Institutional Money, Ausgabe 4 | 2025
F ünf Monate versus 50 Jahre – so unterschied- lich waren die Zeiträume, die die Technologien künstliche Intelligenz und das Telefon brauchten, um sich weltweit massenhaft durchzusetzen. Als Maß dafür gilt die Marke von 50 Millionen aktiven Nut- zern. Anfang dieses Jahres hatte ChatGPT – derzeit die EHNDQQWHVWH ., $QZHQGXQJ GLH LP 1RYHPEHU Rȯ- ziell gelauncht wurde – rund 300 Millionen Nutzer. Dieses atemberaubende Wachstum illustriert, warum der Bedarf an Rechenkapazität rapide steigt und weiter stei- gen wird. Sie wird meist in Megawatt (MW) beziehungs- weise Gigawatt (GW) Stromverbrauch gemessen, weil die- ser mit der Rechenkapazität stark korreliert. McKinsey hat ermittelt, dass die weltweite Kapazität von Rechenzentren von derzeit 82 GW bis 2030 auf 219 GW ansteigen wird. Der Hunger nach Serverkapazität allein für KI-Anwen- dungen soll in diesem Zeitraum um das Dreieinhalbfache anwachsen, ihr Anteil am gesamten Verbrauch an Rechen- leistung wächst von derzeit gut der Hälfte auf über 70 Pro- zent. Cloud-Computing, Streaming, Big-Data-Anwendun- JHQ XQG GLH %ORFNFKDLQ IĞU .U\SWRJUDljH $QZHQGXQJHQ wie Kryptowährungen sind weitere Nutzungen, die zuneh- mend Rechenleistung brauchen. Daraus ergibt sich dem Beratungshaus zufolge einweltweiter Investitionsbedarf von 6,7 Billionen US-Dollar in den kommenden fünf Jahren. Einen sich beschleunigenden Super-Investitionszyklus bei Rechenzentren sieht Arne Rautenberg, Leiter Port- foliomanagement Aktien bei Union Investment. Die Fonds- JHVHOOVFKDIW GHU 9RONV XQG 5DLȬHLVHQEDQNHQ VFKÌW]W GLH Investitionen der großen Rechenzentrenbetreiber Micro- soft, Google, Amazon, Meta und Oracle in diesem Jahr auf knapp 400 Milliarden US-Dollar, 2027 sollen es mehr als 500 Milliarden werden. Deutschland hat Nachholbedarf Laut Deloitte hat Deutschland hier besonderen Aufholbe- darf. Das Land fällt „im internationalenWettbewerb konti- nuierlich zurück“, schreibt Prof. Bernhard Lorentz, Global Climate and Infrastructure Leader bei der Beratungsgesell- schaft, in einer Studie von diesem Sommer. „Deutschland muss seine KI-Infrastruktur und Rechenzentrenmassiv aus- bauen, um die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und nationale Souveränität zu sichern.“ Rechenzentren gelten als kritischer Teil der Infrastruktur HLQHV /DQGHV XQG LPPHU KÌXljJHU ZLUG LKUH %HGHXWXQJ für die nationale Souveränität betont. Eine wichtige Rolle spielen hier die Gewähr, dass Daten von Behörden, Unter- nehmen und Bürgern innerhalb des eigenen Rechtsraums bleiben, die Unabhängigkeit von internationalen Cloud- Anbietern, die Kontrolle über Sicherheitsstandards und GLH 0ĆJOLFKNHLW VFKQHOO DXI &\EHUDQJULȬH RGHU WHFKQLVFKH Probleme zu reagieren. Die Bundesregierung hat deshalb im Sommer die Konsultation für eine „nationale Rechen- zentrumsstrategie“ gestartet. Sie „bündelt bestehende Ini- tiativen und ergänzt sie um konkrete Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit und Souveräni- tät des Standorts zu sichern“, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums. Allerdings drohe Deutschland den Anschluss zu verlie- ren, weil die Kapazität langsamer wachse als der Bedarf, beklagte Bitkom, der Verband der IT-Branche, im Juli. Darumhat Bitkom einen „Aktionsplan für leistungsfähige und nachhaltige Rechenzentren“ vorgelegt, der Themen wie Stromversorgung und Strompreis, Vereinfachung und Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfah- ren oder die ESG-Regulierung behandelt. Zwar werde sich Institutionelle Investoren verstärken ihr Engagement in Rechenzentren. Sie versprechen sich gute Renditen bei überschaubarem Risiko. Die Assetklasse hat aber auch ihre eigenen Herausforderungen. Garantierter Bedarf » Rechenzentren bieten stabile Cashflows bei überschaubarem Risiko. « Phoebe Smith, Patrizia SE 236 N o . 4/2025 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Rechenzentren FOTO: © PATRIZIA
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