Mifid II-Start: Was vom "Big Bang" übrig blieb
Welche Befürchtungen sich rund um das Regelwerk für die Marktteilnehmer manifestiert haben, welche nicht, worauf sie sich noch vorbereiten müssen, und wie die Branche im Spannungsfeld zwischen Rabattschlacht und VIP-Service agiert.


Laut Steven Maijoor, dem Chef der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA, gab es "einige kleinere Schwierigkeiten", insbesondere mit den speziellen Codes, die jeder bei Handelstransaktionen mit einer EU-basierten Gegenpartei benötigt, genannt Legal Entity Identifiers oder LEIs. Einige Firmen müssen sie noch erhalten, und ihnen wurde von der EU eine sechsmonatige Frist gewährt. Die Frist könnte sich noch eher als Fluch denn als Segen erweisen: Denn einige Systeme wurden bereits so programmiert, dass sie Nicht-LEI-Handelstransaktionen blockieren.

Die tatsächlich aufgetretenen Liquiditätsprobleme könnten sich als nur vorübergehend herausstellen, da die Leute einen Bogen um Probleme wie Preisfindung und Transaktionsberichte machen. Das Handelsvolumen war am Mittwoch in Aktien und anderen Anlageklassen gering, und einige Händler waren nicht in der Lage, bestimmte Zinsswaps zu preisen. Der Handel mit Europas größten Aktien war rund 13 Prozent niedriger als in den letzten 30 Tagen.

Begrenzungen bei Dark Pools - private Märkte, die genutzt werden, um große Aktienaufträge zu verbergen, so dass Händler nicht gegen sie wetten können – werden erst in Gang kommen, wenn die meisten Händler aus dem Urlaub zurückkehren. Ob diese Handelsgeschäfte auf transparente Börsen oder andere Handelsplätze gehen, kann man sich fragen, aber das Schlagwort hier ist "SI" – denn viele große Banken und Handelsfirmen haben gesagt, dass sie planen, systematische Internalisierer zu werden. Das sind alternative Handelsplätze, die in der Lage sind, die Dark-Pool-Limits von MiFID zu umgehen.

Um Marktanteile zu verteidigen, reduzieren die Research-Anbieter weiterhin die Preise, die sie von den Anlegern für den Bezug ihrer Publikationen oder für Gespräche mit ihren Analysten fordern. Während viele Kunden Vereinbarungen unterzeichnet hatten, um den Zugang vor Mittwoch zu garantieren, lassen die Flexibilitätsklauseln Änderungen zu, so Union Investment.
Auf der Ausführungsseite können diejenigen, die einen Preisverfall befürchteten, erleichtert aufatmen: Einige Hedgefonds sind tatsächlich gerne bereit, Banken mehr zu zahlen, weil sie darauf spekulieren, dafür einen VIP-Service zu erhalten.

Britische Regulierungsbehörden gewährten Plattformen von Intercontinental Exchange Inc. und London Metal Exchange einen 30-monatigen Aufschub zur Erfüllung einer wichtigen Anforderung, die es den Händlern ermöglicht hätte, eine Transaktion auf einer Plattform zu tätigen und sie von einem separaten Clearinghaus garantieren zu lassen.
Dies folgte auf die Entscheidung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), eine ähnliche Ausnahmeregelung der Eurex-Clearingstelle von Deutsche Börse AG zu gewähren, und mag daher nicht gut für den Erfolg des Gesetzes für rasche Wettbewerbssteigerung sein.
Mifid II ist vergangene Woche endgültig und faktisch virulent geworden. Viel wurde im Vorfeld befürchtet, Marktunruhen da und dort erwartet, mitunter gar ein "Big Bang" erwartet, wie beispielsweise die Nachrichtenagentur Bloomberg schreibt.
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Ängste, Befürchtungen und Realität
Wie der erste Handelstag nun tatsächlich gelaufen ist, welche Herausforderungen auf die Teilnehmer noch zukommen, welche Befürchtungen weiterhin bestehen und warum eine Gnadenfrist nicht immer und unbedingt einer positiven Nachricht gleichkommen muss, haben wir ihm Rahmen der oben angeführten Bildstrecke zusammengefasst – alternativ könen Sie auch hier klicken. (hw)