Corona, Crash und Cash
Die Frage nach der Liquidität neigt in Krisenzeiten dazu, alles entscheidend zu werden. Im Zeitalter der ETFs ist diesbezüglich eine weitere Risikokomponente hinzugekommen – eine Bestandsaufnahme.
Im März 2020 verzeichnete der S&P 500 den bisher rasantesten Bärenmarkt in seiner Historie: minus 20 Prozent gegenüber seinem Höchststand in nur 15 Handelstagen. Damit ging das Blutbad doppelt so schnell vonstatten wie etwa während des Trauma-Jahres 1929 oder 1998, als sich die Russlandkrise in die Portfolios der Investoren fraß.
Mit dem Corona-Crash trocknete lehrbuchmäßig auch die Liquidität aus, was wiederum die Volatilität weiter anheizte. Das traf auch auf Assetklassen zu, die eigentlich zur Stabilität der jeweiligen Strategien beitragen sollen – beispielsweise der Anleihenmarkt.
Betrachtet man diesen unter dem von Barclays entwickelten Score der Liquiditätskosten (LCS), der einen guten Näherungswert für das Ausmaß von Liquiditätsengpässen darstellt, so wurden am bisherigen Höhepunkt der Covid-Krise sämtliche Alarmsirenen ausgelöst. Besorgnis könnte dabei auslösen, dass das LCS-Barometer bis Redaktionsschluss auf Werte gestiegen ist, wie man sie im Vorfeld der schlimmsten Auswirkungen der großen Finanzkrise von 2008 beobachten konnte. Institutional Money hat diese Entwicklung zum Anlass genommen, einen genaueren Blick auf die Liquidität von Aktien-, Anleihen- und den damit verbundenen ETF-Märkten zu werfen.
Bemerkenswert erscheint, dass die Liquidität selbst in vermeintlich sicheren Häfen bedrohlich zurückgegangen ist und gerade bei der zuletzt bejubelten Investment-Wunderwaffe ETF zu Verwerfungen geführt hat.
Azim El-Morsi