Institutional Money, Ausgabe 2 | 2023
D as Thema „Waschen“ ist in letzter Zeit in den Fokus gerückt – meistens im Zusammenhang mit bunten Farben. „Greenwashing“ ist dabei der am häufigsten genutzte Begriff, aber Pink-, Blue- und Social Washing gibt es auch.Damit einher geht eine gewisse Angst, nämlich die Angst, des Greenwashings bezichtigt zu werden. Neben juristischen Konsequenzen drohen auch Reputa- tionsschäden, die erheblich sein können. Wake-up Call für die Branche Der Greenwashing-Vorwurf gegen die DWS, der seit Mai 2022 sowohl von Finanzaufsichtsbehörden als auch von der deutschen Strafverfolgungsbehörde aufgegriffen wurde, um ein häufig angebrachtes Beispiel zu nennen, hat weniger Häme in der Branche erzeugt, als man hätte denken kön- nen. Vielmehr hat er allgemein das Bewusstsein geschärft, dass man selbst das nächste Opfer eines solchen Vorwurfs werden könnte. In der Folge des Greenwashing-Vorwurfs gab der Aktienkurs der DWS um rund ein Drittel nach, und CEO Asoka Wöhrmann trat im Juni 2022 zurück. Solche Konsequenzen will jedes Unternehmen vermeiden. Kaum jemand wird bestreiten, dass die Asset Manager an der Angst vor Greenwashing-Vorwürfen, die jetzt umgeht, nicht völlig unschuldig sind. Einige haben in der Vergangen- heit das Nachhaltigkeitsthema sehr stark in ihren Marketing- fokus genommen, sodass es in den Marketingunterlagen teil- weise schon rechts und links grün runterlief. Aber auch wenn die ESG-Fokussierung womöglich überbetont wurde, wollen die Produktanbieter jetzt gern wissen, wo genau die Greenwashing-Grenze verläuft. Die European Securities and Markets Authority (ESMA) bemüht sich aktuell um eine Grenzziehung und hat ihren Leitlinienentwurf zu ESG, Fondsnamen und Greenwashing zur Konsultation gestellt ( siehe Kasten ).Mit den Ergebnissen möchte die Aufsichtsbe- hörde ein besseres Verständnis von Greenwashing erhalten und dann entsprechende aufsichtliche Maßnahmen ablei- ten. Definition „Greenwashing“ Zunächst eine Definition für Greenwashing, hier vom deutschen Umweltbundesamt: „Der Versuch von Organisa- tionen, sich insbesondere durch Maßnahmen im Bereich Kommunikation und Marketing ein ,grünes‘ bzw. ,nachhal- tiges‘ Image zu geben, ohne entsprechende nachhaltigkeits- orientierte Aktivitäten im operativen Geschäft tatsächlich sys- tematisch umzusetzen.“ Frank Wettlauffer, der Gründungsmitglied des Forums Nachhaltiger Geldanlagen (FNG) ist und lange Zeit als dessen Vorstandsmitglied tätig war, hat eine andere: „Green- washing ist, wenn zwei Menschen unterschiedliche Auf- fassungen von Nachhaltigkeit haben und man seinem Gegenüber sagt, dass er Greenwashing betreibt, weil er nicht dieselbe Auffassung hat wie man selbst.“ Auch wenn dieser Erklärung ein gewisser Sarkasmus innewohnt, zeigt sie: Allgemein anerkannte Normen sind rar, und genau hier liegt das Problem. Politisch geprägter Begriff „Nachhaltigkeit“ Die Problematik an verschiedenen Nachhaltigkeitsbegriffen ist, dass es sich um politische Begriffe handelt, die je nach Denkweise unterschiedlich gedeutet werden. Ex-Head of Responsible Investing bei der HSBC und FT-Starkolumnist Stuart Kirk erklärte dazu auf dem Institutional Money Kon- gress am 18. April in Frankfurt. „Niemand würde einen Asset Manager verklagen, wenn er zwei Growth-Titel in einem Value-Fonds hat.“ Bei einem nachhaltigen Fonds sei das anders. Es macht nämlich einen Unterschied, ob man seine Value-Strategie im Marketing überbetont oder seine Was genau ist nachhaltig, was nicht? Was ist als Greenwashing zu ahnden, was lässt man durchgehen? Das Thema ist nicht neu, aber juristische Definitionen müssen erst noch gefunden werden. Definitions suche 248 N o . 2/2023 | institutional-money.com STEUER & RECHT | Greenwashing – juristisch betrachtet Greenwashing unter- gräbt die Glaubwür- digkeit von grünen oder nachhaltigen Anlageprodukten und wird daher zu Recht angeprangert. » Mit dem Bemühen, Greenwashing zu unterbinden, wird viel zu viel Energie, Aufmerksamkeit und tatsächliche Umsetzung von Nachhaltigkeit blockiert. « Dr. Oliver Roll, Inhaber des Beratungsunternehmens 4AlphaDrivers und Leiter des Deutschlandgeschäfts für Pareto Asset Management
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