Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025

glimpft hat, gehört genauso zu den China-Falken wie die Ministerin für innere Sicherheit, Christie Noem, die China als größten Feind Amerikas bezeichnet. Und auch Trumps ehemaliger Sicherheitsberater Mike Waltz zählt dazu, der das Land als größte existenzielle Bedrohung für die USA be- zeichnet hat. Am Ende gehört sogar Außenminister Marco Rubio zu den China-Hawks. Woran machen Sie das fest? David Woo: An der Tatsache, dass ganz o ensichtlich nicht Marco Rubio das Vertrauen von Trump genießt, wenn es um die Außenpolitik geht, sondern Steve Witko , der es vom Immobilienmakler zum Sonderbeauftragten in Trumps Kabinett gescha t hat. Es war nicht Rubio, sondern Witko , der sich bereits dreimal mit Putin getro en hat und zweimal mit den Iranern. Er ist der Mann, der im Grunde den Wa enstillstand im Gazastreifen ausgehandelt hat. Damit scheint er so etwas wie der ino zielle Außenminister zu sein. Das ist kein Zeichen seiner diplomatischen Fähig- keiten, sondern vielmehr dafür, dass Trump ihm vertraut, was auf die meisten seiner anderen Kabinettsmitglieder schon seit einer Weile nicht mehr zutri t. Und Elon Musk? David Woo: Er ist mit Sicherheit kein China-Falke, immerhin steht seine größte Fabrik in diesem Land. Wegen ihm war ich anfangs sehr optimistisch gegenüber dieser Regierung. Machen wir uns nichts vor: Die USA mögen sehr reich sein, aber Amerika ist ein enorm korruptes Land. Und Musk ist angetreten, die US-Schulden um zwei Billionen Dollar zu kürzen. Am Ende sind es angeblich nur 150 Milliarden Dol- lar geworden. Nach meinen eigenen Berechnungen hat er wahrscheinlich in Wahrheit sogar weniger als 40 Milliarden Dollar zurückgeholt. Er hat sich einfach überschätzt, daher kann es kaum verwundern, dass er von den etablierten Inter- essen, über die ich gerade gesprochen habe, aus dem System gedrängt wurde.Damit verliert Trump natürlich einen wich- tigen Verbündeten.Das ist bedauerlich für den US-Präsiden- ten, dessen eigene Bilanz nach 100 Tagen ja kaum besser ausfällt. Seien wir ehrlich: Die Eindämmung der illegalen Einwanderung an den Grenzen ist das Einzige, was er vor- zuweisen hat, sonst nichts. Und Sie werden kaum anzweifeln, dass er für eine gehörige Portion Verunsicherung unter Investoren gesorgt hat. Viele Markt- teilnehmer stellen sich die Frage, wie sie sich mit dem Blick nach vorn aufstellen sollen. Was raten Sie? David Woo: Was mir Sorgen macht, ist das Zwillingsde zit, mit dem wir in den USA konfrontiert sind. Das US-Haus- haltsde zit erreichte im vergangenen Jahr 6,9 Prozent des BIP und damit den höchsten Wert, der jemals außerhalb einer Rezession gemessen wurde. Gleichzeitig erreichte das Leistungsbilanzde zit der USA 3,9 Prozent des BIP und da- mit den höchsten Wert seit den Tagen der Covid-Pandemie. Beide müssen dringend unter Kontrolle gebracht werden. Und das größte Risiko, dem wir aktuell gegenüberstehen, sind lang anhaltende Auseinandersetzungen über künftig geltende Zölle, was meiner Ansicht nach unweigerlich zu starken Rückgängen an den Aktienmärkten führen und die US-Wirtschaft in eine Rezession schicken würde. Ich bin noch nicht bereit zu sagen, dass Trumps Heilmittel höherer Zölle am Ende schlimmer sein wird als die Krankheit. Die aus meiner Sicht bedeutungslose Einigung, die mit Groß- britannien getro en wurde, zeigt allerdings, wie hoch die Messlatte bei anderen Ländern, insbesondere in Europa, liegen wird. Vieles bleibt zweifellos ein Glücksspiel. Das lässt mich, was die Entwicklung der US-Aktienmärkte betri t, pessimistisch in den Sommer blicken. Und auf längere Sicht? 46 N o . 2/2025 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | David Woo | Unbound FOTO: © NAOMI MEROZ » Die USA mögen sehr reich sein, aber Amerika ist ein enorm korruptes Land. « David Woo, Unbound

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