Institutional Money, Ausgabe 4 | 2025

I nvestments in „Value“- und „Growth“-Aktien sind zwei traditionelle Anlagestile, die jeder zu kennen glaubt. Doch geht man ins Detail, wird deutlich, dass darunter bei Weitem nicht alle das Gleiche verstehen. Value Inves- ting geht auf das 1934 publizierte Buch „Security Analysis“ von Benjamin Graham und David Dodd zurück. Zu den KHXWH JHOÌXljJHQ %HJULȬHQ GLH VFKRQ GDPDOV DXIWDXFKWHQ zählen der innere Wert, der beim Kauf von Value-Aktien möglichst weit über dem aktuellen Preis liegen sollte, sowie die Margin of Safety, ein möglichst hoher Sicherheitsab- schlag zumEinstiegszeitpunkt. Growth Investing entstand im Gegensatz dazu als Ansatz, der sich auf Unternehmen mit überdurchschnittlichem Gewinn- oder Umsatzwachs- tum konzentriert; Letzteres führt imNormalfall zu hohen Bewertungen. Übertriebene Klassifizierung Obwohl die beiden Ansätze sehr unterschiedlich erschei- nen, schließen sie sich nicht unbedingt gegenseitig aus. Doch im Lauf der Zeit setzte sich unter Anlegern zuneh- mend ein Schwarz-Weiß-Denken durch. Man begann, Aktien entweder in die Kategorie günstig (Value) oder teuer (Growth) zu unterteilen. Anfangs wurde das Kurs-Buch- wert-Verhältnis dafür verwendet, schreiben Rob Arnott, Chris Brightman, Campbell Harvey, Que Nguyen und 2PLG 6KDNHUQLD DOOH 5HVHDUFK $ȯOLDWHV LP 3DSHU Ľ)XQ- damental Growth“. Heute ist dagegen eine Kombination aus schnellemWachstumund hohen Bewertungskennzah- len der Standard für Growth, während Value als Mischung aus langsamem Wachstum und günstigen Bewertungen GHljQLHUW ZLUG 'HQ 6WXGLHQDXWRUHQ ]XIROJH LVW GLHVH .ODVVL lj]LHUXQJ DEHU QLFKW ]LHOIĞKUHQG 6WDWWGHVVHQ GHljQLHUHQ VLH Growth unabhängig vonBewertungskennzahlen als schnell wachsend und Value unabhängig vonWachstumsraten als günstig VLHKH GD]X GLH *UDljN Ľ(LQH ,GHH YLHOH 8PVHW]XQJV- YDULDQWHQĺ . Value muss also nicht Anti-Growth sein und Growth nicht Anti-Value. Das Argument: Aktien, die sowohl ein schwachesWachs- tum als auch hohe Bewertungen aufweisen, sollten weder inValue- noch inGrowth-Portfolios aufgenommenwerden. Das widerspricht der klassischen Style-Box-Methodik, in der Value undGrowth gegensätzliche Enden eines einzigen 6SHNWUXPV VLQG 'LH )ROJH GHU GRUW DQJHZDQGWHQ 0HWKR- dik ist, dass Value-Indizes einen Anti-Growth-Charakter und Growth-Indizes umgekehrt einen Anti-Value-Cha- UDNWHU HUKDOWHQ )XQGDPHQWDO VFKZDFKH DEHU WHXUH $NWLHQ ZHUGHQ DOV *URZWK7LWHO NODVVLlj]LHUW REZRKO VLH HLJHQWOLFK Glamour-Aktienmit hohen Bewertungen und oft übertrie- ben optimistischen Erwartungen sind. Deshalb sind neben fundamental robustenWachstumswerten bei dieser Klassi- lj]LHUXQJ DXFK ĞEHUWHXHUWH $NWLHQ PLW VFKOHFKWHQ )XQGD- mentaldaten vertreten. Fundamentaler Fokus Dieses Manko möchte das genannte Paper beheben. Ein Investment in „Growth“-Werte sollte sich demnach auf fundamentale Daten konzentrieren, die darauf hindeuten, GDVV )LUPHQ ]XP %HLVSLHO GXUFK ,QQRYDWLRQHQ ZDFKVHQ und nicht darauf, ob die Bewertungen hoch sind. Einige günstig bewertete, schnell wachsende Unternehmen kön- nen demnach sowohl in Growth- als auch in Value-Port- folios enthalten sein. Die Idee der Doppelbesetzung ist dabei nicht grundsätzlich neu. So beinhalten etwa der Rus- sell 1000 Growth und Russell 1000 Value einige identische Titel. Kombiniert man beide Unterindizes, ergeben sie den Hohe Bewertungen machen aus einer Aktie nicht automatisch einen Wachstumswert. Trotzdem landen vielfach überteuerte Glamour-Aktien mit entsprechend schlechten Renditeaussichten in Growth-Portfolios. )XQGDPHQWDOHU )RNXV » Aktien mit hoher Bewertung sind nicht automatisch Wachstumswerte. « Campbell R. Harvey, J. Paul Sticht Professor of Finance, Fuqua School of Business, Duke University und Research Associate NBER & Partner bei Research Affiliates 130 N o . 4/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Growth-Investing FOTO: © RESEARCH AFFILIATES

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