Institutional Money, Ausgabe 2 | 2023

I ndexanlagen sind an den Finanzmärkten heute nicht mehr wegzudenken.Nach Angaben von ETFGI waren per Ende Februar allein in den USA 6,63 Billionen US- Dollar in insgesamt 2.956 ETFs investiert. Hinzu kommen noch einmal fast genau so viele Assets in klassischen US- Indexfonds sowie intern gemanagte Indexmandate institu- tioneller Anleger.Das in den Indexprodukten verwaltete Ver- mögen ist dabei inzwischen weitaus höher als noch vor fünf oder zehn Jahren. Und das, obwohl immer wieder darüber diskutiert wird, wie weit sich der Trend zum „passiven Inves- tieren“ in Zukunft noch fortsetzen kann, ohne dass die Effi- zienz der Märkte beeinträchtigt wird. So zeigten sich in der Vergangenheit etwa Ineffizienzen bei der Aufnahme bezie- hungsweise Herausnahme von Indexmitgliedern. Zwar nahm diese Anomalie trotz der Zunahme der in Indexanla- gen verwalteten Assets überraschend wieder ab und ver- schwand sogar weitgehend von der Bildfläche ( siehe Institu- tional Money 4/2021, Seite 148–156 ). Doch es gibt weitere Effekte, die bislang in Studien untersucht wurden. Dazu zählen der Einfluss von ETFs auf den Gleichlauf von Aktien, die in den abgebildeten Indizes enthalten sind, sowie ihr Effekt auf Volatilität und Liquidität von Indexmitgliedern. Sammelbecken für Dividenden Einen weiteren interessanten Effekt beschreiben nun die drei Autoren Pekka Honkanen, Yapei Zhang und Tong Zhou in ihrem Paper „ETF Dividend Cycles“. Sie unter- suchen, wie US-ETFs die Ausschüttungen managen, die sie von den Indexunternehmen im Portfolio erhalten. Die zugrunde liegenden Daten zu den Terminen und zur Höhe der Dividenden aller börsennotierten US-Aktien und ETFs stammen vom Center for Research in Security Prices (CRSP) und von Compustat. Darüber hinaus aggregieren die Autoren verschiedene Datenquellen, mit denen sie die Bestände von ETFs und Geldmarktfonds nachvollziehen können. Fast börsentäglich erfolgen der Studie zufolge Dividen- denzahlungen einzelner Firmen. Diese werden zunächst für eine Weile angesammelt und dann an festgelegten Stichta- gen gebündelt an ETF-Anleger ausgeschüttet. In den meis- ten Fällen erfolgt das quartalsweise, aber nicht selten auch monatlich oder jährlich ( siehe Grafik „Quartalstakt domi- niert“ ). Je nachdem, wie weit diese Termine auseinanderlie- ETFs parken Dividenden, die ihnen zufließen, bis sie sie in Geldmarktfonds selbst ausschütten. Die Zuflüsse erfolgen dabei allmählich, während die Abflüsse am Zahltag abrupt sind. Das wirkt sich sogar auf liquide kurzfristige Staatsanleihen aus. Kapitalabfluss mit Folgen Wachsendes Sammelbecken Anteil an Dividenden, die ETFs zufließen ETFs absorbieren einen zunehmenden Anteil der Unternehmens- dividenden. Die Abbildung zeigt, welcher Anteil an Dividenden von börsennotierten US-Unternehmen im Zeitablauf in ETFs floss und dann an deren Anleger ausgeschüttet wurde. Quelle: Honkanen, P. / Zhang, Y. / Zhou, T. (2023), ETF Dividend Cycles, S. 10 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 0 % 2 % 4 % 6 % 8 % Anteil in Prozent 142 N o . 2/2023 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | ETF-Dividendenzyklen FOTO: © TERRY COLLEGE OF BUSINESS Dividenden- zahlungen werden an festgelegten Stichtagen gebün- delt an ETF-Anleger ausgeschüttet. » Dividendenausschüttungen von ETFs führen zu starken Abflüssen aus Geldmarktfonds. « Pekka Honkanen, Assistant Professor of Finance, University of Georgia – Terry College of Business

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=