Börsen politisch?
Ökonom und Publizist Dr. Peter Robejsek über geopolitische Entwicklungen und ihre Konsequenzen für die Anlagepolitik.
Mehr Info
Clemens Fuest
Die Europäische Wirtschaft: Aufschwung oder Stagnation
Die Wirtschaft in der Eurozone ist von Stagnation bedroht. Die Mittel der Geldpolitik stoßen an ökonomische und rechtliche Grenzen. Was kann die Politik tun, um eine wirtschaftliche Erholung zu ermöglichen?
Vortrag: 24. Februar 2015
Großer Saal: 9:45 - 10:35
ZEW-Präsident Clemens Fuest gehört zu den forschungsstärksten Topökonomen in Deutschland. Den Spagat zwischen Theorie und Praxis meistert er wie kaum ein anderer Wirtschaftswissenschaftler.
Den meisten Wissenschaftlern, nicht nur jenen aus dem Bereich der Ökonomie, fällt es nicht unbedingt leicht, ihre aus der Theorie gewonnenen Erkenntnisse so in Worte zu kleiden, dass sie auch einem Praktiker oder – besser noch – sogar Laien zugänglich werden. Clemens Fuest ist eine Ausnahme von dieser Regel. Der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim fasst diese Aufgabe sogar als eine Verpflichtung des Wissenschaftlers auf. „Wenn jemand eine relevante Erkenntnis gewonnen hat, muss er Fragestellung und Ergebnis auch in einfache Worte übertragen und übersetzen können“, hat er dazu einmal gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gesagt. Dabei ist Fuest kein Wissenschaftler, der sich gern in einer bestimmten Schublade ablegen lässt. Am deutlichsten wird das in seinem Verhältnis zu Hans-Werner Sinn, Chef des Münchner ifo-Instituts. Ursprünglich – das war im Sommer 2010 – hatte Fuest sozusagen Seite an Seite mit Sinn und anderen Wissenschaftlern an die Bundesregierung appelliert, die Milliarden-Rettungspakete für die Krisenstaaten der Eurozone nicht zu verlängern, weil damit die notwendigen Strukturreformen in diesen Ländern nur verzögert würden. Inzwischen gilt der ZEW-Chef als stärkster Widersacher von Eurokritiker Sinn. Eine Auflösung des Eurowährungsgebiets hält Fuest für den falschen Weg, er plädiert vielmehr dafür, die Währungsunion in ihrer derzeitigen Form beizubehalten, um Probleme hauptsächlich durch Reformen zu lösen. Manchmal wirkt Fuest wie ein Mann des Ausgleichs, ohne dabei auf unbequeme Positionen zu verzichten. So beruhigt er, wenn die Medien einen allzu großen Hype um rückläufige Steuereinnahmen machen oder den Teufel einer Rezession in Deutschland an die Wand malen. Er scheut sich aber auch nicht, den Finger in die Wunde zu legen, wenn es zum Beispiel um den Bankenstresstest der EZB geht, der ihm als eher zu milde erschien.
Wissenschaftler mit internationalem Zuschnitt
Clemens Fuest ist im Jahr 1968 in Münster geboren. Er gehört zu den deutschen Ökonomen, die in Politik und Öffentlichkeit großes Gehör finden. Und aufgrund seines Engagements in Beiräten und Gremien verfügt er über eine Erfahrung in der wissenschaftlichen Beratung der Politik. Sein Werdegang während des Studiums glich einer Art Odyssee. Zunächst studierte er Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Bochum und Mannheim, um dann an der Universität zu Köln zum Thema „Eine Fiskalverfassung für die Europäische Union“ zu promovieren. Im Jahr 2001 folgte die Habilitation an der Ludwig-Maximilians-Universität München zum Zusammenhang von Steuerpolitik und Arbeitslosigkeit. Im gleichen Jahr nahm Fuest einen Lehrstuhl der Uni Köln an, den er bis 2008 innehatte. Von 2008 bis 2013 war er Professor für Unternehmensbesteuerung und Forschungsdirektor des Centre for Business Taxation der Universität Oxford. Seit 1. März 2013 ist Clemens Fuest Präsident und wissenschaftlicher Direktor des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim. Damit verbunden ist eine Professur für Volkswirtschaftslehre an der Universität Mannheim.

Jordan Belfort
Lebensbeichte eines Wall-Street-Veteranen
Jordan Belfort ist ein Mann, der aufgrund seiner Vergangenheit ohne Zweifel polarisiert. Sein „Straight Line Persuasion System“ zeigt, wie man einen Deal erfolgreich zum Abschluss bringt.
