Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025
David Woo: Ein interessanter Langfrist-Trade könnten meiner Au assung nach Aktien von Ausrüstern für die Automati- sierung sein. Nicht umsonst haben viele große Konzerne – darunter Automobilunternehmen wie Honda, Nissan oder Hyundai, aber auch der südkoreanische Stahlhersteller Pasco und sogar TSMC, der größte Chiphersteller der Welt – an- gekündigt, große Teile ihrer Produktion in die USA verla- gern zu wollen. Es wird natürlich eine gewisse Zeit dauern, die notwendigen Produktionsmittel dafür aufzubauen. Woran es angesichts einer Arbeitslosenquote von lediglich vier Prozent aber mangeln wird, sind Arbeitskräfte. Das spricht dafür, dass die eben genannten Unternehmen ver- stärkt auf Automatisierung setzen werden müssen. Und beim Thema Rentenmärkte und der Inflationsentwicklung? David Woo: Hier sollten Investoren eher auf in ationsinde- xierte Anleihen setzen. Ganz einfach weil aktuell nur extrem schwer einzuschätzen ist, welchen Weg die Preisentwicklung in den kommenden Monaten einschlagen wird. In einem positiven Szenario, in dem trotz Zollschock eine Rezession in den USA verhindert werden kann, weil man sich mehr oder weniger irgendwie durchwurschtelt, käme es wahr- scheinlich unweigerlich zu einer erheblich höheren In a- tion. Das schlechte Szenario, in dem es in einer Rezession zu einer deutlichen konjunkturellen Abkühlung käme, würde zwar disin ationär wirken, aber die Verschuldung auf ein Niveau treiben, in dem die Zinszahlungen regelrecht aus dem Ruder laufen würden. Sagen Sie noch etwas zu Ihrer Erwartung in Bezug auf Währung und Gold? David Woo: Der US-Dollar dürfte seine zuletzt gezeigte Schwäche sogar noch weiter ausweiten. Da ich nicht wirk- lich eine nachhaltige Verbesserung bei dem angesprochenen Thema Zwillingsde zit zu erkennen vermag, würde sich die Risikoprämie erhöhen, die ausländische Investoren für das Halten von US-Vermögenswerten, einschließlich dem US-Dollar, verlangen. Dagegen dürfte Gold mit jedem Zei- chen einer erneuten Verunsicherung der Anleger seinen seit geraumer Zeit starken Aufwärtskurs künftig weiter fort- setzen. Ihrem eigenen Geschäft als unabhängiges Researchhaus scheint die aufgrund der erratischen Politik von Donald Trump und seinen Zoll-Eskapaden als zunehmend verwirrend wahrgenom- mene Entwicklung an den Märkten sogar gutzutun? David Woo: Vor zwei Jahren habe ich mein institutionelles Geschäft gestartet, das im Vorfeld der US-Wahlen um rund 40 Prozent enorm gewachsen ist. Und es freut mich natür- lich, dass wir mittlerweile einige der größten Makro-Hedge- fonds, einige der größten Staatsfonds und mehrere sehr gro- ße europäische Investoren wie Versicherer und Pensions- fonds unter Vertrag haben.Uns kommt zugute, dass wir sehr viel Wert auf Transparenz und Nachvollziehbarkeit unserer Entscheidungen und Anlageempfehlungen legen. Wo sehen Sie Ihre eigene Stärke? David Woo: Die Makroökonomie als Schnittstelle zwischen Geopolitik, Wirtschaft und Technologie ist mein Spezial- gebiet. Es gibt natürlich eine geradezu unüberschaubar gro- ße Zahl an größtenteils kostenlosen Marktanalysen und Re- search bis hin zu den Prognosen der Analyseabteilungen großer Banken und Investmenthäuser. Unser USP ist die nachvollziehbare Einordnung dessen, was tatsächlich hinter den Entwicklungen und Entscheidungen in Politik, Geo- politik und Wirtschaft steckt. Und dann machen wir aber auch anhand einer nachvollziehbaren Erfolgsbilanz transpa- rent, was die eigenen Empfehlungen und Ergebnisse angeht. Von weit über 90 Prozent der großen Investmentbanken und Researchhäusern werden Sie einen solchen Erfolgsnach- weis gar nicht erhalten. Niemand dort wird Rechenschaft ablegen, um Ihnen zu zeigen, in wie vielen Fällen einer ausgesprochenen Empfehlung man richtiggelegen hat und wie oft Dinge am Ende schiefgelaufen sind.Wir tun das. Wir danken für das Gespräch! HANS HEUSER 48 N o . 2/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | David Woo | Unbound FOTO: © NAOMI MEROZ » Gold dürfte mit jedem Zeichen einer erneuten Verunsicherung der Anleger seinen seit geraumer Zeit starken Aufwärtskurs auch künftig weiter fortsetzen. « David Woo, Unbound
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