Institutional Money, Ausgabe 2 | 2023
E in Trend im institutionellen Anlagegeschäft besteht seit vielen Jahren darin, dass die eigentlichen Invest- mententscheidungen an externe Manager ausgela- gert werden. Das gilt vor allem für Alternative Investments, wie die im Jahr 2020 erschienene Studie „Internal vs. External Management for State and Local Pension Plans“ gezeigt hat. Klassische Beispiele für den Einsatz externer Manager sind also Pensionsfonds beziehungsweise Pensionskassen, die sehr hohe Kapitalbeträge verantworten. Gleichzeitig überprüfen diese Investoren regelmäßig, wie die Performance der selek- tierten Manager aussieht, und ziehen notfalls die Reißleine. Hire and Fire Von welchen Faktoren die Auswahl externer Manager im Wesentlichen abhängt, ist bereits aus früheren Untersuchun- gen bekannt. Es sind die bisher erzielten Leistungen, persön- liche Beziehungen sowie Empfehlungen von Investment Consultants. Man weiß jedoch wenig darüber, aus welchen Gründen die Manager wieder gefeuert werden.Das liegt vor allem daran, dass dieses Thema negativ behaftet ist. So fürch- ten Investoren, dass ihre einstigen Auswahlentscheidungen in einem schlechten Licht erscheinen könnten, während Manager ihren guten Ruf in Gefahr sehen. Dement- sprechend haben beide Seiten keinen Anreiz, ihre Daten zu dieser Frage zu veröffentlichen, wie Amit Goyal, Ramon Tol und Sunil Wahal in ihrer Studie „Forbearance in Institutio- nal Investment Management: Evidence from Survey Data“ schreiben. Dabei ist der Austausch eines Managers nicht un- bedingt negativ einzuschätzen, sondern kann durchaus im Interesse der Anspruchsberechtigten des Investors sein.Denn würden Manager mit schlechter Leistung überhaupt nicht gefeuert, müssten sie das Ganze letztlich ausbaden. Umge- kehrt ist aber auch eine zu starke Fluktuation von Managern aus Sicht der Anspruchsberechtigten wenig wünschenswert, da dies ebenso mit hohen Kosten verbunden sein kann. Umfangreiche Datenbasis Die Entscheidung von Investoren, einen externen Manager zu halten oder auszutauschen, sollte also durchdacht sein und im Interesse der Anspruchsberechtigten erfolgen. Doch wie sind der typische Zeithorizont und die vorhandene Geduld von institutionellen Anlegern nun einzuschätzen? Um das zu ergründen, braucht es eine aussagekräftige Daten- basis. Deren Auswertung dürfte sowohl externe Manager als auch Investoren interessieren.Genau hier knüpfen die Auto- ren der genannten Studie an. Sie greifen auf eine direkte Be- fragung von 218 institutionellen Anlegern aus 22 Ländern zurück.Diese wurde von Institutional Investor durchgeführt und repräsentiert Kapitalanlagen von mehr als 4,1 Billionen US-Dollar. Die einbezogenen Institutionen werden dabei in vier großen Gruppen zusammengefasst: Stiftungen, Finanz- institute, private Fonds und öffentliche Fonds. Die Autoren schreiben, dass in den Analysen verschiedene Schritte unter- nommen wurden, um sicherzustellen, dass die Daten sicher und vertraulich behandelt werden. Interessante Resultate Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung ist, dass institutio- nelle Anleger geduldiger sind als oft vermutet.Das zeigt sich anhand der vergleichsweise langen Dauer, für die Manager involviert bleiben. So geben bei Aktien und festverzinslichen Wertpapieren mehr als zwei Drittel der Befragten eine Haltedauer von über fünf Jahren an. Sogar bei Hedgefonds sind demnach immerhin 42 Prozent mehr als fünf Jahre an In einer umfangreichen Erhebung unter institutionellen Anlegern wurde untersucht, was passieren muss, dass sie sich von externen Managern trennen. Die Analyse zeigt vor allem ein überraschend hohes Maß an Geduld – vor allem in den USA. Geduldige Investoren 146 N o . 2/2023 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Fondsmanagerselektion FOTO: © ARIZONA STATE UNIVERSITY Die Manager- auswahl hängt von bisherigen Leistun- gen, persönlichen Beziehungen und Empfehlungen von Consultants ab. » Die Haltedauern für externe Manager sind unerwartet lang. « Sunil Wahal, Jack D. Furst Professor of Finance, W. P. Carey School of Business, Arizona State University
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