Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025
I nsbesondere während der Niedrigzinsphase hatten Investoren den Wunsch, in Private Debt zu investieren, denn hier waren höhere Renditen erzielbar als im gelisteten Fixed-Interest-Bereich. Doch das deutsche KAGB galt lange Zeit als Spielverderber. „Damals sah das KAGB für in Deutschland domizilierte AIFs eine maximale Quote für Darlehensinvestitionen und andere nicht gelistete Vermö- genswerte von 30 Prozent vor. Für UCITS-Fonds lag die Grenze bei zehn Prozent“, sagt André Barth. Er ist Rechts- anwalt und Partner bei der spezialisierten Immobilien- und Finanzierungskanzlei Kucera in Frankfurt und beschäftigt sich dort insbesondere mit Transaktions nanzierungen und Sicherheitengestaltung. KAGB und KWG setzen Grenzen Eine weitere Schwierigkeit war, dass Investmentfonds nicht direkt als Kreditgeber auftreten durften. „Die direkte Kredit- vergabe war problematisch, da das deutsche Kreditwesen- gesetz (KWG) für die Gewährung von Darlehen eine Bank- lizenz voraussetzte“, fährt Barth fort. Entsprechend waren spezialisierte Anwaltskanzleien gefor- dert,Workarounds zu nden. „Beispielsweise musste erst eine Investmentbank gefunden werden, die für ein Darlehen oder einen Darlehenspool einen Schuldschein oder eine Anleihe au egt. Anleihen beziehungsweise Schuldscheine zählen nicht als Darlehen, sodass man dann keine KWG-Problema- tik hat“, erklärt Barth.Alternativ konnten Investoren auch den Weg über Luxemburg gehen, wo für Darlehensfonds schon länger praxistaugliche Vehikel möglich sind. Letztlich landeten Darlehen also ohnehin in den Portfo- lios deutscher institutioneller Investoren – nur eben über Umwege oder anders verpackt. „Es war schade, dass viel interessantes Geschäft über Luxemburg gehen musste, denn ich bin auch ein großer Freund des Fondsstandorts Deutsch- land. Für deutsche Investoren gibt es hier keine Sprachbarrie- re, und die Jurisdiktion ist ebenfalls damit vertraut,“ spricht sich Barth für den Fondsstandort Deutschland aus und ist froh, dass der Weg zu Private-Debt-Investments mittlerweile nicht mehr zwangsweise nur über Luxemburg führt. Bankenregulierung und Investitionsbedarf ImMai 2015 – also vor ziemlich genau zehn Jahren – erklär- te die BaFin nämlich Kreditfonds für zulässig und machte damit in Deutschland den Weg für diese Produktkategorie frei. Solche Fonds werden als Alternative Investmentfonds (AIFs) angesehen und investieren in eine Vielzahl von Kre- diten. Diese vergeben sie entweder direkt (originäres Kredit- geschäft) oder erwerben sie (derivatives Kreditgeschäft). Seit Kreditfonds möglich sind, haben sie einen enormen Aufschwung erlebt.Neben demAnlagedruck der Investoren sieht Barth zwei weitere Treiber für Kreditfonds: „Durch Basel III wurden die Eigenkapitalanforderungen der Banken verschärft, und Banken mussten ihre Kernkapitalquote ver- bessern. Wenn eine Bank nicht genügend Eigenmittel zur Verfügung hat, muss sie ihre Kreditvergabe einschränken und die Bilanz verkürzen. Dadurch entstand eine Finanzie- rungslücke im Markt“, so Barth. Hinzu kam, dass sich ein enormer Investitionsbedarf im Infrastrukturbereich o enbarte, und angesichts klammer ö entlicher Kassen wurden alter- native Finanzierer gesucht, die hier einspringen konnten. „Diese drei Gründe – Anlagedruck bei den Investoren, strengere Bankenregulierung und Investitionsbedarf der ö entlichen Hand – sorgten dafür, dass Debt-Instrumente immer öfter in Fondsstrukturen hineingekauft und auch rei- ne Debt-Fonds aufgelegt wurden“, fasst Barth die Situation I m Mai 2015 erklärte die BaFin Kreditfonds für zulässig, seither gibt es auch deutsche Kreditfonds . Sowohl das Interesse der Investoren an Private-Debt-Investments als auch die Volumina steigen, aber auch die Vorsicht wächst. Jubiläum für Kreditfonds 244 N o . 2/2025 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Private-Debt-Fonds FOTO: © KUCERA Erst im Mai 2015 hat die BaFin Kredit- fonds in Deutsch- land für zulässig erklärt. Nun ist die Bahn aus regulatori- scher Sicht frei. » Durch Basel III wurden die Eigenkapital- anforderungen der Banken verschärft. Dadurch entstand eine Finanzierungslücke. « André Barth, Rechtsanwalt und Partner bei der spezialisierten Immobilien- und Finanzierungskanzlei Kucera in Frankfurt
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