Goldman Sachs: Diese vier wichtigen Faktoren müssen Anleger beachten
Institutionelle Investoren sollten vier wichtigen Faktoren unbedingt ihre Aufmerksamkeit schenken, um das Anlagejahr erfolgreich zu meistern. Auch wenn einige gravierende Änderungen und damit entsprechende Risiken drohen, empfiehlt Goldman Sachs Asset Management eine Erhöhung der Aktienquote.

Welche Veränderungsprozesse professionelle Marktteilnehmer 2017 unbedingt am Radarbildschirm haben sollten, wissen Sie spätestens am Ende unserer kurzen, aber informativen Klickstrecke ->

Die größte Veränderung im gegenwärtigen Umfeld ist laut Wilson das Abrücken vom omnipräsenten Globalisierungstrend, der mit immer größeren grenzüberschreitenden Handelsflüssen einherging. Nach Jahren des verlangsamten Wirtschaftswachstums und steigenden Wohlstandsgefälles ist die Unterstützung für Parteien mit populistischeren Botschaften – häufig ausgerichtet auf eine lockerere Fiskalpolitik, Einwanderungsreformen und/oder eine protektionistische Handelspolitik – in den vergangenen Jahren konstant gestiegen.
Der Populismus konnte 2016 mit der Entscheidung Großbritanniens für den Austritt aus der Europäischen Union und der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten zwei wichtige Siege verbuchen. Wilson: „Angesichts ihrer potenziellen Auswirkung auf Europa und der erhöhten Wahrscheinlichkeit, dass die Handelspolitik stärker von Protektionismus geprägt wird, werden wir die Entwicklung populistischer Trends im Jahr 2017 genauestens beobachten.“

„Unser letztjähriger Ausblick war geprägt von geringer Inflation und nominalem Wachstum. Bereits damals zeichnete sich ab, dass bei beiden Faktoren höhere Kennzahlen erwartet werden. Für 2017 ist von weniger Sorgen bezüglich einer potenziellen säkularen Stagnation auszugehen. Stattdessen dürfte in den USA ein Paradigmenwechsel zugunsten eines stärker von der Inflation geprägten Systems zu beobachten sein“, prognostiziert Wilson.
Die Inflationstendenzen und Wahrscheinlichkeit einer restriktiveren Geldpolitik als Gegenreaktion legen laut Wilson nahe, dass die Zinssätze in den USA 2017 weiter steigen werden. Die verschiedenen Sektoren am Aktienmarkt dürften unterschiedlich auf ein Umfeld steigender Zinsen und höherer Inflation reagieren.
Finanztitel sollten sich überdurchschnittlich entwickeln, während sich Aktien, die in der Vergangenheit höhere Erträge oder geringere Volatilität auswiesen, möglicherweise schwächer entwickeln als der breite Aktienmarkt. Dazu zählen die GSAM-Experten u.a. Versorger oder nichtzyklische Konsumgüter. Auch Real-Estate-Investment-Trusts könnten unter Druck geraten. „Wir gehen jedoch von einer teilweisen Kompensierung aus, da eine steigende Inflation zu höheren Mieten führt - im Gegensatz zu den negativen Auswirkungen, die eine Inflation aufgrund steigender Herstellungskosten auf nichtzyklische Konsumgüter haben könnte“, erklärt Wilson.

Die Divergenzen in der Geldpolitik dürften im kommenden Jahr nochmals extremer werden. Nach Einschätzung von GSAM und Wilson wird die US-Notenbank die Zinssätze mindestens zweimal erhöhen, während die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan weiter die Grenzen der Lockerungsfähigkeit ihrer Politik austesten werden. Obwohl sich das Wachstum auf beiden Seiten des Atlantiks weiter schleppend vollzieht, verlagert sich der Schwerpunkt aus zwei Gründen hin zu höheren Staatsausgaben: einerseits als Gegenreaktion auf die jahrelange Sparpolitik, andererseits aufgrund der Erkenntnis, dass es Infrastrukturverbesserungen bedarf. Diese Veränderung könnte für einen besseren Politikmix sorgen, der das Wachstum und die Unternehmensgewinne stützt. Möglich ist allerdings auch, dass Verschuldung und Inflation in die Höhe schnellen und eine höhere Volatilität bei Industrie- und Schwellenländeranlagen entsteht.
EZB-Politik stützt Kurse von Bundesanleihen
„Wir sind überzeugt, dass die geringe Inflation in Europa und die andauernden EZB-Anleihekäufe die Bundesanleihen weiter unterstützen werden“, erklärt Wilson. Im Vergleich zu den USA könnte die abweichende Geldpolitik zudem den Euro in die Parität mit dem US-Dollar treiben.
Ebenso wie die Schwellenländer, die am stärksten unter dem Wandel der Fed-Politik litten, sind die schwächeren Volkswirtschaften am Rande Europas einer volatilitätsbedingten Erhöhung der Kreditkosten ausgesetzt. Allerdings haben einige der schwächeren Schwellenländer ihr gegenwärtiges Leistungsbilanzdefizit mittlerweile reduziert und dürften nun eher in der Lage sein, Belastungen standzuhalten.

