M.M. Warburg zu Bonds: "Wenn etwas richtig schiefläuft ..."
In einer ungewöhnlich düsteren Prognose stetzt sich Warburg-CIO Christian Jasperneite mit dem Rentenmarkt auseinander. Die Analyse ist schonungslos, könnte Investoren aber dabei helfen, sich auf drohendes Ungemach einzustellen und allfällige Kontaminierungseffekte zu berücksichtigen.

Aus welchen Komponenten sich ein möglicherweise perfekter Sturm zusammensetzt und welche Auswirkungen das auf die Märkte haben könnte, haben wir im Rahmen einer kleiner Bildergalerie für Sie zusammegefasst – bitte einfach weiterklicken.

Unter normalen Umständen: Niemals.
Es existiert also laut dem M.M. Warburg-CIO "nahezu keine Prämie mehr dafür, als Investor eine längere Laufzeit und damit ein höheres Risiko einzugehen. Unter normalen Umständen wäre man als Investor niemals bereit, beispielsweise eine zehnjährige Anleihe zu kaufen, wenn eine Anleihe mit einer Restlaufzeit von einem Jahr die gleiche Rendite bringt. Aber genau das ist bei US-Treasuries aktuell der Fall. Dabei ist eine Anleihe mit einer zehnjährigen Laufzeit deutlich volatiler. Zudem ist die Ungewissheit hinsichtlich einer vollständigen Rückzahlung höher. Was bewegt dann überhaupt noch Investoren, solche Anleihen zu kaufen?"

Verstört abwenden
Für den M.M Warburs CIO ist es also "kein Wunder, dass sich Investoren mit Grauen von italienischen Anleihen abwenden und den sicheren Hafen suchen, indem sie stattdessen deutsche Anleihen kaufen. Spätestens hier stellt sich die Frage, wie lange der Verfall von Renditen noch anhalten kann, bevor mit einer Korrektur zu rechnen ist. Stellt man die Veränderungen der Rendite in Standardabweichungen dar, ist die Antwort eindeutig: Der aktuelle Rückgang ist historisch nicht einmalig; es gibt durchaus noch Potenzial für weitere Rückgänge. Diese Interpretation hat etwas sehr beunruhigendes, denn weiter fallende Renditen auf einem ohnehin schon rekordniedrigen Niveau ergeben nur Sinn, wenn etwas so richtig schief läuft, und man als Investor fast um jeden Preis den sicheren Hafen sucht."
Kontaminierung
Das wiederum könnte laut Jasperneite – so paradox das klingen mag – sogar den Aktienmarkt stützen, obwohl sich die Nachrichtenlage eingetrübt hat. "Die Welt ist wirklich kompliziert geworden", meint der Marktexperte abschließend – und einigermaßen perplex.
"Seit Jahrzehnten gibt es unter Investoren einen emotional geführten Streit über die Frage, ob der Aktien- oder der Rentenmarkt effizienter sei, wenn es um die Verarbeitung von Information geht. Wir tendieren eher zu dem Lager, das die höhere Informationsverarbeitungseffizienz auf der Rentenseite verortet. Sollte diese Sichtweise auch in der aktuellen Marktphase die korrekte Perspektive sein, hätten wir allerdings ein Problem", schreibt M.M Warburg-CIO Christian Jasperneite in seiner jüngsten Markteinschätzung.
Tatsächlich zeigt sich der Top-Manager im Bezug auf den Markt hoch besorgt. Aus welchen Gründen das so ist, was möglicherweise renditetechnisch noch auf die Marktteilnehmer zukommt, und welche paradoxe Kontaminierungseffekte möglicherweise noch ins Haus stehen, haben wir in der oben angeführten Bildgalerie zusammengefasst – bitte entweder hier oder ins oben angeführte Bild klicken.(hw)