Institutional Money, Ausgabe 2 | 2023

U m die Qualität eines Fondsmanagements beurtei- len zu können, benötigt man Benchmarks. Kennt man ihre Preise und die Portfoliozusammenset- zungen, kann man ähnlich anlegende Produkte miteinan- der vergleichen sowie passenden Marktindizes gegenüber- stellen. Datenprovider, wie Morningstar, Bloomberg oder Mountain-View liefern die entsprechenden Fonds- und Marktdaten, so weit, so bekannt; bei Spezialfonds sieht das hingegen anders aus. Sie müssen ihre Zahlen und Daten nicht veröffentlichen, weil sie nur für einen oder einige we- nige institutionelle Investoren aufgelegt und betreut werden. Diese erhalten die Zahlen, die sie benötigen, selbstverständ- lich in den gewünschten Intervallen, Dritten sind sie aber nicht zugänglich. Und das macht einen Vergleich mit ähn- lich anlegenden Spezialfonds oder gar einer aggregierten Benchmark schwierig bis unmöglich. Lichtschein in die Blackbox „Wir wollen mehr Transparenz in das Geschäft der Wertpa- pier-Spezialfonds bringen“, erklärt ein BVI-Sprecher. Daher hat der deutsche Fondsverband BVI im Februar 2023 einen neuen Spezialfondsindex ins Leben gerufen.Der neue Index aggregiert Zahlen zur Wertentwicklung von offenen Wert- papier-Spezialfonds und rechnet die monatlichen Perfor- mancedaten bis 2009 zurück. Dass die Daten bis 2009 zu- rückgerechnet werden, liegt daran, dass es zu diesem Zeit- punkt methodische Änderungen bei der Datenerhebung des BVI gab und daher ab 2009 ein konsistentes Datenset ohne Bruch in den Zeitreihen zur Verfügung steht. „Für uns als BVI-Mitglied ist es interessant,mal zu sehen, wie sich der Gesamtmarkt der offenen Wertpapier-Spezialfonds ent- wickelt. Das gibt uns einen Einblick, was die anderen Anbieter in etwa treiben und wo wir uns vom Mix der Anlagen und vom Risiko her im Markt bewegen“, erklärt Frank Stefes, Leiter des institutionellen Geschäfts bei State Street Global Advisors für Deutschland und Österreich. Sehr grober Durchschnitt Helles Operationslicht mag der neue Index vielleicht nicht in die Blackbox der Spezialfonds bringen, aber immerhin den Schein einer Taschenlampe: Er gibt lediglich die durch- schnittliche Wertentwicklung der rund 2.700 von deutschen Anlegern gehaltenen Anteile an Wertpapier-Spezialfonds wider. Für die Indexberechnung schätzt der BVI die monat- liche Rendite der einzelnen Fonds auf Grundlage der Veränderung des Fondsvermögens, der Mittelzu- und -abflüs- se sowie der Ertragsausschüttungen. Daraus errechnet der Verband das arithmetische Mittel der Fondsrenditen und veröffentlicht die so gewonnenen Performancedaten quar- talsweise. Es findet weder eine Gewichtung nach Fonds- volumina statt, noch wird die Asset-Struktur berücksichtigt. „Die jeweilige Zusammensetzung des Vermögens der Spezialfonds kennen wir nicht“, erklärt ein BVI-Sprecher, warum die Anlagestrategie nicht berücksichtigt wird. Er lässt aber anklingen, dass die Ausgestaltung des Index mit der Zeit noch differenzierter werden kann. Banken-Spezialfonds liegen vorn Möglich ist allerdings eine Betrachtung nach den unter- schiedlichen Asset Ownern. „Die Fondsgesellschaften mel- den uns für jeden Spezialfonds die überwiegende Anleger- gruppe. Daher können wir den Index für die jeweilige Anlegergruppe herunterbrechen. Auch diese Subindizes veröffentlichen wir“, erklärt der BVI-Sprecher. Das Ergebnis sieht wie folgt aus: Seit Ende 2009 haben alle wesentlichen Anlegergruppen Renditen von 4,1 Prozent pro Der BVI stellt seit Februar 2023 einen neuen Index für offene Wertpapier-Spezialfonds zur Verfügung. Dieser Spezialfondsindex wird als politisch motiviertes Instrument gesehen, wirft aber doch etwas Licht in die Blackbox „Wertpapier-Spezialfonds“. Mehr Licht ins Dunkel 212 N o . 2/2023 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | BVI-Spezialfondsindex FOTO: © STATE STREET GLOBAL ADVISORS Öffentlich zugäng- liche Informationen über die Perfor- mance von Spezial- fonds sind ansons- ten rar gesät. » Für uns als BVI-Mitglied ist es interessant zu sehen, wie sich der Gesamtmarkt der offenen Wertpapier-Spezialfonds entwickelt. « Frank Stefes, Leiter des institutionellen Geschäfts bei State Street Global Advisors für Deutschland und Österreich

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