Institutional Money, Ausgabe 4 | 2025
D er Nobelpreis fürWirtschaftswissenschaften 2025 geht an Joel Mokyr, Philippe Aghion und Peter Howitt – drei Forscher, die in unterschiedlichen Disziplinen dasselbe Prinzip präzise herausgearbeitet haben: Nachhaltiges Wachstum entsteht nicht zufällig, sondern durch den systematischen, wissenschaftlich erklärbaren Prozess technologischer Erneuerung. Das Preisgeld selbst wurde nicht gedrittelt: Mokyr erhielt die Hälfte der Dotierung, Aghion und Howitt, die laut Eigenangaben seit mehr als 35 Jahren ein Forscherteam bilden, teilen sich den Rest des Betrags. Mokyr zeigte anhand historischer Quellen, dass vor der industriellen Revolution die meisten Innovationen versan- GHWHQ ZHLO HV ]ZDU SUDNWLVFKH (UljQGXQJHQ DEHU NHLQ wissenschaftliches Verständnis ihrer Funktionsweise gab. Aghion und Howitt gossen wiederum historische Daten in ein formales Wachstumsmodell. Ihr Ansatz der „schöp- ferischen Zerstörung“ – also eine Weiterentwicklung des gleichlautenden Schumpeter-Gedankens – beschreibt den Wettbewerb zwischen alten und neuen Technologien als SURGXNWLYHQ .RQijLNW ,QQRYDWLRQHQ VFKDȬHQ :HUW YHU- nichten aber zugleich bestehende Geschäftsmodelle. Diese destruktive Seite des Fortschritts ist unvermeidlich, solange sie nicht politisch oder institutionell blockiert wird. „WirtschaftlichesWachstum ist keinNaturgesetz“, erklär- te dazu Juryvorsitzender John Hassler. „Wir müssen die Die drei Träger des Nobelpreises 2025 ziehen Schlüsse aus der historischen Betrachtung und erklären, wie sich die Muster schöpferischer Zerstörung durch die Geschichte ziehen. Parallelen zur Gegenwart sind keine Fantasterei. Schöpfung und Zerstörung China und Indien: Niedergang und Comeback? Nobelpreisträger Joel Mokyr arbeitet derzeit den Unterschied zwischen der Entwicklung Chinas und Europas heraus. Laut Joel Mokyr waren unterschiedliche gesellschaftliche Strukturen stark für die unterschiedlichen ökonomischen Entwicklungen von China und Europa verantwortlich. Während China von einer Clanstruktur dominiert wurde, waren es in Europa nichtfamiliäre Korporationen wie Zünfte, Klöster oder Universitäten. Quelle: Samuel Miller 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % 2008 I 2000 I 1990 I 1980 I 1970 I 1960 I 1950 I 1940 I 1913 I 1900 I 1870 I 1850 I 1820 I 1700 I 1600 I 1500 I 1000 I 1 Anteil am Welt-BIP » Entscheidend war, wie sich Kooperation jenseits staatlicher Strukturen historisch organisiert hat – in Clans auf der einen, in Korporationen auf der anderen Seite. « Joel Mokyr, Nobelpreisträger 2025 90 N o . 4/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Nobelpreisträger FOTO: © NIKLAS ELMEHED | NOBEL PRIZE OUTREACH
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