Institutional Money, Ausgabe 2 | 2023

A lle drei Jahre nimmt die Europäische Aufsichtsbe- hörde für das Versicherungswesen und die betrieb- liche Altersversorgung (EIOPA) Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung (EbAV) in die Mangel, um allfällige Schwächen und Risiken möglichst frühzeitig zu erkennen.Das Instrument ihrer Wahl für die Kontrolle heißt „Stresstest“, und schon das Wort dürfte bei vielen betroffenen Akteuren Stresssymptome auslösen – nicht zuletzt deshalb, weil die Bandbreite der Risiken weiter wächst. So stand etwa beim jüngsten Stresstest erstmals auch die Resilienz von EbAV im Zusammenhang mit Risiken des Klimawandels auf dem Programm. Die Spezifikationen des adversen Szenarios wurden diesmal vom Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) bereitgestellt. Vom 4. April bis zum 13. Juni 2022 hatten die Pensions- einrichtungen Zeit, die Stressszenarien zu berechnen und ihre Ergebnisse an die jeweils zuständige nationale Aufsichts- behörde zu übermitteln. „Im Interesse einer umfassenderen Sichtweise hat die EIOPA einen holistischen Bilanzansatz verwendet. Die Aus- wirkungen des adversen Szenarios wurden nicht nur auf die Vermögensanlagen der EbAV, sondern auch auf ihre lang- fristigen Verbindlichkeiten berechnet“, teilt die EIOPA mit. Die Behörde hat die Ergebnisse am 13. Dezember 2022 veröffentlicht und fasst sie wie folgt zusammen: • Der erste Klimastresstest des Sektors auf EU-Ebene zeigt, dass EbAV den Transitionsrisiken in erheblichem Ausmaß ausgesetzt sind. • Das Stresstestszenario führte zu einem deutlichen Rück- gang der Vermögenswerte um 12,9 Prozent, was Bewer- tungsverluste von rund 255 Milliarden Euro bedeutet. • Nach dem Schock liegen die Deckungsquoten in DB- Systemen in den meisten Mitgliedsstaaten nach wie vor über 100 Prozent, was zum Teil auf starke Positionen vor dem Schock zurückzuführen ist. Der Finanzierungsstatus von DC-Systemen ist per Definition ausgeglichen. • Über 90 Prozent der EbAV berücksichtigen ESG-Faktoren bei der Festlegung ihrer Anlagepolitik. Trotzdem stoßen EbAV nach wie vor auf Hürden bei der Anlage in klima- risikosensitive Sektoren. Nun bemühen sich die Aufsichtsbehörden der einzelnen Mitgliedsstaaten, die Ergebnisse des Stresstests zu interpretie- ren und ihre Schlüsse daraus zu ziehen. Anzumerken ist, dass dieser Stresstest der erste in der Zuständigkeit der EIOPA war, der sich mit Klimawandel- szenarien beschäftigt hat, und er zeigt, wie vielschichtig und teilweise diffus das Bild aus den verschiedenen Nachhaltig- keits-Blickrichtungen wahrgenommen wird. Es ist vermut- lich kein Zufall, dass sich das Thema der „Greenwashing“- Gefahren für die Produktanbieter mittlerweile so durch die Branche zieht, dass ihm in diesem Heft ein eigener Beitrag gewidmet ist. 187 teilnehmende EbAV Am Klimawandelstresstest teilnehmen mussten alle EbAV innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR), die per Ende 2020 ein Volumen von mehr als 500 Millionen Euro aufwiesen. Entsprechend waren 187 EbAV aus 18 Län- dern mit von der Partie, darunter 21 aus Deutschland. Zu- sammen betrafen sie Assets in der Höhe von 1,98 Billionen Euro, was einer Marktabdeckung von 65,3 Prozent ent- spricht. Aus Sicht der BaFin zeigen die Ergebnisse, dass sich durch den Klimawandel wesentliche Risiken für EbAV aus der Kapitalanlage ergeben können. „EbAV müssen sich daher künftig noch intensiver mit den Risiken des Klima- wandels auseinandersetzen. Dabei kann es übrigens auch In einem Klimawandelstresstest hat die EIOPA überprüft, wie widerstandsfähig Pensionseinrichtungen (EbAV) gegenüber Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel sind. Stressige Tests 268 N o . 2/2023 | institutional-money.com STEUER & RECHT | Klimastresstest FOTO: © JENS ERBECK Das Stresstest- szenario führte zu einem Rückgang der Vermögenswer- te um 12,9 Prozent. » EbAV müssen sich künftig noch intensiver mit den Risiken des Klimawandels auseinandersetzen. « Andreas Seiltz, Leiter für die BaFin-Abteilung „Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung und Krankenversicherung“

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