Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025

D er Anstieg der Marktkonzentration in den letzten Jahren war für die Investoren, die auf Faktorstra- tegien setzten, eine echte Herausforderung. Jedes Portfolio, das von der marktkapitalisierungsgewichteten Benchmark abwich – sei es zu Diversi$zierungszwecken oder um sich in anerkannten Faktoren zu engagieren –, blieb am Ende hinter der klassischen marktkapitalisierungs- gewichteten Benchmark zurück, deren Wertentwicklung größtenteils von Mega Caps bestimmt wurde. Es ist daher nicht verwunderlich, dass einige Investoren bei dieser Gemengelage begannen, die Vorteile der Diversi$zierung infrage zu stellen, indem sie argumentierten, dass Mega Caps so stark seien, dass sie auch in den kommenden Jahren eine überdurchschnittliche Performance erzielen würden. Die drei zu EDHECs Scienti$c-Beta-Arm, der Faktorstra- tegien in den Vordergrund rückte, gehörenden Kapital- marktforscher Daniel Aguet, Felix Goltz und Warwick Schneller nahmen sich dieser Problematik an und analysier- ten in ihrem neuen Paper mit dem Titel „Understanding and Managing the Impact of Market Concentration on Factor Strategies“ die Auswirkungen der Marktkonzentra- tionsdynamik auf die Diversi$kation und die „Rewarded Factors“, also jene Faktoren, die mit einer positiven Faktor- prämie verbunden sind und sich in Multi-Faktor-Strategien wieder$nden. Die Analyse stützt sich auf langfristige histo- rische Belege, um die jüngsten Ereignisse in einen Kontext zu bringen und Schlussfolgerungen zu ziehen, die auf fakti- schen Daten und nicht auf Vermutungen beruhen. Verstärkte Konzentration Wie allgemein bekannt hat sich die Konzentration auf dem Aktienmarkt in den letzten Jahren verstärkt, wobei eine kleine Anzahl von Aktien mit hoher Marktkapitalisierung – in den USA als „Magni$cent Seven“ und in Europa als „Granolas“ bezeichnet – überproportional zur starken Per- formance von marktkapitalisierungsgewichteten Bench- marks beiträgt. Es liegt in deren Natur, eine Tendenz zu gelisteten Firmen mit der größten Marktkapitalisierung auf- zuweisen. Die Datenlage im Rückblick auf die letzten 60 Jahre zeigt, dass der Grad der Marktkonzentration des US- Marktes, gemessen an der e ektiven Anzahl der Aktien, in den letzten Jahren erheblich zugenommen hat (siehe Gra k „Konzentration des US-Aktienmarktes“) .Die sogenannte „e ek- tive Anzahl“ der Aktien sank bis Ende 2024 auf einen Wert von 61 und $el damit auf ein Niveau, das seit den 1960er- Jahren nicht mehr erreicht wurde. Ein Absinken dieser Kennzahl signalisiert eine steigende Marktkonzentration. Errechnet wird die e ektive Anzahl der Aktien anhand der kapitalgewichteten US-Benchmark auf der Grundlage des CRSP-Universums für den Zeitraum 1963 bis 2024. Die e ektive Anzahl der Aktien ist ein Maß für die Markt- konzentration. Sie wird berechnet als der Kehrwert der Summe der quadrierten Gewichte der Aktien, die Index- mitglieder sind. Der eklatante Anstieg der Konzentration in führenden Aktienindizes – Schlagwort „Magnificent Seven“ – hat viele Faktorstrategien zuletzt in Schwierigkeiten gebracht. Scientific Beta von EDHEC hat dieses Thema nun aufgearbeitet. Faktorbremse Konzentration Konzentration des US-Aktienmarktes Entwicklung der effektiven Anzahl der Aktien über gut 60 Jahre Die effektive Anzahl der Aktien ist ein Maß für die Marktkonzentration. Diese nimmt zu, wenn die Mega-Cap-Aktien besser abschneiden als die Market-Cap-Benchmark, was zu einer geringeren effektiven Anzahl von Aktien führt – wie in den 60ern und in den letzten Jahren. Quelle: Studie Scientific Beta 2021 2016 2012 2007 2003 1999 1994 1990 1985 1981 1976 1972 1968 1963 0 100 200 300 400 Aktienanzahl 88 N o . 2/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Faktorinvestment

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=