Institutional Money, Ausgabe 2 | 2023

G eopolitische Verwerfungen haben die Friedens- ökonomien des Westens – darunter nicht zuletzt Deutschland und Österreich – auf dem falschen Fuß erwischt. Angesichts der enorm gestiegenen kurzfristi- gen Risiken sind die BIP-Prognosen des ifo Instituts für das laufende Jahr allerdings weniger dramatisch, als man noch vor einem Jahr gedacht hätte. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich Europas Politik und Wirtschaft resilienter und anpassungsfähiger gezeigt haben, als ursprünglich ange- nommen wurde. Wie ifo-Präsident Clemens Fuest auf dem Institutional Money Kongress darlegte, bedeutet das aber für Deutsch- land noch lange nicht, dass alles eitel Wonne ist. Die hart- näckig hohen Inflationsraten und die damit einhergehen- den steigenden Zinsen stellen ein kurzfristig relevantes Risi- koszenario dar. Mittel- bis langfristig drohen Missverständ- nisse um den Atomstrom,mangelnde Wettbewerbsfähigkeit im digitalen Bereich und volkswirtschaftliche hohe Kosten bei der Umstellung der Lieferketten zu ernsthaften Heraus- forderungen zu werden. HANS WEITMAYR Kapriolen am Gasmarkt und enger geschnallte Gürtel Furchterregende Preisschwankungen am Gasmarkt … … wurden mit verändertem Nachfrageverhalten beantwortet. … in der Nacht …“ Sorgen um Deutschland trieben Heinrich Heine einst in die Schlaflosigkeit. ifo-Chef Clemens Fuest machte sich am Institutional Money Kongress zwar auch Gedanken, packte diese aber in eine messerscharfe Analyse. „Denk ich an Deutschland … Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts, zeigte sich bei seiner Keynote Speech am Institutional Money Kongress erleichtert über das relativ geringe Minus bei den aktuell erwarteten BIP-Prognosen für 2023: „Das hätte deutlich schlimmer ausfallen können“, so der Ökonom. Auch die Geschäftserwartungen verbesserten sich zuletzt. Quelle: ifo Befürchtet wurde ein Kollaps der europäischen Volkswirtschaften infolge der explodierenden Gaspreise. Tatsächlich zeigten sich diese flexibler und resilienter als zuvor angenommen. So ging erstens der Verbrauch von Gas teils sehr deutlich zurück. Zweitens zeigte sich die Industrieproduktion recht unbeeindruckt. Quelle: ifo 70 80 90 100 110 I 2023 I 2022 I 2021 I 2020 I 2019 I -6 % -5 % -4 % -3 % -2 % -1 % 0 % 1 % 2 % 3 % 4 % 5 % 2024 2022 2020 2018 2016 2014 2012 2010 2008 2006 2004 2002 2000 0,4 % 2,2 % 2,2 % 2,7 % 1,5 % 1,0 % 1,1 % 2,6 % -3,7 % 1,8 % 1,6 % -0,1 % ifo Geschäftsklima Jahresdurchschnittliche Veränderung gegenüber dem Vorjahr Beurteilung der Geschäftslage Geschäftserwartungen BIP Deutschland 2023 2022 Feb. -60 % -40 % -20 % 0 % 20 % 0 50 100 150 200 250 300 350 THE Day Ahead THE Day Ahead Vorkrisenniveau Industrielle Produktion Gasverbrauch THE Future (M + 1) Gaspreise Großhandel in EUR/MWh Q4 2022 vs. Q4 2021 in Prozent Slowakei Belgien Tschechien Däne- mark Öster- reich Deutsch- land Rumänien Italien Griechen- land Finn- land Portugal Polen Nieder- lande Frank- reich Kroatien Spanien Bulgarien Ungarn Schweden 166 N o . 2/2023 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Managed Futures Hoffnung, dass das Licht am Ende des Tunnels nicht von einem entgegenkommenden Zug stammt Die Prognosen für das laufende Jahr sehen einen milden Rückgang des BIP-Wachstums voraus.

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