Vortrag: 24. Februar 2015
Großer Saal: 14:25 - 15:15
Seine Karriere ist eine der unglaublichsten Berg-und-Tal-Fahrten, die die Finanzwelt je gesehen hat. Erleben Sie Jordan Belfort live.
Die Erfolgsverfilmung „The Wolf of Wall Street“ durch Hollywood-Starregisseur Martin Scorsese machte Jordan Belfort schlagartig zu einem der berühmtesten Aktienverkäufer der Finanzgeschichte. Ab Ende der 80er-Jahre gelang Belfort durch den Verkauf von amerikanischen Nebenwerten – Pink Sheets – ein kometenhafter kommerzieller Aufstieg. Nach einer kurzen Karriere als Aktienverkäufer für das Traditionshaus LF Rothschild, das im 1987er-Crash unterging, startete er als Verkäufer von außerbörslich gehandelten Nebenwerten (Penny Stocks). Als Belfort sah, wie viel mit diesen Aktien zu verdienen war, übernahm er das 1985 gegründete Brokerhaus Stratton Oakmont, um daraus einen Big Player zu machen. Das Unternehmen gehörte während seiner Blütezeit zu den größten Over-the-Counter-Aktienhändlern der USA und brachte selbst 35 Unternehmen an die Börse. Die Erfolgsstory endete allerdings schon nach wenigen Jahren, denn sie basierte teilweise auf illegalen Praktiken.
Indem Aktienkurse von Papieren, die man zuvor billig gekauft hatte, künstlich nach oben getrieben wurden, weckte man das Interesse von Anlegern. Sobald genug Opfer gefunden waren, verkaufte man die Titel mit Gewinn. Belfort und seine Mittäter, die den Erfolg und die damit verbundenen Einnahmen vor allem für einen exzessiven Lebensstil nützten, wurden nach mehrjährigen Ermittlungen vom FBI festgenommen. 1996 wurde das Unternehmen geschlossen, und Belfort wurde 1998 wegen Wertpapierbetrugs und Geldwäsche zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt. Er verbrachte fast zwei Jahre im Gefängnis.
Die gesamte Schadenssumme lag bei 110 Millionen US-Dollar, rund zehn Prozent davon wurden zurückgezahlt. Belfort beteuert heute, dass der Großteil der Geschäfte, die Stratton Oakmont abgewickelt hat, legal war, und er steht auch zu seinen Verfehlungen.
Nach seiner Haft verarbeitete er seine ungewöhnliche Lebensgeschichte in einer zweibändigen Autobiografie, die sich zu einem Bestseller entwickelte und auch die Grundlage für den oscarnominierten Film Scorseses war, in dem Belfort von Leonardo DiCaprio dargestellt wurde.
Belfort ist heute als Motivations- und Verkaufstrainer tätig. Er versucht, sein ungewöhnliches Verkaufstalent in den Dienst einer guten Sache zu stellen, indem er Vertriebsmitarbeitern aus unterschiedlichsten Branchen seine Erfolgsgeheimnisse verrät.
Auf einen Blick
Jordan Belfort wurde am 9. Juli 1962 in New York City als Sohn eines Buchhalters geboren und wuchs dort in bürgerlichen Verhältnissen auf. Er studierte kurz an der American University, begann dann eine Ausbildung zum Zahnarzt am Baltimore College of Dental Surgery, die er jedoch rasch abbrach, nachdem der Dekan den Studenten mitgeteilt hatte, dass das „goldene Zeitalter der Zahnmedizin“ vorbei sei. Es folgten verschiedenste Jobs, unter anderem bei LF Rothschild. 1985 gründete er schließlich mit seinem Freund Danny Porush das Maklerunternehmen Stratton Oakmont.
Belfort war zweimal verheiratet und hat aus der zweiten Ehe zwei Kinder.

Larry Fink
Die Finanzwelt aus der Sicht des Marktführers
Wie der mächtigste Asset Manager der Welt die aktuelle Situation an den Finanzmärkten beurteilt, erfahren Sie in seinem Vortrag.
Vortrag: 24. Februar 2015
Großer Saal: 17:45 - 18:35
BlackRock-CEO und -Gründer Larry Fink gilt nicht nur als einer der einflussreichsten Männer der Finanzwelt, gemessen daran ist er als Person erstaunlich unbekannt.
In einer Befragung in einer beliebigen Einkaufsstraße in Deutschland würde vermutlich kein einziger Passant mit dem Namen Laurence Douglas Fink etwas anfangen können. Und das, obwohl Fink an der Spitze des von ihm 1988 mitgegründeten Investmenthauses BlackRock steht. Die US-Gesellschaft ist mit einem verwalteten Vermögen von weit mehr als 4.000 Milliarden US-Dollar der größte Geldverwalter der Welt und zeigt in ihrem Expansionstempo bisher auch keine Ermüdungserscheinungen. Aus den Krisen der letzten Jahre ist sie stets gestärkt hervorgegangen. Sieht man sich die Erfolgsgeschichte dieser Fondsgesellschaft an, ist man geneigt, Fink und seinen Mitstreitern besondere Fähigkeiten zuzusprechen.
