Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025
Ertragsstärke ist das eine, Wachstumspotenzial das andere. Wer heute an Kirche denkt, dem fällt bei einer zunehmenden Zahl von Austritten eher das Wort Schrumpfung denn Wachstum ein. Prof. Volker Heinke: In gewisser Weise ist das durchaus ver- ständlich. Denn beide großen Kirchen in Deutschland – die evangelische wie auch die katholische – erleben seit Jahren einen deutlichen und anhaltenden Mitgliederschwund.Und auch die Steueraufkommen werden künftig schrumpfen. Das betri t aber nur die verfasste Kirche, die Zahl der Gläu- bigen. Unsere Beitragszahler gehören aber zu 80 Prozent zum Bereich der Diakonie. Der Begri bezeichnet im kirch- lichen Kontext den Dienst am Menschen, insbesondere an Hilfsbedürftigen, Kranken, Ausgegrenzten und Benachteilig- ten. Und die Diakonie ist einer der größten Arbeitgeber im sozialen Bereich in Deutschland, und anders als die Kirchen selbst schrumpft dieser Sektor nicht, sondern wächst enorm weiter. Unsere Beiträge sind an die dortigen Entgelte gekop- pelt. Und damit wachsen auch wir und unser Investment- portfolio. Somit dürften wir noch auf viele Jahre hinaus von den Problemen entfernt sein, mit denen viele herkömm- liche Pensionskassen heute konfrontiert sind. Wie steht es denn um Ihr Anlageportfolio unter Berücksichtigung von Aspekten wie der strategischen Asset Allocation und dem Asset Liability Management? Prof. Volker Heinke: Grundsätzlich ndet beides schon immer hier bei uns im Haus statt. Allerdings haben SAA und ALM über weite Strecken getrennt voneinander agiert und zudem mit unterschiedlichen Modellwelten und auf Basis unterschiedlicher Kapitalmarktszenarien gearbeitet. Das hat sich an verschiedenen Stellen als eindeutig subopti- mal herausgestellt. Deshalb haben wir in der jüngeren Zeit beide Bereiche stärker zusammengeführt, indem wir ein Tool erworben haben, durch das SAA und ALM heute gewissermaßen Hand in Hand arbeiten. Wie muss man sich das von den Prozessen her vorstellen? Prof. Volker Heinke: Auf einen kurzen Nenner gebracht, nimmt unsere Kapitalanlageabteilung die Marktkalibrierung vor in Bezug auf erwartete Renditen, Volatilitäten und Kor- relationen, generiert die Schätzung nach vorn und macht Vorschläge für die optimierte Kapitalanlage. Unsere ALM- Verantwortlichen kontrollieren die Ergebnisse aus der Um- setzung der SAA-Vorschläge und nehmen die Koordination mit der Passivseite und den daraus resultierenden Zusam- menhängen vor. In regelmäßigen Sitzungen wird darüber beraten, schlussendlich beschließt der Vorstand auf dieser Basis, wie unsere strategische Asset Allocation mit dem Blick nach vorn aussehen soll und mit welchen Bandbreiten tak- tische Positionierungen vorgenommen werden sollen. Darf man daraus schließen, dass Sie bei der Erstellung der SAA gar nicht auf externe Dienstleister zurückgreifen? Prof. Volker Heinke: Genauso ist es. Lediglich für die Kalibrie- rung unseres Kapitalmarktmodells greifen wir wie gesagt auf einen Toolanbieter zurück. Ansonsten geschieht alles bei uns hier imHaus. Das hat nach unserer Au assung auch etwas mit Verantwortlichkeit zu tun. Denn wir müssen ja verste- hen,warum und wie sich bestimmte Entwicklungen an den Kapitalmärkten auf unser Portfolio auswirken. Diese Verant- wortung können und wollen wir nicht auf einen Externen abschieben, schon aus aufsichtsrechtlichen Gründen.Wo wir durchaus auf Consultants zurückgreifen, das ist zum Bei- spiel, um einen Abgleich mit anderen SAA-Modellen durch- zuführen, oder bei der Auswahl einzelner Mandate oder der Managerselektion. Geben Sie uns doch bitte einen Einblick, wie Ihr Portfolio derzeit aufgestellt ist? Prof. Volker Heinke: Lassen Sie mich beginnen mit dem, was wir vor der Niedrigzinsphase und der anschließenden Ent- wicklung im Jahr 2022 als die risikoarme Seite bezeichnet haben. Das sind Renteninvestments, bei denen wir mit 25 Prozent des Portfolios auf die Direktanlage in Papiere mit hohen Bonitäten von im Schnitt Doppel-A und langen Restlaufzeiten bei einer Modi ed Duration von etwa zwölf setzen.Weitere 20 Prozent investieren wir in Unternehmens- 66 N o . 2/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Prof. Volker Heinke | EZVK FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH » Wir müssen ja verstehen, warum und wie sich bestimmte Entwicklungen an den Kapitalmärkten auf unser Portfolio auswirken. Diese Verantwortung können und wollen wir nicht auf einen Externen abschieben. « Prof. Volker Heinke, Vorstand der EZVK
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