Institutional Money, Ausgabe 4 | 2025

Kapazität um den Faktor acht kleiner als Frankfurt, was unter anderem an der dort weitaus weniger ausgebauten Netzinfrastruktur und der höheren Latenz liegt. Wenig erfolgreich waren Versuche, Hyperscaler in Norddeutsch- land wegen des dort besser verfügbaren Windstroms zu errichten. „Pläne, solche Rechenzentren anderswo, zum Beispiel auf der stromstarken grünen Wiese in Nord- deutschland, anzusiedeln, wurden meistens nicht reali- siert“, sagt Brinker. Für kleinere Rechenzentren, die nicht im selbenMaßwie Hyperscaler auf minimale Latenz und die Nähe zu Clus- tern angewiesen sind, können auch Tier-2- und -3-Stand- orte geeignet sein. Ein Beispiel dafür ist der erste Zukauf des HAL Digitale Infrastruktur Deutschland. Der Fonds hat diesen Februar ein Colocation-Rechenzentrum in der schleswig-holsteinischenGemeinde Rellingen erworben. Es soll Ende dieses Jahres fertiggestellt werden und ist bereits für 20 Jahre an einen Betreiber vermietet. Time-to-Market ist laut Brinker für Investoren in sei- nen Fonds das entscheidende Kriterium – also die Zeit, bis das Rechenzentrum ans Netz geht und Erträge generiert. Projekte in der Frühphase können aber für die HAL Data Center Development AG interessant sein, deren Investoren einen längeren Atem haben. Entscheidender Faktor Compliance Außerdem achtet Brinker sehr genau auf Nachhaltigkeits- DVSHNWH XQG RE HLQ 3URMHNW PLW GHP(QHUJLHHȯ]LHQ]JHVHW] konform ist. „Dabei geht es um Aspekte wie die Art der Kühltechnik oder ob die Abwärme genutzt wird“, erklärt derManager. „Das ist nicht nur unter ESG-Gesichtspunkten wichtig, sondern auchweil die Stromkosten bei Rechenzen- tren den Hauptteil der Betriebskosten ausmachen.“ Rechenzentren unterliegen in Deutschland einer Viel- zahl von nationalen und europäischenGesetzen. Das Ener- JLHHȯ]LHQ]JHVHW] PDFKW VHLW (QGH IĞU DOOH PLWWHOJUR- ßen und großen Rechenzentren in Deutschland ab einer /HLVWXQJ YRQ .: 9RUJDEHQ ]XU (QHUJLHHȯ]LHQ] ]XU Wiederverwendung von Abwärme, zur Einführung eines Energie- oder Umweltmanagementsystems und zur Mel- dung von Energieverbrauchsdaten. Bei Nichteinhaltung drohen Bußgelder, die Anordnung von Nachbesserun- gen und schlimmstenfalls Betriebseinschränkungen. Eine robuste Compliance-Strategie ist daher ein kritischer Fak- WRU GHU HLQHQZLFKWLJHQ (LQijXVV DXFK DXI GLH 6WDQGRUW XQG Betreiberwahl hat. Hybride Assetklasse Die Bedeutung von Rechenzentren für Investoren ergibt sich auch aus ihrem hybriden Charakter zwischen Immo- bilie und Infrastruktur. Sie bestehen aus Gebäudenmit spe- ]LljVFKHU $XVUĞVWXQJ XQG ZHUGHQ KÌXljJ DOV 6SH]LDOLPPR- ELOLHQ EHWUDFKWHW (LJHQWĞPHU VLQG KÌXljJ ,PPRELOLHQIRQGV oder REITs. Rechenzentren sind aber auch Teil der digita- len Infrastruktur mit kritischer Bedeutung für Wirtschaft XQG.RPPXQLNDWLRQ 'LH &DVKijRZ 6WDELOLWÌW GLH ,PPREL- lieninvestments zugeschrieben wird, ist bei Rechenzentren noch ausgeprägter, da die Mietverträge meist noch länger- fristiger sind als bei vielen Immobilienarten. Andererseits sind Rechenzentren noch weniger liquide als die meisten Immobilien. Und die Wertsteigerung, die bei den meisten Immobilieninvestments ein entscheidender Teil der Ren- ditebetrachtung ist, spielt bei Rechenzentren keine Rolle. Denn derenWert besteht weniger in der Immobilie als viel- mehr in der technischen Ausstattung und der Strominfra- struktur, die jedoch schnell veralten. Rechenzentren sind ein Paradebeispiel für die Konver- genz der Assetklassen Immobilien und Infrastruktur. In den Sektoren Immobilien und Infrastruktur seien Rechen- zentren jetzt und in den kommenden Jahren eine der wich- tigsten Investmentchancen, sagt Patrizia-Managerin Smith. Weil ihr Auf- und Ausbau die Folge langfristiger gesell- schaftlicher und technologischer Veränderungen sei, unter- liege er keinen kurzfristigenMarktzyklen, so Smith. Gerade in Europa, wo die Kapazität der in denUSAnoch hinterher- hinke, werde der Investitionsbedarf noch über Jahre hoch EOHLEHQ b'LH $QODJHNODVVH VHL ]XJOHLFK HLQH0ĆJOLFKNHLW DP KI-Trend zu partizipieren, ohne sich für einen der Player in diesem hart umkämpften Markt entscheiden zu müssen. Für Banken sind Rechenzentren auch eine Chance, die Struktur ihres Kreditportfolios zu verbessern. Die pbb 'HXWVFKH 3IDQGEULHIEDQN ljQDQ]LHUW JH]LHOW (QWZLFNOXQJHQ und Rechenzentren in der ersten Vermietungsphase oder unmittelbar nach Fertigstellung. Rechenzentren „sind für uns eine strategische Ergänzung des bestehenden Finan- zierungsportfolios“, sagt Gerhard Meitinger, Head of Real Estate Finance Germany bei der pbb. „Wir beabsichtigen, dieses Segment risikobewusst, selektiv und zugleich ent- VFKORVVHQ DXV]XEDXHQĺ 'DV WUDJH ]XU 'LYHUVLlj]LHUXQJ GHV Portfolios und zu Stabilisierung der Erträge bei. DAVID VERBEEK Steigende Allokation Geplante Anpassung bei IS-Equity Geplante Anpassung bei IS-Debt Mehr als die Hälfte der Befragten will ihre Allokation in Infrastructure-Equity erhöhen, bei Infrastructure-Debt ist es die Hälfte. Nur eine Minderheit plant eine Reduktion. Quelle: BAI, Instrastruktur-Report Deutschland 2025 57 % 8,1 % 34,9 % Status quo 50 % 6,5 % 43,5 % N o . 4/2025 | institutional-money.com 239 Rechenzentren | PRODUKTE & STRATEGIEN

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