Ausgefeiltes Risikomanagement
Bei der Gründung der Gesellschaft hatte Fink, der davor eine Blitzkarriere bei der Investmentbank First Boston nach einer beträchtlichen Fehlspekulation unfreiwillig beenden musste, gerade einmal sieben Mitstreiter. Aber schon die Anbindung an das 1985 gegründeten Alternative-Investment-Haus Blackstone sorgte am Start für die richtigen Voraussetzungen für die kommende Erfolgsgeschichte. Fink legte von Anfang an allergrößten Wert auf das bestmögliche Risikomanagement und ließ dafür ein eigenes IT-System namens „Aladdin“ entwickeln, das allem Anschein nach bis heute funktioniert. Das Programm hat den Zweck, zu jedem Zeitpunkt das Risiko jedes Investments, das BlackRock für seine Kunden eingeht, zu kennen, und es funktioniert so gut, dass es heute auch andere Fondsverwalter und sogar Notenbanken nutzen.
Weg zur Marktführerschaft
Auf seinem Weg zur globalen Nummer eins trennte sich das Unternehmen 1992 von Blackstone und nennt sich seitdem BlackRock. Der erste wichtige Schritt zur globalen Nummer eins war die Verbindung mit der 1852 gegründeten Finanzgruppe PNC im Jahr 1995, mit der der Fondsverwalter Zugang zu einem US-weiten Vertriebsnetz erhielt. PNC hält noch heute 20 Prozent der seit 1999 börsennotierten BlackRock-Anteile. Die weiteren Meilensteine auf dem Weg zur weltweiten Marktführerschaft waren die Übernahme von Merrill Lynch Investment Managers im Jahr 2006 sowie von Barclays Global Investors, mit der auch der ETF-Gigant iShares gekauft wurde, im Sommer 2009. BlackRock und damit Lawrence „Larry“ Fink sind heute Gesprächpartner von Regierungen und Notenbanken, von praktisch allen Blue Chips der Welt sind sie Großaktionäre.

Viviane Reding
Gebrauchsanweisung für die europäische Politik
Dr. Viviane Reding weiß: Viele haben einen falschen Eindruck von Brüsseler Entscheidungsmechanismen. Wie aber wird Europapolitik im Krisen- und im Normalfall gemacht? Welche Rolle spielen die Institutionen? Wie nehmen Lobbys Einfluss auf Entscheidungen?
Vortrag: 25. Februar 2015
Großer Saal: 9:30 - 10:20
Die ehemalige Vizepräsidentin der EU-Kommission ist eine Vollblutpolitikerin. Sie sorgte für eine Senkung der Roaming-Gebühren und will das Monopol der US-Ratingagenturen brechen.
Schon nach dem Studium der Humanwissenschaften an der Sorbonne in Paris war für Viviane Reding klar, dass sie in die Politik wollte. Weil das aber nicht so ohne Weiteres möglich war, nahm sie den Umweg über den Journalismus. 1978 startete sie ihre Karriere beim „Luxemburger Wort“, was ihr die Möglichkeit bot, ein Netzwerk aufzubauen und auf sich aufmerksam zu machen. Ihre Taktik war beeindruckend erfolgreich – bereits ein Jahr später wurde sie für die Christdemokraten ins Luxemburger Parlament gewählt, dem sie von 1979 bis 1989 als Abgeordnete angehörte. Nur eine Dekade danach übersiedelte sie ins Europaparlament. International beachtet wurde Reding spätestens ab 1999, Kommissionspräsident Romano Prodi machte sie in diesem Jahr zur Kulturkommissarin. Für Schlagzeilen sorgte sie dann fünf Jahre später, nachdem sie in der ersten Kommission von José Manuel Barroso zur Kommissarin für das Ressort Medien und Informationsgesellschaft ernannt wurde. Mit der Regulierung der Roaming-Preise, die sie offen als zu hoch bezeichnete, legte sich Reding mit einer mächtigen Branche an und setzte sich durch. Viele Kritiker unterschätzten damals die selbstbewusste Luxemburgerin, denn es dauerte nur wenige Monate, bis sie die Senkung der Roaming-Gebühren erreicht hatte. Ihr Aufstieg auf der Karriereleiter der obersten europäischen Führungsebene war damit aber programmiert: Im Februar 2010 wurde sie Vizepräsidentin der Europäischen Kommission und Kommissarin für das Ressort Justiz, Grundrechte und Bürgerschaft. Auch in dieser Funktion schreckte sie nicht davor zurück, Klartext zu sprechen. Den drei wichtigsten US-amerikanischen Ratingagenturen (Standard & Poor’s, Fitch Ratings und Moody’s) warf sie unter dem Eindruck der Finanzkrise vor, eine oligopolistische Macht auszuüben. Ihre Lösungsvorschläge: entweder eine Zerschlagung der drei Agenturen oder die Gründung zusätzlicher europäischer und asiatischer Agenturen. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit in dieser Funktion war die Forderung nach einer höheren Frauenquote in Aufsichtsräten börsennotierter Gesellschaften. Auch die Vereinheitlichung der Datenschutzregelungen in der EU war ihr ein erklärtes Anliegen. Ihre Bemühungen trugen dazu bei, dass eine gemeinsame EU-Behörde geschaffen wird, die 28 nationale Behörden ersetzen soll. Die EU-Politikerin trat auch für die Schaffung einer EU-Staatsanwaltschaft ein, deren Aufgabe die Kontrolle des Einsatzes von EU-Fördergeldern sein sollte. Nationale Staatsanwaltschaften werden häufig nicht tätig, wenn Beschwerden der EU-Kommission vorliegen, daher wird die Veruntreuung von Steuergeldern vielfach nicht verfolgt.

