Institutional Money, Ausgabe 4 | 2025
und fünf zwei Arbeiten, die eher in die Kategorie „Einfüh- rung“ in ein Thema gehören. Die Top 2025 Die Studie „Beyond the Status Quo: A Critical Assessment of Lifecycle Investment Advice“ von Aizhan Anarkulova et al. belegt den ersten Platz in der Kategorie „Die Topthemen des Jahres 2025“ und verzeichnet über 41.000 Downloads – ein deutliches Zeichen für das wachsende Interesse an der Neubewertung traditioneller Anlagekonzepte. Das Autoren- trio untersucht zwei Grundprinzipien des klassischen Life- cycle-Investing: die Aufteilung zwischen Aktien und Anlei- hen sowie die altersbedingte Reduktion des Aktienanteils. IhreModellrechnungen zeigen, dass eine stabile internatio- nale Aktienquote über den gesamten Lebenszyklus hinweg die besten langfristigen Ergebnisse liefert. Diese Strategie führt zu höheremKapitalwachstum als anleihenorientierte Fonds, erfordert jedoch eine größere Risikobereitschaft gegenüber Marktschwankungen. Auf Platz zwei der Topthemen des Jahres 2025 steht „The Cybernetic Teammate: A Field Experiment on Generative AI Reshaping Teamwork and Expertise“ mit fast 35.000 Downloads. Es ist die bestplatzierte von vier Studien zum Thema künstliche Intelligenz, die in diesem Jahr im Ran- king vertreten ist. Insgesamt wurden 776 Mitarbeiter von Procter&Gamble zumThema KI undArbeitsplatz befragt. Das angepeilte Ziel: zu zeigen, wie generative KI die Team- arbeit und die Verteilung von Expertise verändert. Die Tech- nologie ist demnach längst Teil des Arbeitsalltags geworden, EHHLQijXVVW (QWVFKHLGXQJVSUR]HVVH .RPPXQLNDWLRQVVWUXN- turen und sogar die emotionale Dynamik im Team. Dass es die Arbeit „Financial Machine Learning“ von Jahresbeginn bis zum Redaktionsschluss auf mehr als 33.000 Downloads brachte, reichte zum dritten Rang im Jahresranking und ist – wie erwähnt – der einzige und somit umso beeindruckendere Einstieg in die Top Ten der Gesamtwertung. Die meistzitierten Ökonomen Doch welche Einzelpersonen prägen die ökonomische Forschung am stärksten? Die Tabellen „Die meistzitierten Ökonomen“ und „Topinstitutionen“ zeigen, welche Forschen- den und Universitäten derzeit den Ton in der Wirtschafts- wissenschaft angeben. Gezählt werden hier Zitate – die eigentliche Währung wissenschaftlicher Bedeutung. *DQ] REHQ DXI GHU /LVWH ljQGHW VLFK HLQPDO PHKU $QGUHL Shleifer von der Harvard University, der mit knapp 27.000 =LWLHUXQJHQ VHLQH 6WHOOXQJ DOV HLQHU GHU HLQijXVVUHLFKVWHQ Ökonomen der Gegenwart bestätigt. Seine anhaltende Präsenz an der Spitze ist kein Zufall: Shleifer verbindet theoretische Tiefe mit praktischer Relevanz und unter- sucht Märkte, die das Fundament moderner Wirtschafts- wissenschaft prägen. Auf Platz zwei kommt die verstorbene Finanzlegende Michael C. Jensen – Namensgeber der gleichlauten- den KGVs –, der insbesondere durch seine Arbeiten zur Agency-Theorie sowie zur Gestaltung von Manageranrei- ]HQ EHNDQQW ZXUGH ZÌKUHQG 'DURQ $FHPRæOX YRP0,7 mit seinen Forschungen zu Institutionen und wirtschaft- lichemWachstum den dritten Platz einnimmt. Markante US-Dominanz (LQ %OLFN DXI GLH 5DQJOLVWH RȬHQEDUW ]XJOHLFK HLQH GHXWOLFKH JHRJUDljVFKH .RQ]HQWUDWLRQ 1HXQ GHU ]HKQ PHLVW]LWLHUWHQ Ökonomen wirken an US-amerikanischen Universitäten. Nur Florencio López de Silanes von der SKEMA Business School durchbricht diese „intellektuelle Monokultur“ und bringt eine internationale Note in das fast vollständig US- geprägte Spitzenfeld. Der mexikanische Wirtschaftswis- senschaftler fuhr für die französische Universität mit der Arbeit „Investor Protection and Corporate Governance“ per Redaktionsschluss 638 Zitierungen ein. Ein genauerer Blick auf dieses Paper relativiert jedoch diesen Ausreißer. Die 1999 erstmals erschienene Arbeit, die rund 21.000 Downloads erreichte, wurde in einem Team rund um den bereits erwähnten (wenngleich nicht ganz unumstrittenen) Starökonomen Andrei Shleifer verfasst. Dieses Muster wiederholt sich bei seinen nach Downloads VLHEHQWHUIROJUHLFKVWHQ 9HUĆȬHQWOLFKXQJHQ (UVW VHLQ DFKW- erfolgreichstes Paper aus dem Jahr 2023, „Limited Partners YHUVXV 8QOLPLWHG 0DFKLQHV $UWLljFLDO ,QWHOOLJHQFH DQG WKH Performance of Private Equity Funds“, wurde ohne Shlei- fer publiziert. Insgesamt reicht die Arbeit Silanes’ jedenfalls bei Weitem nicht, um die 2009 durch die Fusion der École supérieure de commerce in Lille und der CERAMBusiness School in Sophia Antipolis entstandene Uni unter die Top Ten im Instituts-Ranking zu hieven. (LQ VSH]LljVFKHU %OLFN DXI GLH 5DQJOLVWH GHU ,QVWLWXWLRQHQ bestätigt den Eindruck der US-Dominanz VLHKH *UDljN „Konzentration wissenschaftlicher Macht“) . Die University of Chicago – Booth School of Business führt mit über 146.000 Zitierungen und damit mit großem Vorsprung vor der zweitplatzierten New York University. Diese Zahlen zei- gen, wie stark Chicago die internationale Finanzforschung prägt. Harvard, Pennsylvania (Wharton), Columbia und MIT folgen auf den Plätzen. Ein Braindrain vom Rest der Welt Richtung USA lässt sich somit durchaus beobachten. DennWissenschaftler wie Luigi Zingales, Rafael la Porta oder Wirtschaftsnobelpreis- träger und Institutional Money Kongress Keynote Speaker 'DURQ $FHPRæOX ZXUGHQ ]ZDU LQ ,WDOLHQ $UJHQWLQLHQ XQG der Türkei geboren, verbringen aber einenGroßteil und die %OĞWH]HLW LKUHV DNDGHPLVFKHQ 6FKDȬHQV LQ GHQ86$XQG WUD- gen so ihren Teil zur wissenschaftlichen Vorherrschaft der Vereinigten Staaten bei – was keinVorwurf an die – zumin- dest bis Trump II – erfolgreiche Strategie der USA sein soll. ImGegenteil: Ein wenig Nachahmung wäre gerade in Zei- ten eines unaufhaltsamerscheinenden KI-Aufstiegs auch in Europa wahrscheinlich nicht ganz unangebracht. DARIA ARKHYPCHUK N o . 4/2025 | institutional-money.com 89 IM Science Charts | THEORIE & PRAXIS
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