Die Aussicht bevorstehender höherer Staatsausgaben hat bereits einige Aufmerksamkeit erregt. Dabei könnte ein Deregulierungsschub sogar noch stärkere Auswirkungen auf das Wachstum und die Märkte im Jahr 2017 haben. So zielen die von Donald Trump in den USA vorgeschlagenen Gesetzesänderungen auf einen verbesserten Kapitalzugang und den Abbau von Barrieren für Geschäftsgründungen ab.
Europa
In Europa wurde die Unterstützung der Unternehmen zugunsten des Brexits von der Sorge über eine ausufernde Regulierung getragen. Zudem haben europäische Finanzinstitute begonnen, sich gegen die Regulierungswelle nach der Krise aufzulehnen. Währenddessen ist China weiterhin auf der Suche nach dem richtigen Mix aus Regulierung und Stimulierung, mit dem Strukturreformen vorangetrieben und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum aufrechterhalten werden soll. „Wir werden daher das Ausmaß der Regulierungsdivergenz in der globalen Wirtschaft und das Potenzial für eine Deregulierung des Wettbewerbs genauestens im Auge behalten“, betont Wilson.
USA
In den USA dürften Änderungen der bestehenden Finanzgesetzgebung das Kreditwachstum anregen und Probleme aufgrund schwieriger Finanzierungsbedingungen lindern. Diese hatten sich aus höheren Zinsen und einer stärkeren Währung ergeben. Eine Lockerung des Regulierungskorsetts dürfte zudem das Kreditwachstum in Europa ankurbeln. Die Nachfrage nach Unternehmens- und Haushaltskrediten dürfte schwach bleiben und Wilson gehtt davon aus, dass sich beim Wachstum und der Inflation auch 2017 keine Aufwärtsdynamik entwickeln wird.
Andrew Wilson, CEO für EMEA und Co-Head des Global Fixed Income und Liquidity Management Teams bei Goldman Sachs Asset Management (GSAM), erläutert in seinem Jahresausblick 2017 seine makroökonomischen Einschätzungen. Seiner Ansicht nach setzt sich die seit Langem anhaltende wirtschaftliche Erholung nach der Krise nicht nur fort, sondern dehnt sich auf weitere Länder aus, sodass die globale Wirtschaft auf einer breiteren Basis denn je steht. „Wir stehen Risikoanlagen insgesamt positiv gegenüber und bevorzugen Aktien gegenüber Anleihen und Anleihen gegenüber Zinsen – auch wenn traditionelle Anlagen geringe Renditen liefern werden“, erklärt Wilson.
Institutionelle Investoren können diese Empfehlung dahingehend umsetzen, in dem diese einerseits das Aktien-, und EM-Exposure erhöhen, oder andererseits auf dynamischere Asset-Allokations-Strategien setzen.
„In gewisser Hinsicht stellt unsere Prognose für das neue Jahr eine Fortsetzung desselben langen Zyklus dar, von dem wir bereits Anfang 2016 ausgingen“, schreibt Wilson. Der wichtigste Unterschied für das Jahr 2017 besteht in nachfolgenden vier sich abzeichnenden Veränderungsprozessen:
1. Die Globalisierung wird vom wachsenden Populismus herausgefordert, was weitere Risiken heraufbeschwört.
2. Statt Sorgen um geringes Wachstum richtet sich der Fokus auf die steigende Inflation.
3. Nach Jahren der Fokussierung auf die Geldpolitik rückt nun die Fiskalpolitik stärker ins Blickfeld.
4. Die Bedenken im Hinblick auf neue Regulierungsvorschriften schwinden und es besteht Hoffnung auf mehr Deregulierung.
Die detaillierten Ausführungen zu diesen vier genannten, für den Anlageerfolg relevanten Veränderungsprozessen, haben wir in einer Klickstrecke (siehe oben) zusammengefasst. (aa)
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Veranstaltungshinweis:
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Liquid-Alternatives-Strategien sind in letzter Zeit auf dem Vormarsch. Zwei Experten von Goldman Sachs Asset Management werden am 10. Institutional Money Kongress im Frankfurter Congress Center im Rahmen eines Workshops verschiedene Konzeptionen kritisch betrachten und neben einer allgemeinen Einführung einige wichtige Aspekte bei der Anlage in solche Strategien näher beleuchten.
Dazu hat Goldman Sachs Asset Management zwei deutschsprachige Portfoliomanager mit tiefgehender Expertise auf dem Gebiet der Liquid Alternatives eingeladen: Christoph Guenther und Dr. Stephan Kessler
Über die beiden GSAM-Experten:Christoph Günther (Bild links) ist seit 2006 bei Goldman Sachs Asset Management und als Research Analyst im Investmentteam für Hedgefonds in Goldman Sachs Asset Managements Alternative Investments & Manager Selection (AIMS) Group in London tätig.
Dr. Stephan Kessler (Bild links) ist seit 2010 bei Goldman Sachs Asset Management und als Leiter Research für das Alternative Investment Strategies (AIS) Team tätig. Zuvor war er bei Morgan Stanley Portfoliomanager für einen quantitativen Multi-Strategy-Fonds.
Eine Anmeldung zu diesem Workshop, aber auch zu vielen anderen Workshops, Gruppengesprächen oder zu den beliebten "One-to-Ones" sind nachfolgend möglich - einfach auf den Anmeldebutton klicken: