Das war das Invesco Thanksgiving Investment Forum 2022 + Fotogalerie!
Das 7. Invesco Thanksgiving Investment Forum bot Investoren aufgrund eines interessanten Vortragprogramms die Gelegenheit, über den Tellerrand zu schauen und attraktive Investment-Gelegenheiten zu identifizieren. Viele Profianleger nutzten die Chance, um sich entsprechend inspirieren zu lassen.

In der anschließenden Bildergalerie finden Sie Kurzzusammenfassungen der weiteren Vorträge.

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David Chao, Global Market Strategist Asia ex Japan bei Invesco, beleuchtete die derzeitige Marktsituation in China. Nach einem Rückblick auf den 20. Parteitag der kommunistischen Partei Chinas und dessen Ergebnissen wie die zukünftig beabsichtigte Stärkung der nationalen Sicherheit und der technologischen Unabhängigkeit Chinas, widmete sich Chao dem Makrobild, das derzeit von wieder steigenden Corona-Zahlen und Problemen am heimischen Immobilienmarkt getrübt wird.
Der Invesco-Mann geht davon aus, dass China alle bestehenden Hürden überwinden wird und aus diesem Grund chinesische Aktien aufgrund der derzeitigen, im historischen Vergleich extrem niedrigen fundamentalen Bewertungen eine ernsthafte Überlegung wert sind.

Prof. Elroy Dimson von der Cambrigde Judge Business School, die eine Kooperation mit Invesco hat, ging in seinem Vortrag der Frage nach, ob Investoren im Rahmen einer Nachhaltigkeitsstrategie bei „bösen“ Unternehmen, besser auf Des-Investitionen oder lieber auf eine Engagement-Strategie setzen sollten.
Zu Beginn ging Dimson kritisch auf ESG-Ratings ein. Er monierte, dass ein und dasselbe Unternehmen, wie beispielsweise Facebook (Meta) oder JPMorgan Chase, wie aber auch viele andere Firmen, von den diversen Ratingunternehmen unterschiedliche ESG-Ratings erhielten. „Wenn Sie einen hohen ESG-Wert haben wollen, müssen Sie nur die richtige Rating-Agentur wählen.“
Für Dimson sei daher - wie auch seine Studien ergeben haben - ein Engagement-Ansatz besser, Eine seiner Studien auf Basis von PRI-Daten ergab beispielsweise, dass sich Unternehmen im Nachgang (1,5 Jahre) einer erfolgreichen Investoren-Beeinflussung besser als ihre Vergleichsgruppe entwickeln, gemessen am Kriterium „Cumulative Abnormal Return“.
Das beste Ergebnis erhalten Investoren, wenn bei einem Unternehmen ein großer Investor aus dem eigenen Land im Rahmen des Impact-Investing-Dialogs die Führungsrolle übernimmt und viele andere Investoren, im Idealfall große Adressen aus Ländern mit hohem ESG-Standards, eine kapitalkräftige Gefolgschaft bilden.

Cathrine de Coninck-Lopez, Global Head of ESG bei Invesco, skizzierte in ihrem Vortrag „ESG from all angles“, wie sich Invesco im Bereich Nachhaltigkeit aufgestellt hat und welche Schwerpunkte 2023 und darüber hinaus gesetzt werden sollen.
Dabei will das US-Haus kommendes Jahr unter anderem einen stärkeren Fokus auf soziale Kriterien, also das „S“ in „ESG“ setzen. Aber auch der Klimawandel und „Transition“ schaffen ein umfangreiches Betätigungsfeld.
Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Ansprüche von Aufsichten und Investoren hinsichtlich ESG-Strategien immer strenger respektive anspruchsvoller werden.

Erhard Radatz, Portfolio Manager, Invesco Quantitative Strategies, ging in seinem Vortrag „ESG: Beware of your Factor Exposures“ der Frage nach, warum in letzter Zeit ESG-Strategien schlechter als die klassischen Benchmarks performten.
Seiner Analyse zufolge liegt dies nicht an der Schwäche von ESG selbst, sondern dass Investoren zu wenig auf eine „richtige“ Berücksichtigung/Gewichtung von Faktoren (Value, Growth, Momentum, Quality, Size etc) in ihren Portfolios achten würden. ESG ist seiner Ansicht nach kein eigenständiger Faktor.
Radatz holte zwei Produkte vor den Vorhang, die trotz ESG-Strategie mit ihrer Performance überzeugen konnten: Den Invesco Quantitative Strategies ESG Global Equity Multi-Factor UCITS ETF für Aktienanleger und den Invesco EUR Corporate Bonds ESG Multi Factor UCITS ETF für Rentenanleger.

