Institutional Money, Ausgabe 2 | 2023

K urz nachdem bekannt wurde, dass die Bank in Schieflage geraten war, setzte ein panischer Run auf die Kontogelder ein. Angst machte sich breit, dass der Zusammenbruch des Instituts bislang versteckte Risse im Finanzsystem aufreißen könnte. Spätestens als eine der größten europäischen Banken nicht mehr allein überle- bensfähig schien und von einem großen Konkurrenten übernommen wurde, waren die Sorgen um Kontaminie- rungseffekte auf Europa übergeschwappt. Die hier geschilderten Ereignisse umreißen den Zusam- menbruch der SVB (Silicon Valley Bank).Wer dabei jedoch an Ereignisse aus dem vorigen Jahrhundert – oder davor – erinnert wird, findet bei Harvard-Ökonomin Carmen Rein- hart argumentatorischen Rückenwind: Die Nobelpreis- Aspirantin ging im Rahmen ihrer Keynote auf dem Institu- tional Money Kongress 2023 auch auf das Drama rund um die SVB ein und ordnete es „als eine Bankenkrise wie aus dem 19. Jahrhundert ein“, als isoliertes Ereignis, bei dem eine Bank ein zu hohes, konzentriertes Risiko fährt und zah- lungsunfähig wird. Wichtig ist dabei das Adjektiv „isoliert“. Wie wir heute wissen, hatte Reinhart recht. Schnelle Maß- nahmen der Notenbanken und die entschlossene Über- nahme der Credit Suisse durch die UBS verhinderten eine transatlantische Vertrauenskrise. Während der Bankensektor relativ unbehelligt blieb, gab es an Nebenfronten dennoch den einen oder anderen Kol- lateralschaden. So schlitterte der schwedische Pensionsfonds Alecta in eine schwere Krise, nachdem bekannt wurde, dass der Fonds mehrere Milliarden Kronen in die SVB und an- dere in Probleme geratene US-Spezialbanken investiert und verloren hatte. Neben den Konsequenzen für das Manage- ment steht nun auch eine Neuausrichtung der Investment- strategie ins Haus. So soll das Risiko spürbar nach unten gefahren werden, was auf eine Desinvestition im Aktien- segment hinauslaufen kann.Diese Assetklasse macht bislang 35 Prozent des Alecta-Portfolios aus. Laut Mikhail Samonov und Nonna Sorokina, den Auto- ren der brandneuen Studie „A Century of Asset Allocation Crash Risk“, stellt ein solches Verhalten unter institutionellen Investoren keinen Einzelfall dar – ganz imGegenteil: „Inves- toren schaffen es oft nicht, ihre ursprüngliche Asset Alloca- tion für die gesamte Dauer ihres Investmenthorizonts durch- zuhalten“, wie Samonov von Two Centuries Investments fest- hält. Meist werden Strategiewechsel – im radikalsten Fall in Form eines Marktaustrittes – vollzogen, weil „ein Mangel an Information darüber herrscht, welche Risiken in den jewei- ligen Assetklassen tatsächlich stecken“, wie Sorokina von der Pennsylvania State University ausführt. Das kann wiederum zu unangenehmen Überraschungen auf der Ertragsseite führen. Verständliche Maximalverluste Doch wie kann man sich gegen solche Überraschungen wappnen, wie das vorhandene Risiko richtig einschätzen? Hier gibt es diverseste Risikokennzahlen, Volatilitätsmaße, Standardabweichungen etc. An dieser Stelle merkt man aber, dass mit Samonov ein Praktiker am Werk ist: „Derart komplexe Risikomaße effektiv an Investoren zu vermitteln, ist schwierig.“ Die einfache Kennzahl „Maximalverlust“ ist hingegen laut Samonov „nicht nur intuitiv leicht zu erfas- sen, sie hat sich auch als guter Prognosefaktor herausgestellt.“ Die daraus abgeleitete These: Wenn Investoren ausrei- chend über mögliche Maximalverluste informiert sind, sinkt die Wahrscheinlichkeit, von einem Marktabschwung über- rascht zu werden und aus dieser Stresssituation heraus eine falsche Entscheidung zu fällen. Aus Sicht der Autoren steigt Oft können institutionelle Investoren ihre Langfriststrategien nicht über den gesamten Anlagehorizont durchhalten, wie das jüngste Beispiel rund um den schwedischen Pensionsfonds Alecta zeigt. Das hat mitunter gravierende Folgen. 100 Jahre Crashrisiko 192 N o . 2/2023 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Crashrisiken FOTO: © TWO CENTURIES INVESTMENTS » Investoren schaffen es oft nicht, ihre ursprüngliche Asset Allocation für die gesamte Dauer ihres Investmenthorizonts durchzuhalten. « Mikhail Samonov, Two Centuries Investments

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