Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025
abgeschlossen haben und im Schnitt eine stabile jährliche Ausschüttung an unsere Investoren vornehmen konnten. Herr Prof. Pautz, konnten Sie Herrn Hasenböhler denn davon überzeugen, dass Reichmuth endlich mit einem Fonds an den Markt geht,mit dem der Ausbau der Kernenergie finanziert wird? Prof. Andreas Pautz: (lacht) Das war, ehrlich gesagt, gar nicht meine Absicht. Ich bin selbst überzeugter Anhänger des Ausbaus erneuerbarer Energieträger, bei denen wir insbeson- dere von Solaranlagen oder Windenergieparks sprechen, weil es ja darum geht, mit Blick auf den Klimawandel eine möglichst hohe Reduktion des CO 2 -Ausstoßes zu erreichen. Wobei man doch etwas stiefmütterlich behandelte Themen wie Wasserkraftwerke und Biogasanlagen nicht vergessen sollte. Prof. Andreas Pautz: Vollkommen richtig, auch diese Formen der Energieerzeugung sollte man natürlich soweit als mög- lich in die Gesamtrechnung zur Erzeugung von Energie ein- beziehen, auch wenn beides natürlich seine Problematik hat. Zur Nutzung der Wasserkraft ist man auf bestimmte geo- gra sche Gegebenheiten angewiesen, die man in gebirgigen Ländern wie der Schweiz vor ndet, aber kaum in Regionen wie Deutschland. Und bei der Nutzung von Biomasse hat man das Problem, dass der Biogasanteil hinten und vorn nicht ausreichen würde, um damit unseren Bedarf an Gas auch nur annähernd zu decken. Aber selbst wenn man alle vorhandenen Möglichkeiten der Energiegewinnung zusam- menzählt, wird man nach Berechnungen unseres Instituts nicht weit über einen Anteil von 60 Prozent des Einsatzes volatiler Energielieferanten wie Sonne und Wind hinaus- kommen. Danach wird es richtig teuer. Wie meinen Sie das? Prof. Andreas Pautz: Dass man in einer Gesamtrechnung die Kosten für den notwendigen Netzausbau, die saisonale Spei- cherung und den Aufbau von Reservekapazitäten mit ein- beziehen muss. Und machen wir uns nichts vor: Der Auf- bau von Batteriespeichern ist eine ziemlich teure Angelegen- heit. Und in Bezug auf die Möglichkeiten zur Nutzung von Speichermöglichkeiten wie der Umwandlung von Strom in Gas oder Wassersto – Stichwort „Power-to-X“ – muss man sagen: Die heutigen Kapazitäten sind irrelevant.Wenn man in der Europäischen Union vollmundig über die Stärkung der Wassersto wirtschaft spricht, dann kann ich nur sagen: Da ist praktisch nichts. Die Erzeugungskapazitäten in einem Land wie der Schweiz liegen gerade einmal bei einigen Megawatt. Das reicht vielleicht für den Betrieb einiger Busse und Lkw. Aber es gibt noch ein sehr viel wesentlicheres Argument, warum man meiner Ansicht nach langfristig nicht an der Nutzung der Kernenergie vorbeikommen wird. Worauf spielen Sie an? Prof. Andreas Pautz: Wenn man den gesamten Energiever- brauch unseres Planeten betrachtet, dann entfallen jeweils 25 Prozent auf einerseits den Transport und andererseits die Stromerzeugung. Aber es sind 50 Prozent, die in die Erzeu- Experte für Sicherheitsforschung in der Kernenergie eas Pautz gilt als international anerkannter Experte im r Kerntechnik und leitet seit 2016 den Forschungsbereich nergie und Sicherheit am Paul Scherrer Institut im schwei- n Villigen. Er ist zudem Professor für Nukleartechnik an der olytechnique fédérale de Lausanne. Nach dem Masterab- s in Theoretischer Physik an der University of Manchester inem weiteren Masterabschluss in Quantenoptik an der Uni- ät Hannover promovierte Pautz 2000 in Kerntechnik an der nischen Universität München. Nach der Promotion arbeitete nächst bei TÜV Nord, 2003 wechselte er zu Areva NP, dem en europäischen Anbieter von Kernkraftwerken. Seine Bei- zur nuklearen Sicherheitsforschung und zur Entwicklung Multiphysik-Simulationssoftware wurden durch seine Ernen- zum Vollmitglied der Schweizerischen Akademie der Techni- Wissenschaften (SATW) anerkannt. Prof. Andr Bereich de Nukleare E zerische École p schlus und e versit Tech er zu größt träge von nung schen 56 N o . 2/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Prof. Andreas Pautz, Paul Scherrer Institut & Dr. Stefan Hasenböhler, Reichmuth & Co FOTO: © PABLO FACCINETTO » Langfristig ist nicht die Stromerzeugung unser Problem, es ist die Erzeugung von Wärme. « Prof. Andreas Pautz, Paul Scherrer Institut
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