Institutional Money, Ausgabe 4 | 2025
Mechanismen der schöpferischen Zerstörung aktiv auf- rechterhalten, sonst droht die Rückkehr in Stagnation.“ Mokyrs Erkenntnisse Mokyr postuliert jedenfalls, dass Innovationen erst dann dauerhaft aufeinander aufbauen können, wenn nicht nur empirisch bekannt ist, dass etwas funktioniert, sondern auch wissenschaftlich verstanden wird, warum es funktioniert. Dieser Übergang von praktischer Erfah- rung zu theoretisch begründetem Wissen markiert laut Mokyr den eigentlichen Beginn modernen Wachstums. Seine ehemaligen Studenten Ran Abra- mitzky und Mauricio Drelichman erklären in ihrer Laudatio, dass im Zentrum von Mokyrs Werk fol- gende Unterscheidung steht: die zwischen „propositio- nal knowledge“ – dem Wissen, warum etwas funktio- niert – und „prescriptive knowledge“ – dem Wissen, wie es funktioniert. Erst das Zusammenspiel dieser beiden Wissensformen, so Mokyr, habe einen „sich selbst erzeugenden Prozess aufeinanderfolgender Inno- vationen“ ermöglicht, der die industrielle Revolu- tion und damit das moderne Wachstum auslöste. In Werken wie „The Lever of Riches“, „The Gifts of Athena“ und „A Culture of Growth“ zeichnet Mokyr nach, wie sich aus einer zunächst zufälligen Abfolge von (UljQGXQJHQ HLQ VLFK VHOEVW WUDJHQGHU :LVVHQVNUHLVODXI entwickelte. Europa habe dabei einen Sonderweg EHVFKULWWHQ ZHLO HV HLQH .XOWXU ZLVVHQVFKDIWOLFKHU 2ȬHQ- heit und institutionelle Strukturen hervorgebracht habe, die Innovationen nicht nur zuließen, sondern gezielt för- derten. Universitäten, die Druckerpresse und informelle Vereinigungen wie die „Gelehrtenrepublik“ hätten ein 1HW]ZHUN JHVFKDȬHQ GDV :LVVHQ JUHQ]ĞEHUVFKUHLWHQG YHU- fügbar machte. Abramitzky und Drelichman schreiben, Mokyr habe „die Voraussetzungen für dauerhaftes Wachs- Im Bild die drei Nobelpreisträger Joel Mokyr, Philippe Aghion und Peter Howitt (von li. nach re.), dargestellt im Rahmen der offiziellen „Nobel Prize Portraits“ , wie sie seit vielen Jahren von Niklas Elmehed , einem schwedischen Illustrator und Art Director, für das Nobel Prize Outreach Team entworfen werden. Sinkende Produktivität trotz Fortschritt Ein scheinbares Paradoxon Laut Aghion und Howitt ist der stetige Anstieg der US-Produktivität bis zu seiner Spitze am Beginn des 21. Jahrhunderts auf die Kraft der schöpferischen Zerstörung zurückzuführen. Diese ging in der Folge verloren. Quelle: Aghion & Howitt, Creative Destruction and US Economic Growth -0,5 % 0,0 % 0,5 % 1,0 % 1,5 % 2,0 % 2,5 % 3,0 % 3,5 % 4,0 % 2004-2014 I 1995-2004 I 1978-1995 N o . 4/2025 | institutional-money.com 91 Nobelpreisträger | THEORIE & PRAXIS FOTO: © NIKLAS ELMEHED | NOBEL PRIZE OUTREACH
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