Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025

ten strukturell vom neuen geoökonomischen Kontext. Mexiko gewinnt an Bedeutung durch seine Nähe zum US- Markt, Brasilien durch chinesische Nachfrage nach Agrar- gütern, Indien durch seine relative Abschottung. Auch Teile Osteuropas – allen voran Polen und Tschechien – stehen bereit, um vom zusätzlichen deutschen Fiskalstimulus zu pro tieren. In Asien wiederum dürften Länder wie Malaysia von der Kapitalrückführung pro tieren, die sich aus den hohen Dollarbeständen lokaler Investoren speist. Die Folge ist bereits messbar. Die Performance lokaler Schwellenländeranleihen liegt seit Jahresbeginn deutlich über jener klassischer Fixed-Income-Segmente – trotz aller Volatilität. Auch Aktienzu üsse in die Emerging Markets nehmen spürbar zu, da Investoren zunehmend bereit sind, sich aus der technologielastigen Dominanz der US-Indizes zu lösen. Die Argumentation ist laut Kalani klar: Der Dollar verliert zwar nicht über Nacht seine Funktion als Reserve- währung – aber er verliert die Selbstverständlichkeit,mit der er über Jahre das Zentrum der Portfolioarchitektur bildete. Was an seine Stelle tritt, ist keine neue Monopolwährung, sondern ein multipolares Umfeld, in dem lokale Emerging- Markets-Strategien nicht länger nur taktische Beimischung, sondern tragende Komponente institutioneller Allokation sein könnten. Bipolarität Abgesehen von den taktisch-strategischen Opportunitäten, die die aktuellen Risiken bieten, ndet man am Ende wie- der zu Napier und seiner These zurück: Auf einer Art Mikroebene ndet demnach eine Repatriierung lokaler beziehungsweise nationalstaatlicher Assets statt – mit ent- sprechenden Auswirkungen für die Kapitalströme innerhalb der Eurozone. Auf globaler Ebene zeichnet sich eine Auf- spaltung des aktuell rein in US-Dollar denominierten Welt- währungssystems in zwei Blöcke ab, wobei der zweite von der Volksrepublik China dominiert wird. In einem solchen Umfeld wird eine entschlossene strate- gische Ausrichtung von Investments entscheidend sein. Trotz des bei Redaktionsschluss ausgerufenen Zollmoratoriums zwischen den USA und China, in denen die wechselseitigen Tarife auf 30 Prozent seitens der USA und zehn Prozent sei- tens der Volksrepublik „beschränkt“wurden, sind mit dieser Maßnahme ja nur De-facto-Embargos verhindert worden. Investments in die jeweils andere Zone könnten dann mit Sonderabgaben sanktioniert werden. Erste Schritte hat US- Präsident Donald Trump mit demGedanken gesetzt, Steuer- vorteile für manche internationale US-Treasury-Investoren zu prüfen, einzuschränken oder gar ganz auszusetzen. HANS WEITMAYR Dollar (immer noch) allmächtig Der Finanzierungsmechanismus der USA ist vorerst noch intakt. Nach wie vor ist die weltweite Verschuldung in US-Staatsanleihen dominant. Bei LBBW hat man in diesem Zusammenhang die absolute Verschuldung in Dollar mit derjenigen großer Euro-Emittenten verglichen. Das Resultat: Deutschland, Frankreich und andere Emittenten kommen auf rund ein Drittel der US-Emissionen im laufenden Sekundärmarkt. Quelle: LBBW 0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 35000 40000 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Niederlande Spanien Frankreich Belgien Griechenland Portugal Italien Deutschland USA: umlaufende Staatstitel (Mrd. USD) 2020 2021 2022 2023 2024 2025 Mrd. US-Dollar N o . 2/2025 | institutional-money.com 87 Weltreservewährung | THEORIE & PRAXIS » Solange ein integrierter Kapitalmarkt fehlt, bleibt der Euro dem Dollar systemisch unterlegen. « Thomas Hempell, Head of Macro & Market Research, Generali AM

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