Institutional Money, Ausgabe 4 | 2025

die Bewertung von Technologieunternehmen und das in jünge- UHU =HLW ZLHGHU KÌXljJHU GLVNXWLHUWH 5LVLNR HLQHV %ĆUVHQFUDVKV" Prof. James Robinson: Die aktuelle Situation ist eindeutig von einer spekulativenÜberhitzung geprägt. Der Boomum künstliche Intelligenz hat eine regelrechte Blase entstehen lassen. Wer sich mit Märkten beschäftigt, erkennt die typi- schen Symptome einer spekulativen Überbewertung. Die großen Technologiekonzerne repräsentieren inzwischen einen enormen Anteil der gesamtenMarktkapitalisierung, was das Risiko für einen abrupten Einbruch erhöht. Ich halte einen Börsencrash nahezu für unausweichlich, wenn- gleich ich mich beim Zeitpunkt nicht festlegen möchte. Ähnliche Entwicklungen habenwir 2008 erlebt, dieMecha- nismen scheinen sich zuwiederholen. Es braucht nur einen Auslöser, um dann das gesamte System zu erschüttern. Warum ist es so schwierig, gegenzusteuern, um es gar nicht zu HLQHP 0DUNWGHVDVWHU NRPPHQ ]X ODVVHQ" Prof. James Robinson: Das Problem ist, dass die politische und wirtschaftliche Struktur vor allem in den USA es sehr schwierig macht, regulierend und stabilisierend einzugrei- fen. Staatliche Akteure sehen sich kulturellen und systemi- schen Widerständen gegenüber, die wirkungsvolle Maß- nahmen verhindern. Historisch betrachtet besteht seit 200 Jahren ein permanenter Balanceakt zwischen dynamischer Marktentwicklung und demVersuch, durch Sozialversiche- UXQJHQ XQG VWDDWOLFKH (LQJULȬH 6WDELOLWÌW ]X VFKDȬHQ DEHU bis heute ist das nicht gelöst. Neoliberale Politik kann zwar für wirtschaftliche Dynamik sorgen, ist aber ohne beglei- tende Sicherungsinstrumente riskant und politisch heikel. Die Folge: Die Märkte sind anfällig für zunehmend speku- lative Übertreibungen, wie wir sie aktuell erleben. Ist das einer der Gründe, weshalb Sie die Bedeutung stabiler ,QVWLWXWLRQHQ IĞU (QWZLFNOXQJ XQG :RKOVWDQG EHWRQHQ" :HO- FKH 5HIRUPHQ VLQG DQJHVLFKWV YRQ .OLPDNULVH WHFKQRORJLVFKHQ 8PEUĞFKHQ XQG JHRSROLWLVFKHU 8QVLFKHUKHLW QRWZHQGLJ" Prof. James Robinson: Die Herausforderungen, die mit dem Klimawandel und der technologischen Transformation ein- hergehen, sind so groß, dass wir dringend neue Formen internationaler Zusammenarbeit brauchen. Klimapolitik und die Regulierung künstlicher Intelligenz als globale Auf- gaben erfordern weltweite Koordination. Aber da hapert HV JHZDOWLJ 'LH 3ROLWLN EHljQGHW VLFK LQ HLQHU ZHQLJ NRRSH- rativen Phase, und gerade mächtige Staaten wie die USA oder China agieren eigenständig und kaum interessiert an gemeinsamen Lösungen. Institutionen, die grenzüberschrei- tende Kooperation und Innovation fördern, sind nötig, aber politisch schwer umsetzbar. Die Diskrepanz zwischen not- wendigen Reformen und politischer Realität ist größer denn je. Was wir brauchen, sind Mechanismen, die indivi- duelle Interessen zugunsten kollektiver Lösungen überwin- den helfen, sei es in den BereichenKlima, Technologie oder Sicherheit. Bis dahin bleibt die Bewältigung dieser Krisen eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. » Historisch betrachtet besteht seit 200 Jahren ein permanenter Balanceakt zwischen dynamischer Marktentwicklung und dem Versuch, Stabilität zu schaffen. « Prof. James Robinson, University of Chicago Koryphäe globaler Konfliktforschung Prof. James Robinson ist ein britisch-amerikanischer Sozialwissen- schaftler und Ökonom und zählt zu den führenden Köpfen in der Beurteilung und Bewertung von politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen, insbesondere in Bezug auf die Erforschung von globalen Konflikten. Robinson lehrt als Professor an der Harris School of Public Policy der University of Chicago, wo er außer- dem das Pearson Institute for the Study and Resolution of Global Conflicts leitet. Er hat Wirtschaftswissenschaften an der London School of Economics studiert, erwarb einen Master of Arts an der University of Warwick und promovierte 1993 an der Yale University. Gemeinsam mit seinen Wissenschaftskol- legen Prof. Daron Acemog˘lu und Prof. Simon Johnson erhielt Robinson 2024 den Wirtschafts-Nobelpreis für seine Arbeiten. 46 N o . 4/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Prof. James Robinson | University of Chicago FOTO: © SHANE LAWRENCE PHOTOGRAPHY FÜR INSTITUTIONAL MONEY Technologiekon- zerne repräsen- tieren inzwischen einen enormen Anteil an der Markt- kapitalisierung.

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