Institutional Money, Ausgabe 1 | 2019

D ie mehr als 22.000 deut- schen Stiftungen verwalten in Summe rund 68 Milliar- den Euro – im Durchschnitt verwaltet die einzelne Stiftung somit rund drei Millionen Euro. Wenn man weiß, dass Spezialfondsmandate ab einer Größenord- nung von wenigstens 30 Millionen Euro kaufmännisch sinnvoll werden, wird klar, dass viele Stiftungen ein Problem haben. Und zwar gar nicht in erster Linie weil sie zu klein wären – man könnte ja auch Publikumsfonds investieren –, sondern weil auch kleinere Stiftungen teilweise komplexen Anlagerichtlinien folgen müssen. Derartige Einengungen verschlechtern schon seit einigen Jah- ren die Kosten-Rendite-Relation, und dieses Problem dürfte größer werden, denn der Druck in puncto ESG nimmt zu. Dennoch müssen auch Stiftungen ausreichend hohe Erträge erwirtschaften, wollen sie ihren Aufgaben nachkommen. Eine zunehmend populärer werdende Ant- wort der Investoren auf diese Zwangslage ist das Engagement in sogenannten „Poo- lingfonds“. Erster Vertreter dieser besonde- ren Fondsklasse dürfte der EJS Stiftungs- fonds der Evangelischen Johannesstiftung (EJS) aus Berlin sein, an dem neben der EJS mehr als zehn weitere Stiftungen und gemeinnützige Organisationen beteiligt sind. Er verlangt eine Mindestanlage von 200.000 Euro und wurde noch als Spezial- fonds konstruiert. Bei jüngeren Pooling- fonds zeigt sich hingegen ein Trend in Rich- tung Publikumsfonds (siehe Tabelle „Bei- spiele für Poolingfonds“). Von diesen frei zugänglichen Produkten ist der im November 2013 lancierte Bürger- stiftungsfonds der älteste. Ron Große ist Advisor dieses Fonds und erklärt die Be- weggründe für dessen Auflage: „Die Bür- gerstiftung Braunschweig wollte ihre Treu- handanlagen bündeln, benötigte planbare Ausschüttungen und setzte schon damals – 2013 – auf nachhaltiges Wachstum. Außer- dem wollte die Bürgerstiftung keine Black- box, sondern selbst aktiv mitgestalten kön- nen. Die Stiftungen, die sich am Fonds be- teiligen, fühlen sich wohl bei dem Gedan- ken, dass eine große und professionell auf- gestellte Stiftung wie die Bürgerstiftung Braunschweig den Vorsitz im Anlageaus- schuss hat und quasi aufpasst.“ Um alle im Bilde zu halten, führt der Fonds alle zwei Monate eine Anlageausschusssitzung durch, an der viele der Investoren teilnehmen. Dort ist eigens ein Design Thinking Coach zur Moderation engagiert, um einen Konsens beim Nachhaltigkeitsansatz zu finden und diesen weiterzuentwickeln. Um zu zeigen, wie ein Fondskonzept be- darfsgerecht entwickelt werden kann, wird hier das Beispiel des „Smart & Fair-Fonds“ vorgestellt. Dieser derzeit jüngste Pooling- fonds wurde von terre des hommes und der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland initiiert, weil das bestehende Stiftungsfonds- angebot zu wenig auf die Bedürfnisse der Investoren einging. Geburtshelfer dieses Poolingfonds war Frank Wettlauffer, der 13 Jahre lang das Geschäft mit institutionellen Kunden bei der Bank Sarasin geleitet hat und heute als unabhängiger Berater arbeitet. Er erklärt die Gründungsidee: „Bei Pooling- fonds werden mehrere Investoren zusam- Insbesondere unter den Stiftungen etablieren sich seit ein paar Jahren „Poolingfonds“ , die den besonderen Bedürfnissen der Initiatoren gerecht werden und viele Ähnlichkeiten zu Spezialfonds aufweisen. Keine großen Sprünge sind im aktuellen Markt mit den Renditen der Stiftungsfonds machbar. Entsprechend rücken die Kosten in den Fokus. Smart & Fair-Fonds im Vergleich zu den größten Stiftungs-Publikumsfonds. Als Startdatum wurde der 9. März 2018 gewählt, da der Smart & Fair-Fonds erst am 8. März 2018 investieren konnte. Quelle: Bloomberg /www.assetstandard.com 96 % 97 % 98 % 99 % 100 % 101 % 102 % 103 % 104 % DWS Stiftungsfonds LD DEKA Stiftungen Balanced CF Smart & Fair-Fonds KCD Nachhaltigkeit Mix Fair World Fonds Commerzbank Stiftungsfonds Class E 2018 März April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez Jan Feb 2019 FOTO : © P HOTOB ANK | S TOCK . ADOB E . COM » Bei Poolingfonds werden mehrere Investoren zusammengebracht, die ähn- liche Bedürfnisse und Ansichten haben. « Frank Wettlauffer, Consultant und Berater, Koordinator des Smart & Fair-Fonds Gebündelte Kräfte 248 N o. 1/2019 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N : S T I F TUNGS FONDS

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