Institutional Money, Ausgabe 4 | 2025

Grenzen des Zumutbaren klar auf: „Die Mietpreisbremse und die Regulierung des Wohnungsmarktes tragen erheb- lich zumWohnungsmangel bei. Die Bestandsmieten sind stark reguliert und werden dadurch künstlich niedrig gehalten. Für viele Menschen lohnt sich ein Umzug nicht mehr.“ Wissenschaftler und Immobilienvertreter sind sich einig, dass der Neubau weiter zurückgehen würde, wenn er noch stärker reguliert wird. Eine moderate Lockerung der Bestandsregulierung, so der Branchentenor, würde den Druck auf die Neubaumieten verringern. „Man muss mehr Markt wagen. Angebot und Nachfrage sorgen oft für ausgewogenere Ergebnisse als gut gemeinte Regulie- rungsmaßnahmen, die am Ende nicht funktionieren“, so Lanz. Überdies warnt er vor Diskussionen, wie sie in Ber- lin geführt werden, über die Vergesellschaftung vonWoh- nungsbeständen: „Das vergiftet das Investitionsklima und schreckt Investoren ab.“ 'DVV SROLWLVFKH (LQJULȬH *LIW IĞU GLH:LUWVFKDIW VHLQ NĆQ- QHQ YRU DOOHP ZHQQ VLH UHFKW SOĆW]OLFK HUIROJHQ PĞVVWH eigentlich aus der Praxis bekannt sein. „Der abrupte Stopp GHU .I: )ĆUGHUXQJ LVW HLQ 3DUDGHEHLVSLHO GDIĞU ZLH VFKQHOO SROLWLVFKH (QWVFKHLGXQJHQ GDV 9HUWUDXHQ ]HUVWĆUHQ NĆQQHQ ,QQHUKDOE HLQHU :RFKH PXVVWHQ ZLU JHSODQWH 3UR- jekte komplett neu kalkulieren, teilweise umplanen oder stoppen. Zwei Jahre lang wusste niemand, welche energeti- schen Standards überhaupt geltenwerden“, erzählt Thomas Meyer, Vorstand der Wertgrund Immobilien AG. Investitionsbremse Mit dem Umfang und der Komplexität des gesetzlichen Rahmens und mit der zunehmenden Beschränkung auf der Einnahmeseite nimmt die Investitionsbereitschaft im Neubau und im Immobilienbestand ab. In einer kurzen Umfrage von Institutional Money fordern Branchenver- treter und Investoren weniger Populismus, mehr Ehrlich- keit und eine Versachlichung der Diskussionen. Projektent- wickler, Investoren und Bestandsverwalter betonen ihre Gesprächsbereitschaft mit der Politik. Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) plädiert für eine grundlegende Überprüfung des komplexenMietrechts in Deutschland, das sowohl die Interessen der Mieter als auch der Vermieter berücksichtigen soll. „Die Mietpreis- bremse in ihrer jetzigen Form geht am Ziel vorbei: Sie ist nicht sozial, weil sie für einkommensstarke genausowie für einkommensschwache Haushalte gilt. Sie ist darüber hin- aus auch kontraproduktiv, da sie abschreckend für Investi- tionen in denNeubauwirkt“, so ZIA-Hauptgeschäftsführe- rin Aygül Özkan. Eine vom Bundesministerium der Justiz einberufene Expertengruppe, in der der ZIA auch vertre- WHQ LVW VROO ELV (QGH GDV0LHWUHFKW NULWLVFK ĞEHUSUĞIHQ analysieren und Reformvorschläge erarbeiten. ,QŸVWHUUHLFK EHljQGHQ VLFK 3UR]HQW DOOHU0LHWZRKQXQ- gen imgemeinnützigen und kommunalenWohnbau. Hier sind die Mieten bereits streng reguliert. Auch deshalb sieht der Österreichische Verband der Immobilienwirtschaft das neue „Wohnpaket“ der Bundesregierung kritisch. „Nicht die Vermieter, sondern die Landesenergiegesellschaften und die KRKHQ (QHUJLHNRVWHQ EHIHXHUQ QDFK ZLH YRU GLH ,QijDWLRQ und die Wohnkosten“, ärgert sich Geschäftsführer Anton +RO]DSIHO 'LH ELVKHULJHQ (LQJULȬH EHLVSLHOVZHLVH GXUFK GDV LP$SULO LQ .UDIW JHWUHWHQH 0LHWUHFKWOLFKH ,QijD- tionslinderungsgesetz haben laut ÖVI für den preisgeregel- ten Altbau einen realen Verlust von elf Prozent gebracht. 9RQ ELV JHUHFKQHW HUJHEH GDV EHL HLQHP0LHWKDXV PLW 4XDGUDWPHWHU 1XW]ijÌFKH HLQHQ )HKOEHWUDJ YRQ (XUR Ľ'LH0LHWSUHLVEUHPVHQ UĞFNHQ ,QYHVWLWLRQHQ in die energietechnische Sanierung und Dekarbonisierung in weite Ferne“, meint Holzapfel. Die propagiertenMietpreisbremsen bewirkten nur einen 5ĞFN]XJ PĆJOLFKHU ,QYHVWRUHQ Ľ(V LVW HLQ XQJODXEOLFK populistischer Chor, in den am Ende erstaunlicherweise alle politischen Parteien mehr oder weniger einstimmen“, meint Holzapfel. Stabile Verhältnisse ,PPRELOLHQĆNRQRP0LFKDHO 9RLJWOÌQGHU ZLUIW GHU 3ROLWLN ĽUHijH[KDIWHV 9HUKDOWHQ DXI 0DUNWDQVSDQQXQJHQĺ YRU obwohl es „international verheerende Erfahrungen“ mit verschärftenMietpreisregulierungen gebe. Als Beispiel führt HU DQ GDVV GHU %HUOLQHU 0LHWHQGHFNHO GHU EHVFKORVVHQ und etwa ein Jahr später vomBundesverfassungsgericht auf- JHKREHQ ZXUGH EHUHLWV NXU]IULVWLJ VWDUNH QHJDWLYH (ȬHNWH vor allem auf das Mietwohnungsangebot hatte, da es sich innerhalb kurzer Zeit halbierte. ,QYHVWRUHQ NĆQQHQ VHOEVW PLW VWUHQJHQ 5HJHOQ OHEHQ solange sie berechenbar und verlässlich sind. Christiane Weber, Leiterin des Immobilienbereichs im WSH Family 2ȯFH VDJW Ľ'DV EHVWH .RQMXQNWXUSURJUDPP IĞU GLH Wohnungswirtschaft wäre Stabilität: Rechtssicherheit, lang- IULVWLJ DQJHOHJWH )ĆUGHUSIDGH XQG YHUOÌVVOLFKH VWHXHUOLFKH » Die Mietpreisbremsen rücken Investitionen in weite Ferne und bewirken einen Rückzug möglicher Investoren. « Anton Holzapfel, Geschäftsführer des ÖVI » Wenn Modernisierungen oder energetische Maßnahmen sich nicht mehr refinanzieren lassen, werden sie vertagt. « Christiane Weber, Leiterin Immobilien im WSH Family Office 254 N o . 4/2025 | institutional-money.com STEUER & RECHT | Wohnpolitik FOTO: © CHRISTIAN FÜRTHNER | ÖVI, JOCHEN ROLFES | WSH

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