Institutional Money, Ausgabe 2 | 2023

Investors“ den Einfluss der Merkmale der dunklen Triade, d.h. psychopathische, machiavellistische und narzisstische Tendenzen, auf das Investitionsverhalten von Hedgefonds- managern. Bislang fehlten jedoch Belege für Narzissmus bei Investmentfondsmanagern. Angesichts der Tatsache, dass mehr als die Hälfte aller amerikanischen Haushalte in min- destens einen Investmentfonds investiert ist und die Mehr- heit der Amerikaner in aktiv gemanagte Fonds anlegt, ist das Fehlen von Belegen über die Rolle des Narzissmus bei der Verwaltung von Investmentfonds überraschend. Doch wird diese Lücke nun durch die Studie von Anna-Lena Bauer, Dominik Scheld und Oscar Stolper geschlossen. Auf der Grundlage eines umfassenden Datensatzes von Interviews mit Fondsmanagern, die in der Datenbank „The Wall Street Transcript“ (TWST) veröffentlicht wurden, wen- den die Autoren Text-Mining-Techniken an, um potenziell narzisstische Tendenzen der einzelnen Fondsmanager mit- hilfe des einzigen unauffälligen in der Experimentalpsycho- logie bestätigten Indikators für Narzissmus zu erfassen. Au- ßerdemwenden sie eine vorsichtige Identifizierungsstrategie an und konzentrieren sich bei ihrer Hauptanalyse auf Fonds, die nur von einem Manager verwaltet werden. Dadurch können sie den Narzissmus einzelner Fondsmanager ein- deutig mit den relevanten Fondseigenschaften der Stilkon- sistenz und der risikobereinigten Performance in Verbin- dung bringen. Die Autoren analysierten insgesamt 507 Fondsmanagerinterviews, die alle zwei Wochen in der TWST-Datenbank zwischen 2012 und 2018 veröffentlicht wurden und die sich eindeutig mit den Morningstar-Daten auf Basis der Fondsmanagernamen abgleichen lassen.Dieses Universum wurde noch eingedampft, da man auf aktive Fonds mit einem einzelnen Manager abstellte. Beispielsweise wurden Jahre, in denen es personelle Veränderungen im Fondsmanagement gab, ausgeschlossen, da sie möglicherwei- se die Ergebnisse verfälschen könnten. Die endgültige Stich- probe umfasst 196 Interviews mit 90 einzelnen Fondsmana- gern, die im Lauf ihrer Amtszeit insgesamt 425 Fonds ver- walteten. Bezogen auf den Gesamtbestand der Fonds um- fasst die untersuchte Stichprobe etwa sechs Prozent der ge- samten Assets under Management der aktiv verwalteten US- Aktienfonds. Der durchschnittliche Fondsmanager in der Stichprobe ist für die Verwaltung eines bestimmten Fonds über einen Zeitraum von etwa fünf Jahren zuständig, weist einen Narzissmus-Wert von 0,41 auf und ist männlich. Es ist anzunehmen, dass Narzissten eher geneigt sind, Interviews zu geben. Daher sollten sie mit größerer Wahrscheinlichkeit in die Stichprobe aufgenommen werden.Wenn, dann wür- de das in dieser Studie ermittelte Narzissmus-Niveau die Obergrenze für Narzissmus unter Fondsmanagern markie- ren.Wie die Verteilung der Narzissmus-Werte aussieht, illus- triert die Grafik „Häufigkeitsverteilung“. Die Berechnung er- folgt nach der von Raskin und Shaw 1988 vorgeschlagenen Methodik dadurch, dass man die Anzahl der Nennungen des Personalpronomens der ersten Person Singular (ich,mei- ner, mir, mich) in einem Interview durch die Anzahl der Nennungen der Personalpronomen der ersten Person Sin- gular und Plural (ich, meiner, mir, mich und wir, unserer, uns, uns) teilt. Die Autoren dokumentieren Belege für einen negativen Einfluss von Narzissmus auf das Ergebnis der Aufgabe, fremde Gelder in Gestalt eines Investmentfonds bestmöglich zu verwalten. Im Einklang mit der Vorstellung, dass die Häufigkeitsverteilung Wie sich der Fondsmanager-Narzissmus verteilt Der Durchschnittswert liegt bei 0,41. Je höher der Wert, desto ausgeprägter ist der Narzissmus des jeweiligen Fondsmana- gers. Es zeigt sich, dass die meisten Fondsmanager zwar keine besonders ausgeprägten narzisstischen Tendenzen aufweisen, einige jedoch in erheblichem Maß. Quelle: Studie 0,0 0,2 0,4 Narzissmus 0,6 0,8 1,0 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % Selbstüberschätzung zählt nicht zu den Charaktereigenschaften, die man sich als Investor von einem Vermögensverwalter wünscht. N o . 2/2023 | institutional-money.com 105 Managerselektion | THEORIE & PRAXIS FOTO: © PSYCHOBEARD | STOCK.ADOBE.COM

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