Institutional Money, Ausgabe 2 | 2023
D er Investitionsbedarf im Infrastrukturbereich und im privaten Sektor ist enorm – insbesondere angesichts der angestrebten Transformation. Damit mehr privates Geld dorthin fließen kann, wollte der Gesetzgeber dem Kapitalmarkt den Weg ebnen und führte imDezember 2015 European Long-Term Investment Funds (ELTIFs) ein, die sich als spezielles Fondsvehikel für lang- fristige, illiquide Assets eignen sollten. Danach hätten eigentlich munter ELTIF-Produkte auf- gelegt und mittels EU-Pass europaweit vertrieben werden können, aber es tat sich wenig in diesem Bereich. Natürlich braucht es eine gewisse Zeit, bis ein neues Vehikel tatsäch- lich genutzt wird, und 2021 gab es auch einen gewissen Aufmerksamkeitsschub für ELTIFs; trotzdem befinden sich aktuell lediglich 89 Fonds auf der ELTIF-Liste der European Securities and Markets Authority (ESMA), und das ist für den gesamten EU-Raum nicht viel. Bisher überwiegt Skepsis Die neue Fondsstruktur traf nicht so recht den Geschmack des Marktes: Institutionelle Anleger hatten andere bewährte Vehikel wie den Spezialfonds, mit denen sie illiquide Assets abbilden können; und für Privatanleger gestaltete sich der ELTIF-Vertrieb schwierig, weil der Anlegerschutz sehr hoch gehalten wurde. So übte sich der Markt in Zurückhaltung. Ab Oktober 2020 hat die EU-Kommission im Konsulta- tionsverfahren Feedback aus dem Markt eingeholt und die Anregungen in ihr ELTIF-Update einfließen lassen.Die neue ELTIF-2.0-Verordnung wurde am 20. März 2023 im EU- Amtsblatt veröffentlicht, und die Vorschriften werden am 10. Januar 2024 zur Anwendung kommen. Der Markt ist sich unsicher, ob bereits jetzt ELTIFs nach den neuen Re- geln aufgelegt werden können. „Das wird in den einzelnen EU-Ländern offenbar unterschiedlich gehandhabt“, erklärt Markus Pimpl,Managing Director Client Solutions bei der Partners Group, einem der ELTIF-Pioniere. Update bringt Flexibilisierung Das Regulierungs-Update ruft in weiten Teilen des Marktes positive Reaktionen hervor. „Die EU-Gesetzgeber haben die Attraktivität des ELTIF deutlich erhöht. Dazu gehört eine größere Flexibilität unter anderem bei den Anlagegrenzen und der Wahl der Anlageklassen. Der neue ELTIF bietet institutionellen Anlegern einen zusätzlichen Weg, um stär- ker in alternative Anlagestrategien, zum Beispiel in Infra- struktur, investieren zu können“, erklärt ein Sprecher des deutschen Fondsverbands BVI. Ob institutionelle Investoren nun auf den ELTIF-Zug springen, wird sich zeigen. Viele von ihnen haben sich illi- quide Assetklassen wie Infrastruktur, Private Equity und Pri- vate Debt bereits durch andere Vehikel erschlossen. Trotz- dem bietet ihnen der neue ELTIF Vorteile: „Natürlich machen institutionelle Investoren ihre Due Diligence. Aber der ELTIF ist ein reguliertes und sehr transparentes Produkt, mit dem sie noch ruhiger schlafen können als mit den ansonsten genutzten Strukturen“, meint Markus Pimpl. Auch Harald Klug, Leiter institutionelles Geschäft für Black- rock Deutschland, Österreich und Osteuropa, ist zufrieden mit der ELTIF-Neufassung: „Wir sehen Zuspruch in unseren ELTIF-Produkten durch institutionelle Investoren. Für diese war die Spezialfondsfähigkeit schon immer ein attraktives Merkmal des ELTIF. Die Neuerungen, insbesondere die Möglichkeit von Dachfondsstrukturen, haben den ELTIF nun noch attraktiver gemacht“, so Klug. Dies sei insbesonde- re für diejenigen Kunden wichtig, die noch keine Luxem- burg-Struktur für Alternatives aufgebaut haben, vorwiegend Die Verordnung für European Long-Term Investment Funds (ELTIFs) erfuhr im März 2023 ein Update , das dieses spezielle Vehikel für illiquide Assets deutlich flexibler macht. Davon dürften sowohl Produktanbieter als auch Investoren profitieren. Mehr Spielraum 258 N o . 2/2023 | institutional-money.com STEUER & RECHT | ELTIFs FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH » Mit der flexibleren Struktur für ELTIFs sind jetzt Multi-Alternatives-Produkte noch einfacher möglich. « Harald Klug, Leiter institutionelles Geschäft für Blackrock Deutschland, Österreich und Osteuropa ELTIF-2.0-Fonds können insbesondere für kleinere Investo- ren interessant sein, die sich bisher auf den liquiden Bereich fokussiert haben.
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