Institutional Money, Ausgabe 4 | 2025
Z ohranMamdani, frisch gewählter demokratischer Bürgermeister von New York City, genießt schon vor seinemAmtsantritt Heldenstatus in Teilen der europäischen Politik- undMedienlandschaft. Wer links der Mitte zu verorten ist, feiert den 34-jährigen Politiker, weil er im Wahlkampf eine Mietpreisbremse und die Errichtung von 200.000 bezahlbarenWohnungen versprach. Der öster- reichische Ex-Grünen-Parlamentarier Peter Pilz frohlockte, dass mit Mamdani ein „Sozialdemokrat nach Wiener Art statt der gescheitertenWall-Street-Demokraten gewonnen“ habe, und zieht Parallelen zuWiens Bürgermeister Michael Ludwig. New York sei das Wien der Ostküste, und mit Mamdani habe dieMehrheit „vor allem leistbaresWohnen“ gewählt. Deutschlands Linkspartei interpretiert Mamdanis Sieg als „Rückenwind“ für die eigenen Positionen. „Sein Wahlkampf ist wie eine Blaupause für dieWahlen nächstes -DKU LQ %HUOLQĺ KRȬW 3DUWHLFKHI -DQ YDQ $NHQ Wenn es umMietpreise geht, hinkt allerdings jeder Ver- gleich zwischen dem Big Apple und der deutschen Haupt- stadt. In New York liegt die Durchschnittsmiete laut Marktportalen bei bis zu 4.000 US-Dollar für Ein-Zimmer- Wohnungen, in Berlin dagegen liegt die durchschnittliche Angebotsmiete zurzeit bei etwa 13 Euro pro Quadratme- WHU $XĕHUGHP EOHQGHQ GLH 0DPGDQL )DQV RȬHQEDU DXV dass der geplante vierjährigeMietenerhöhungsstopp nur für die ohnehin schon mietpreisgebundenen Wohnungen der Stadt gelten soll. Demzufolge bliebe die freie Wohnungs- wirtschaft unberührt. Mamdanis Sieg ist in einer Reihemit ähnlichen Erfolgen in europäischen Städten zu sehen, wo Kandidaten die Wohn- problematik ins Zentrum ihrer Wahlkämpfe stellten. Die 3UHLVH[SORVLRQHQ XQG GLH ĞEHUGXUFKVFKQLWWOLFK KRKHQ ,QijD- tionsraten 2022 und 2023 lösten inDeutschland undÖster- reich Diskussionen über die Wohnungskosten in Mietver- hältnissen aus, wobei die Mieten in den Ballungszentren bereits seit Langem steigen. In der EUnahmen sie von 2010 bis 2024 imSchnitt um27,8 Prozent zu. Österreich liegt mit 75 Prozent eher weiter vorn, Deutschlandmit 25 Prozent im Durchschnittsbereich. ImMärz 2025 kündigten die Euro- päische Kommission und die Europäische Investitionsbank Investitionen inHöhe von rund zehnMilliarden Euro über die nächsten zwei Jahre für bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum an, und Dan Jørgensen, der erste EU-Kommis- VDU IĞU :RKQXQJVZHVHQ VWDUWHWH HLQH XPIDVVHQGH ĆȬHQW liche Konsultation zur Entwicklung eines „Plans für bezahl- bares Wohnen“ in der EU. Wiens BürgermeisterMichael Ludwig referiert in Brüssel über das Thema leistbares Wohnen. Österreichs Bundes- hauptstadt, in der mehr als die Hälfte der 750.00Mietwoh- nungen der Stadt oder gemeinnützigen Genossenschaf- ten gehören, gilt für viele europäische Linkspolitiker als Vorbild. Ludwig setzt sich dafür ein, das österreichische Konzept der Wohnungsgemeinnützigkeit auf EU-Ebene besser zu verankern. Ungeachtet der Ambitionen der EU-Kommission greifen die Regierungen in Deutschland und Österreich ein. Das Wohnungsthema ist in beiden Ländern seit vielen Jahren ein Dauerbrenner, und der sozialpolitische Druck ist hoch. Deshalb wurde im vergangenen Sommer in Deutschland die sogenannteMietpreisbremse, diemit dem Jahr 2025 aus- gelaufen wäre, bis Ende 2029 verlängert. Außerdem gibt es auf Bundesebene mehrere Initiativen zur künftigen Miet- preisregulierung. In Österreich beschloss die Bundesregie- rungMitte Oktober ein „Mietpaket für leistbares und siche- res Wohnen“. Erstmals greift der Gesetzgeber auf eine Art XQG:HLVH LQ GHQ IUHL ljQDQ]LHUWHQ0DUNW HLQ GDVV DXFK GLH Regierungen wollen mit regulatorisch scharfer Wohnpolitik Mieter vor Preissteigerungen schützen. Doch der politische Aktionismus droht mehr Schaden als Nutzen anzurichten, weil sich Investoren mangels Vertrauen in die Politik zurückziehen. Vertrauens frage » Man muss mehr Markt wagen. Angebot und Nachfrage sorgen oft für ausgewogenere Ergebnisse. « Florian Lanz, CEO bei Laborgh 252 N o . 4/2025 | institutional-money.com STEUER & RECHT | Wohnpolitik FOTO: © ANDREAS SCHWARZ | LABORGH
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