Institutional Money, Ausgabe 4 | 2025

W ir be nden uns in einer Phase, in der man den Eindruck haben könnte,nun werde alles anders. In der politischen Landschaft scheint die seit dem Ende des Kalten Krieges herrschende Ordnung ihrem Ende entgegenzugehen, was – sollte dies tatsächlich der Fall sein – auch imWelthandel zu tiefgreifenden Veränderungen führen wird. Die Verschuldung vieler Staaten hat inzwischen Ausmaße erreicht, die bei immer mehr Beobachtern die Sor- ge auslösen, dass dies zu einem ernsthaften Problem werden könnte – nicht zuletzt auch deshalb, weil sich das Thema Demogra e in immer mehr Staaten in den kommenden Jah- ren zuspitzen wird. Und parallel dazu erleben wir mögli- cherweise einen Übergang, der die Qualität der industriellen Revolution haben könnte: Der Aufstieg der KI wird nach Ansicht vieler Kommentatoren zu ähnlichen Veränderungen führen wie die Dampfmaschine. Aber wenn es uns auch so vorkommen mag, dass die aktuelle Situation neu und einzig- artig ist, gab es das alles doch in ähnlicher Form schon früher. Und aus Investorensicht emp ehlt es sich, nie das große Gan- ze aus den Augen zu verlieren. Einen Beitrag,der dabei helfen kann,hat Ende Oktober das Research der Deutschen Bank publiziert. Das Team um Jim Reid, Global Head of Macro, hat eine bis ins 18. Jahrhundert zurückreichende Analyse der Wertentwicklung unterschied- licher Anlageklassen erstellt. Dieses Zeitfenster enthält somit alle vorstellbaren politischen und gesellschaftlichen Umbrü- che und stellt für langfristig agierende Investoren eine Refe- renz dar.In „The Ultimate Guide to Long-Term Investing“(un- ter www.dbresearch.com abrufbar) wurden 200 Jahre analy- siert und 56 Volkswirtschaften berücksichtigt. Und es zeigt sich, dass (in US-Dollar) mit Aktien durchschnittlich 4,9 Pro- zent real erwirtschaftet wurden. 60/40-Portfolios entwickelten sichmit 4,2 Prozent nicht so viel schlechter,mit Staatsanleihen waren 2,6 Prozent per annum zu verdienen, und Cash büßte jährlich rund zwei Prozent anWert ein.Gold war mit 0,4 Pro- zent Durchschnittsrendite im Jahr kein gutes Investment, seit demMillennium lässt das Edelmetall aber alles andere hinter sich (7,45 % p. a.). Bei der Frage, was der wichtigste Treiber der Renditen ist, zeigt sich, dass es das nominale BIP-Wachs- tum ist. Das ist insofern wesentlich, als das Wirtschaftswachs- tum in den letzten Jahren in allen entwickeltenMärkten ten- denziell schwächer wird. Bei der Vorhersage von Aktienrendi- ten zeigt die Untersuchung,dass es die Startbewertungen sind, die über den langfristigen Erfolg entscheiden. Stark verkürzt: Portfolios, die auf günstig bewertete Märkte (KGV oder CAPE, hohe Dividendenrendite) setzten, lieferten historisch ammeisten.Was das Risiko betri t, über sehr lange Zeiträu- me keine positiven Renditen zu erzielen, sind Aktien attrakti- ver als Anleihen. Über 25 Jahre besteht eine geringe Wahr- scheinlichkeit für nominale Verluste bei Aktien (0,8 %), be- rücksichtigt man auch die In ation, steigt dieWahrscheinlich- keit auf 7,5 Prozent.Mit Anleihen über 25 Jahre hinweg nega- tive Renditen zu erzielen, ist dagegen wahrscheinlicher, als man intuitiv vermuten würde: In den 21 Staaten, für die aus- reichend lange Zeitreihen zur Verfügung stehen,lag dieWahr- scheinlichkeit dafür bei 23,4 Prozent.Die gute Nachricht: Das 60/40-Portfolio weist mit 0,1 Prozent die geringste Wahr- scheinlichkeit eines Nominalverlustes über 25 Jahre auf.Viele Großanleger dürften somit auch in der aktuellen Situation weitgehend richtig aufgestellt sein. Über die Feinsteuerung Ihres Portfolios können Sie am Institutional Money Kongress 2026 mit den besten Fondsmanagern und Investorenkollegen diskutieren.Wir ho en, Sie in Frankfurt wieder begrüßen zu dürfen. Gerhard Führing und Mamdouh El-Morsi Gerhard Führing Mamdouh El-Morsi The Big Picture BRIEF DER HERAUSGEBER 4 N o . 4/2025 | institutional-money.com

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