Institutional Money, Ausgabe 4 | 2025

Renditechancen auf die geringe Korrelation von Silber mit anderen Assetklassen wie Aktien und Anleihen. Auch wenn Wilhelm die Einschätzung zu den positi- ven Eigenschaften von Silber im Portfolio teilt, möchte er keine bestimmte Silberquote empfehlen: „Für manche institutionellen Anleger ist Silber eine taktische Satelliten- position, in die sie vielleicht zwei Prozent allokieren. Bei manchen vermögenden Privatpersonen sehenwir teils Quo- ten von über 50 Prozent.“ Anspruchsvolleres Risikomanagement An das Risikomanagement stellt Silber besondere Anfor- derungen, vor allem wegen seiner hohen Volatilität. Diese war historisch gesehen mit 25 bis 30 Prozent deutlich aus- geprägter als bei Gold mit 15 bis 18 Prozent. Das kommt daher, dass der Goldmarkt, gemessen am Marktwert des existierendenMetalls, etwa umden Faktor zehn größer ist, das tägliche Handelsvolumen ist sieben- bis achtmal größer. Damit wirken sich Veränderungen der Nachfrage bei Sil- ber spürbar stärker aus. Die Nachfrage selbst ist bei Silber wegen seiner Doppelrolle als Edel- und Industriemetall deutlich volatiler. Das unelastische Angebot verstärkt die Volatilität weiter. „Silber ist als Industriemetall von der Industrienachfrage DEKÌQJLJĺ EHWRQW .XQJ YRQ GHU ':6 Ľ(V SURljWLHUW YRQ zyklischemWachstum, ist aber auch vonKonjunkturschwä- FKHQ EHWURȬHQ 'DV PDFKW GDV 5LVLNRPDQDJHPHQW EHL 6LO- berinvestments herausfordernder.“ Trotz des intakten Aufwärtstrends von Silber sind Rück- setzer Wilhelm zufolge jederzeit möglich. Deshalb sei für Investoren Gewinnsicherung bei Silber noch wichtiger als bei Gold. Die Volatilität könne etwa mit Cost Averaging geglättet werden, bei dem man das Investment auf einen längeren Zeitraum streckt und regelmäßig einen festen Betrag investiert. Dadurch erwirbt der Investor bei niedri- gen Preisen mehr und bei hohen Preisen weniger Anteile. Das senkt den durchschnittlichenKaufpreis gegenüber dem Einsatz der vollen Investitionssumme zu einem ungünsti- gen Zeitpunkt mit hohen Preisen. $OV ,QijDWLRQV +HGJH WDXJW 6LOEHU QXU EHGLQJW Ľ(V NRU- reliert mit Gold, ist aber erheblich volatiler“, erklärt Kung. „Außerdem fehlt bei Silber die stützende Nachfrage der Zentralbanken.“ Im langfristigen Rückblick ist sein Wert- erhalt geringer als bei Gold, und kurzfristig gibt es ausge- prägtere Schwächephasen. Doch dank seiner Rolle als wichtiges Industriemetall kann es im Verbund mit Gold und anderen realen Asset- klassen wie zum Beispiel Immobilien zum realen Wert- erhalt beitragen. Für eine Verbindung von Gold- und Silberinvestments plädiert Christian Rauch, CEO des Edel- metallhändlers Degussa: „Während Gold vor allem für Stabilität steht, bringt Silber zusätzliche Breite und Dyna- PLN LQV 3RUWIROLR 'LH .RPELQDWLRQ EHLGHU 0HWDOOH VFKDȬW eine ausgewogene Balance zwischen Substanz, Wachstum und Stabilität.“ Für deutsche institutionelle Anleger, die ein Sicherungs- vermögen bildenmüssen, stellt die Anlageverordnung eine Restriktion bei der Anlage in Edelmetalle dar. „Die Anlage- verordnung begrenzt unsere Möglichkeiten, in Edelmetall zu investieren“, sagt FrankOliver Paschen, der als Vorstands- mitglied der Pensionskasse der Hamburger Hochbahn für die Kapitalanlage zuständig ist. „Denn physisches Edelme- tall und Aktien tragen zur Risikokapitalquote bei.“ Sein Unternehmen ist mit 500 Kilogramm in physischemGold im freien Vermögen und Edelmetallaktien nach eigenen Angaben wahrscheinlich die Pensionskasse mit der höchs- ten Edelmetallquote im Portfolio. Ein wichtiger Unterschied von Silber gegenüber Gold ist, dass es als Reservewährung der Zentralbanken keine 5ROOH VSLHOW ,P *HJHQVDW] GD]X KDOWHQ VLH HLQHQ VLJQLlj- kanten Teil des verfügbaren Goldes auf der Welt und sind auch für einen Großteil der jährlichen Transaktionen ver- antwortlich. Grund dafür sind Eigenschaften von Gold, die Silber nicht in demselben Maß aufweist. Neben seiner ,QijDWLRQVUHVLVWHQ] XQG GHU OHLFKWHQ /LTXLGLHUEDUNHLW DXFK in Krisenzeiten ist das zum Beispiel auch seine hohe Wert- dichte. Gold ist knapp doppelt so dicht wie Silber und pro Unze etwa 80-mal so teuer. Daraus ergibt sich ein Platzbe- darf von nur etwa einemHundertfünfzigstel im Vergleich zu demselben Wert in Silber. „Ich sehe nicht, dass die Zentralbanken in relevanten Mengen Silber kaufen werden“, sagt Kung. „Schon allein deshalb, weil Silber wegen seiner viel niedrigeren Wert- dichte erheblich schwieriger zu transportieren und zu lagern ist als Gold.“ Trotzdem wird spekuliert, dass auch Silber als strategi- sche Reserve der Zentralbanken eine Nebenrolle bekom- men könnte. Doch bisher gibt es nur wenige unbestätigte Medienberichte, etwa dass die russische Zentralbank eine strategische Silberreserve aufbauen will. Sollten sich diese Berichte jedoch manifestieren, könnte das spürbare Auswirkungen auf den Silberpreis haben. „Sol- che Signale könnten das Sentiment gegenüber Silber noch weiter verbessern“, sagtWilhelm, der auchVerlautbarungen großer Asset Manager zu dem grauen Metall aufmerksam verfolgt. „Es wird interessant sein zu beobachten, ob sich große Vermögensverwalter zu Silber äußern.“ DAVID VERBEEK Optimale Silberallokation Durchschnittliche empfohlene Silberanteile nach Risikoneigung Quelle: Oxford Economics 0 1 2 3 4 5 6 Hohes Risiko I Mittleres Risiko I Niedriges Risiko Gewichtung (%) 5,6 % 6,0 % 5,8 % N o . 4/2025 | institutional-money.com 177 Silber | PRODUKTE & STRATEGIEN

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