Peter Robejsek
Werden die Börsen politisch?
Ökonom und Publizist Dr. Peter Robejsek über geopolitische Entwicklungen und ihre Konsequenzen für die Anlagepolitik.
Vortrag: 25. Februar 2015
Großer Saal: 16:30 - 17:20
Er sagte das Ende des Kommunismus in Osteuropa ebenso voraus wie die Eurokrise: Dr. Peter Robejsek. Auf seine Meinung hören internationale Unternehmen und Regierungen.
"Die ökonomisch rückständigen Mitglieder der Währungsunion werden in Zukunft weder die teureren und schlechteren Güter noch ihre billigen Arbeitskräfte exportieren können. Sie werden folglich versuchen, sich aus der Zwangsjacke des Euro durch die Forderung nach zusätzlichen Finanzhilfen und/oder durch die Verletzung der Maastrichter Verschuldungskriterien zu befreien. Mithilfe und im Namen der gemeinsamen Währung übertragen sie die Verantwortung und Last der eigenen wirtschaftlichen Probleme auf die reicheren Mitglieder der Währungsunion. (...) Die Chancen, dass sich diese Währung langfristig durchsetzt, stehen fünfzig zue fünfzig. Die Einführung der gemeinsamen Währung ist dazu geeignet, genau die nationalistischen Stimmungen hervorzurufen, die die Väter der europäischen Einheit ein für allemal ausschließen wollten.“
Wenn man diese Zeilen liest, könnte man meinen, es handle sich um eine prägnante Analyse der Ursachen und Auswirkungen der Eurokrise. Doch dieses Statement stammt aus dem Jahr 2002, als von einer Krise noch weit und breit nichts zu sehen war. Der Verfasser dieser Prognose ist Dr. Peter Robejsek. Der Ökonom, Soziologe, Politikwissenschaftler, Dozent und Publizist befasst sich seit über 25 Jahren mit der Analyse der wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen. „Ich habe gelernt, dass man nur dann zu schlüssigen Erkenntnissen kommt, wenn die Ausgangssituation mit kalter Leidenschaft präzise analysiert wird“, so Robejsek.
Dass es sich bei seiner fast schon prophetischen Einschätzung über die Zukunft der Eurozone um keine Eintagsfliege handelt, bewies Dr. Robejsek bereits zuvor. Im Gegensatz zur überwiegenden Mehrheit der Ostforscher prognostizierte er in mehreren Publikationen und einer Buchveröffentlichung den Untergang des Kommunismus in Osteuropa – vier Jahre bevor dieses Ereignis tatsächlich eintrat.
Stationen einer Karriere
Gebürtig und aufgewachsen in Prag, studierte Dr. Robejsek an der dortigen Karlsuniversität Soziologie und Sozialpsychologie. Nach seinem Studium war er zunächst für die Tschechoslowakische Akademie der Wissenschaften tätig, bevor er an der Universität Hamburg ein Studium der Volkswirtschaftslehre, Sozialpsychologie und Soziologie abschloss. Von 1982 bis 1998 war Robejsek wissenschaftlicher Mitarbeiter und von 1998 bis 2007 Direktor des Internationalen Instituts für Politik und Wirtschaft. 1999 habilitierte er an der Universität Osnabrück im Fach Politische Wissenschaften. Seit Juli 2007 fungiert das Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft Club of Rome als freiberuflicher Analytiker und Berater.