Institutional Money, Ausgabe 4 | 2025

punkt. Für das auf die einzelnenUnternehmen zugeschnit- tene Benchmarking wird dabei eine geeignete individuelle Vergleichsgruppe vonAnleihen bestimmt, die bei Merkma- len wie Bonität, Laufzeit und Emissionstermin so ähnlich wie möglich sind. Es braucht aber auch etwas Spielraum, damit mindestens 30 verschiedene Anleihen für den Refe- renzindex infrage kommen. Um die beiden Ziele unter einen Hut zu bringen, werden teilweise Merkmale grund- sätzlich vergleichbarer Bonds interpoliert. Der Prozess kommt dabei ohne persönliche Einschätzungen mensch- licher Analysten aus. Die so berechneten Benchmarks ermöglichen eine objektive Betrachtung, welche Konditio- nen angemessen sind. Dabei berücksichtigt die quantitative Methodik auch den Marktkontext, in dem die Emission HUIROJW 'HU (ȬHNW GDVV ,QYHVWRUHQ LQ =HLWHQ KRKHU 9RODWL- lität höhere Prämien gewährenmüssen als in ruhigen Pha- sen, wird dadurch ebenfalls einbezogen. Die Timing-Frage Der konkrete Tag der Emission einer Anleihe ist beson- ders wichtig. Allerdings unterliegen die Emittenten gewis- sen Einschränkungen, was den genauen Zeitpunkt angeht. Zum einenmüssen gesetzliche Blackout-Perioden etwa vor GHU 9HUĆȬHQWOLFKXQJ YRQ 4XDUWDOV]DKOHQ HLQJHKDOWHQ ZHU- den. Zumanderen gibt es saisonal bedingt bestimmte Zeit- räume, in denen die Handelsaktivität amOTC-Markt stark ]XUĞFNJHKW 'DV LVW YRU DOOHP LP GULWWHQ 4XDUWDO XQG LP Dezember der Fall. Zudemkommt es natürlich auf die tat- sächliche Finanzierungs-Timeline des Emittenten an, bis wann die Schuldtitel zu begeben sind. Eine Frage des Könnens „Die Preisgestaltung ist vor allem eine Frage des Könnens, während das perfekte Timing sowohl Erfahrung als auch Glück erfordert“, sagt Eric Wiegand. Wird eine Anleihe zum Beispiel in einer Woche begeben, in der die Zinsen aufgrund von makroökonomischen Bedingungen oder Signalen der Zentralbank erhöht sind, wird sich das natür- lich auf die Konditionen auswirken. Darauf hat der Emit- WHQW NHLQHQ (LQijXVV 'HVKDOE WUÌJW HU HLQH JUĆĕHUH 9HUDQW- wortung für die optimale Preisgestaltung und weniger für das genaue Timing. Mit Einsatz der DebtRay-Tools lässt sich aber in 95 Prozent der Fälle ein sehr schlechtes Timing ver- PHLGHQ ,Q 3UR]HQW GHU )ÌOOH ZLUG HLQ ORNDOHV 0LQLPXP der Finanzierungskosten erreicht. Theoretisch könnte es bei der Preisgestaltung auch pas- sieren, dass sie ins andere Extremumschlägt und zu aggres- VLY LVW 'DV ZĞUGH EHGHXWHQ GDVV GLH ,QYHVWRUHQ QLFKW GXUFK eine ausreichende Prämie für das eingegangene Risiko ent- lohnt werden. Auf den ersten Blick erscheint das aus Unter- nehmenssicht vorteilhaft, da es sehr niedrige Finanzie- rungskosten impliziert. Auf lange Sicht schadet ein solches 9RUJHKHQ DEHU GHP ,PDJH GHV (PLWWHQWHQ DXI GHQ .UHGLW- märkten. Die Finanzierungskosten sollten deshalb nur so ZHLW DXVJHUHL]W ZHUGHQ GDVV ,QYHVWRUHQ ZHLWHUKLQ DXI GLH Zahlung einer angemessenen Emissionsprämie vertrauen können. ,P+LQEOLFN DXI GLH )LQDQ]LHUXQJVNRVWHQ LVW HV IĞU 8QWHU- nehmen entscheidend, zu welchen Konditionen sie ihre Anleihen begeben. Wenige Basispunkte Unterschied kön- nen hier, hochgerechnet auf den Nennwert und die Lauf- ]HLW HQWZHGHU JURĕH DEVROXWH (LQVSDUXQJHQ RGHU DEHU HQW- sprechende Mehrkosten bedeuten. Allerdings sind sich die meisten Emittenten dessen nicht bewusst oder verfügen QLFKW ĞEHU GLH ,QVWUXPHQWH XQG $QDO\VHQ XP GDV *DQ]H zu steuern. Dabei sind die Firmen eigentlich in der Posi- WLRQ ZHVHQWOLFKHQ (LQijXVV DXI GLH 3UHLVJHVWDOWXQJ DP 3UL- PÌUPDUNW QHKPHQ ]X NĆQQHQ 6FKOLHĕOLFK KDEHQ VLH GDV letzteWort über die endgültigen Bedingungen einer Emis- VLRQ ,QGHP 7UHDVXUHU HLQH DNWLYHUH 5ROOH HLQQHKPHQ XQG DXVUHLFKHQGH ]HLWOLFKH 6SLHOUÌXPH VFKDȬHQ NĆQQHQ VLH GLH Wahrscheinlichkeit dafür erhöhen, die gebotene Prämie DXI HLQ QRWZHQGLJHV 0Dĕ ]X EHJUHQ]HQ XQG XQQĆWLJH )LQDQ]LHUXQJVNRVWHQ ]X YHUPHLGHQ ,Q GHU )ROJH NĆQQWH sich die Rolle der beteiligten Emissionsbanken auf das beschränken, was sie eigentlich sind: Erfüllungsgehilfen im Emissionsprozess. DR. MARKO GRÄNITZ » Bis vor wenigen Jahren wäre das, was wir heute machen, noch nicht möglich gewesen. « Eric Wiegand, Chief Commercial Officer, DebtRay Nachträglicher Vergleich Finanzierungskosten relativ zum Emissionstag DebtRay verwendet einen Zeitrahmen von 13 Wochen, um den gewählten Emissionstag im Nachhinein zu bewerten. Im Vorhinein kann unter Nutzung der Timing-Tools in 95 Prozent der Fälle ein sehr schlechtes Timing vermieden werden, in 30 Prozent der Fälle wird ein lokales Minimum erreicht. Quelle: DebtRay BondRanking (White Paper) Schlechtes Zeitfenster mit hohen Kosten Durchschnittliche Finanzierungskosten Gutes Zeitfenster mit niedrigen Kosten -10 -5 0 5 10 15 Finanzierungskosten-Differenz in Mio. Euro -32 -28 -24 -20 -16 -12 -8 -4 0 4 8 12 16 20 24 28 32 32 Handelstage vorher 32 Handelstage nachher Emissionstag 172 N o . 4/2025 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Corporate Bonds-Emissionen FOTO: © DEBTRAY

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