Im abschließenden Vortrag „Current challenges and opportunities when implementing ESG via Indices“ erörterte Eva Miklasova, Head of ETF Business Austria & CEE, das steigende Volumen und den zunehmenden Anteil von ESG-ETFs am ETF-Gesamtmarkt.
Thematisiert wurde auch der mit ESG-ETFs und den damit erzielbaren ESG-Verbesserungen einhergehend höhere Tracking Error gegenüber klassischen Benchmarks. „Um im Portfolio höhere ESG-Werte zu erhalten, müssen Investoren Tracking Error Risiken akzeptieren.“
Miklasova zeigte anhand diverser Grafiken, welche ESG-Indizes respektive ETFS zumindest in der Vergangenheit niedrige und welche höhere Tracking Errors hatten und welche ESG-Verbesserungen Investoren im Gegenzug dafür erzielen konnten.
Nach dreijähriger Unterbrechung fand am 24. November 2022 das mittlerweile 7. Invesco Thanksgiving Investment Forum in Wien statt und stieß bei professionellen Marktteilnehmern auf regen Zuspruch. Den Besuchern geboten wurden neben einem globalen Marktausblick und einer Bestandsaufnahme der derzeitigen Situation in China mehrere Vorträge zum Thema Nachhaltigkeit, darunter einer von Prof. Elroy Dimson, die von einer Frage/Antwort-Runde abgeschlossen wurden.
Die Highlights dieser Veranstaltung präsentieren wir Ihnen in einer eigenen Fotogalerie.
Umfassender Outlook
Den Auftakt machte Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research, mit einem makroökonomische Ausblick auf das kommende Jahr, den er „The Big Picture – 2023 Outlook – From contraction to recovery“ titulierte.
„2022 gab es nur wenige Plätze, um sich zu verstecken“, erklärte er bei seinem anfänglichen Rückblick auf das schwierige, laufende Anlagenjahr, in dem Investoren nur mit Cash und (Energie-)Rohstoffen eine positive Rendite erzielen konnten.
Nach Analyse der Anleihebestände in den Zentralbankbilanzen, der Geldversorgung (M2) sowie der bisherigen Konjunktur-, Inflations-, Zins-, Währungs-, Renten- und Aktienmarktentwicklung gab Jackson seine Prognosen betreffend die zukünftige Marktentwicklung ab.
Der Invesco-Stratege erwartet an der Inflationsfront zumindest in den USA eine Beruhigung respektive bereits im ersten Quartal 2023 einen Rückgang bei der „Headline“-Inflation. Sorgen bereitet ihm die US-Kerninflation, da diese aufgrund weiterhin steigendender Preise für Miete und Dienstleistungen weiter steigt und sich wohl erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder abflachen sollte – spätestens dann, wenn fallende Immobilienpreise auch für niedriger Mieten sorgen.
Angesichts zukünftiger niedriger US-Inflationsraten erwarten große Teile der Marktteilnehmer, dass die Fed ihren letzten, wohl bereits niedrigen Zinserhöhungsschritt, im Mai 2023 setzt. Bei der EZB und der Bank of England, die beide der US-Fed in der Geldpolitik hinterherhinken, erwartet Invesco erst im zweiten Halbjahr ein Auslaufen des Zinserhöhungszyklus‘.
Das könnte dazu führen, dass 2023 der US-Dollar gegenüber dem Euro und dem Britischen Pfund aufgrund zukünftig etwas engerer Zinsdifferenzen schwächer geht. Ein schwächerer US-Dollar wäre gut für Investments in den Emerging Markets wie auch Gold, merkte Jackson an.
Was kaufen?
Trotz mittlerweile (etwas) höherer Zinsen bei Staatsanleihen sind diese für Jackson noch immer nicht attraktiv genug bewertet. Mehr Potenzial sieht er bei Unternehmensanleihen. Bei diesen könnten die „Spreads“ zwar noch ein wenig steigen, auf mittlere Sicht sollten sich Investoren sowohl im Investment-, als auch im Sub-Investmentgrade-Bereich an schwächeren Tagen positionieren. Invesco hat die Gewichtungen bereits erhöht – insbesondere bei UK- und Emerging Markets Corporate Bonds.
Für eine Übergewichtung von Aktien sei es hingegen noch zu früh. Zwar würden wieder fallende Anleiherenditen Aktien Rückenwind geben. Gegenwind droht jedoch von zukünftig niedrigeren Unternehmensgewinnen, falls sich die Konjunktur doch zu einer größere Rezession entwickeln sollte. Aktien sind entsprechend leicht untergewichtet: Das gilt für die Märkte USA, vor allem aber die Eurozone und UK. Leicht übergewichtet sind die Aktienmärkte Japans, der Schwellenländer und insbesondere China.
Nichts hält der Invesco-Mann für das kommende Anlagejahr von Rohstoffen, die 2021 und 2022 aufgrund steigender Kurse bei Öl- und Gas zumindest auf Indexebene haussierten.
Jackson glaubt, dass Investoren Anfang 2023 anlagetechnisch ins Risiko gehen, um von steigenden Kursen zu profitieren. „Wir erwarten zukünftig bessere Renditen bei riskanteren Assets, obwohl wir kurzfristig noch mit höheren Volatilitäten rechnen“, erklärte Jackson abschließend mit Verweis auf seine empfohlene Asset Allocation, die Sie HIER finden. (aa)