Institutional Money, Ausgabe 4 | 2025
reinen RRI-basierten Strategien zwar tendenziell hinter der Benchmark zurück, die eventorientiertenMethoden hielten die Renditen jedoch nahe oder über der Benchmark. Dies zeigt, dass selbst moderate ESG-Anpassungen die Portfolio- resilienz verbessern können. Darüber hinaus erzielten diese ESG-enhanced Portfolios deutlich niedrigere – und damit bessere – RRI-Scores, was bedeutet, dass sie ein geringeres Reputations- und ESG- Risiko beinhalten. Durch das Eingehen von Short-Positio- nen in Unternehmen mit erheblichen Kontroversen wird das gesamte ESG-Risiko des Portfolios drastisch reduziert. Bei Long/Short-Strategienmit einer Short-Gewichtung von mindestens 25 Prozent wird das Netto-RRI negativ, was eine klare Abkehr von risikoreichen Unternehmen signali- siert. Eventbasierte Ansätze hingegen erhalten eine ausgewo- gene Sektorallokation aufrecht, bleiben nah an der Bench- mark und bieten gleichzeitig ESG-Vorteile. Ein ähnlichesMuster zeigt sich an denAnleihenmärkten. Obwohl die Renditen von US-amerikanischen und euro- päischen Anleihen oft niedrig oder negativ waren, trug die Integration von ESG-Daten in die Strategien dazu bei, die Volatilität zu senken und Drawdowns zu verringern. Dies zeigt, dass die Nutzung von ESG-Informationen zur Ver- meidung oder zumLeerverkauf problematischer Anleihen das Risiko reduzieren kann, ohne die Allokation des Port- folios im Kern wesentlich zu verändern. Insgesamt deuten die gefundenen Erkenntnisse darauf hin, dass die Verwen- dung detaillierter eventbasierter ESG-Daten in Kombina- WLRQ PLW /HHUYHUNÌXIHQ HȬHNWLY VHLQ NDQQ 'LHVHU $QVDW] ermöglicht es Investoren, von negativen ESG-Nachrichten EHWURȬHQH :HUWSDSLHUH IĞU 6KRUWV ]X QXW]HQ RGHU ]X PHL- den und dabei ein Risiko-Rendite-Verhältnis zu erzielen, das dem von Standardbenchmarks entspricht oder diese PDQFKPDO VRJDU ĞEHUWULȬW $P ZLFKWLJVWHQ LVW GDVV GLHV ]X 3RUWIROLRV PLW GHXWOLFK YHUEHVVHUWHQ (6* 3URljOHQ IĞKUW wodurch diese Strategien eine praktische und attraktive 2SWLRQ IĞU ,QYHVWRUHQ GDUVWHOOHQ GLH LKUH ljQDQ]LHOOH 3HU- formance mit höheren Standards unternehmerischer Ver- antwortung in Einklang bringen möchten. Schlussfolgerungen 'LHVH 6WXGLH EHOHJW GHQ $XWRUHQ ]XIROJH GLH :LUNVDPNHLW der Integration von Daten zu ESG-Vorfällen und Infor- mationen zu Leerverkaufskosten in systematischen Long/ Short-Portfoliostrategien für Aktien und Corporate Bonds. Das vorgeschlagene Rahmenwerk bietet einen skalierbaren, datengetriebenen Ansatz für die ESG-konforme Portfolio- allokation und ermöglicht es Investoren, ESG-Risikosignale in Echtzeit systematisch zu integrieren und gleichzeitig die realen Leerverkaufskosten zu berücksichtigen. Der Ansatz ermöglicht einen umfassenden Vergleich von Long-only- Ausschlussstrategien und Long/Short-Ansätzen, wobei GLHVH KLQVLFKWOLFK ljQDQ]LHOOHU 5HQGLWHQ XQG GHU 5HGXNWLRQ des ESG-Risikos bewertet werden. Die Ergebnisse zeigen, dass das Leerverkaufen von Aktien der Unternehmen mit (6* .RQWURYHUVHQ GDV 3RUWIROLRULVLNR HȬHNWLYHU UHGX]LHUW als Ausschlussstrategien und dass dieser Ansatz zu leich- ten Verbesserungen der Sharpe Ratio, geringeren Draw- downs und einem reduzierten ESG-Risikoexposure führt. Die Ergebnisse der Studie deuten außerdem darauf hin, dass Investoren bei der Anwendung aktiver, auf ESG-Sig- nalen basierender Strategien Sektorabweichungen berück- sichtigen sollten. Im Hinblick auf die zukünftige Kapitalmarktforschung besteht eine erhebliche Lücke bei den Methoden zur Port- foliokonstruktion für Multi-Asset-Portfolios, die zumindest aus Aktien und Anleihen unter Berücksichtigung von ESG- Events bestehen. Es ist zudem überraschend, dass es keine Studien zu den Leerverkaufsmustern im Zusammenhang mit ESG-Ereignissen gibt. Schließlich wäre dieser Rahmen gut geeignet, um andere wichtige Unternehmensereignisse wie Fusionen oder Gewinnmitteilungen einzubeziehen und einenMechanismus für den Vergleich dieser mit ESG-Vor- fällen zu bieten. DR. KURT BECKER Vergleich der Sharpe Ratios und RRI-Scores auf Portfolioebene über verschiedene Assetklassen Klare Unterschiede zwischen den einzelnen Märkten treten zutage. Während bei US-Aktien die Sharpe Ratio der gleichgewichteten Benchmark von fast allen Strategien erreicht oder übertroffen wird – Ausnahme ist der ESG-integrierte RRI-Long/Short- Ansatz mit 100 Prozent Shortquote –, sieht es bei europäischen Aktien anders aus: Hier weist die Post-Event-Ausschluss- und die Post Event-Long/Short-Strategie eine höhere Sharpe Ratio auf als die Benchmark. Bei US-Corporate-Bonds IG und europäischen IG-Corporates ist der RRI-Long-only-Ansatz bei der Sharpe Ratio auf Augenhöhe mit der Benchmark, alle ande- ren Strategien zeigen eine schlechtere risikoadjustierte Rendite. In Europa wirkt sich eine hohe Short-Quote deutlich negativer auf die Sharpe Ratio aus als in den USA. Quelle: Studie -1,6 -1,4 -1,2 -1,0 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 Post-Event Long/Short Post-Event Exclusions RRI Long/Short 100/100 RRI Long/Short 100/50 RRI Long/Short 100/25 RRI Long/Short 100/0 Benchmark EQW 0D[ 'UDZGRZ (8 %21'6 86 (48 6WUDWHJ\ /RQJ 6KRUW $QQXDOLVHG 5HWXUQ $QQXDOLVHG 9RODWLOLW 6KDUSH 5DWLR 0D[ 'UDZGRZ (8 (48,7,(6 6WUDWHJ\ /RQJ 6KRUW $QQXDOLVHG 5HWXUQ $QQXDOLVHG 9RODWLOLW 6KDUSH 5DWLR 0D[ 'UDZGRZ 86 %21'6 6WUDWHJ\ /RQJ 6KRUW $QQXDOLVHG 5HWXUQ $QQXDOLVHG 9RODWLOLW 6KDUSH 5DWLR Sharpe Reatio 156 N o . 4/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Nachhaltigkeit » In den USA verbessern RepRisk-(RRI)-Index-basierte Long/Short- Strategien das Risiko-Rendite-Profil bei Aktien, in Europa nicht. « Dr. Tomasz Orpiszewski, ZHAW School of Management and Law, Winterthur, Schweiz FOTO: © ZHAW SCHOOL OF MANAGEMENT AND LAW
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