Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025
geführt. „Was mich an der Rolle bei Baloise reizt, ist die Ver- bindung zwischen der volkswirtschaftlichen Analyse und den Finanzmärkten. Das umfasst nicht nur die volkswirt- schaftliche Sicht, sondern auch die Marktimplikationen.Das ist wirklich spannend“, meint Rama. Das Gespräch fand übrigens am 9. April statt. Besonders gern beschäftigt sie sich mit Geldpolitik, was womöglich daran liegt, dass sie auch eine Zeit lang bei der Schweizer Nationalbank gearbeitet hat. „Dort habe ich mich in erster Linie mit In ationsprognosen beschäftigt. Bei Baloise hat uns im Jahr 2022 das Thema des großen In ationsanstiegs ebenfalls auf Trab gehalten“, schlägt Rama die Brücke zu ihrer jetzigen Tätigkeit. Das Gespräch führen wir in einem hellen, freundlichen Besprechungsraum imGebäude von Baloise, deren Wurzeln bis 1863 zurückreichen. Dabei handelt es sich um ein mar- kantes Gebäude des Architekturbüros Diener & Diener (mehr Infos: www.baloisepark.ch ), das gediegen, aber nicht monströs wirkt, in bester Lage unweit des Basler Bahnhofs SBB. Sie weist darauf hin, dass aktuell Donald Trumps Zoll- politik das Markt- und Börsenumfeld bestimmt, aber nervös wirkt sie dabei nicht, eher beobachtend, analysierend. Inflation und Geldpolitik der Notenbanken „Ökonomisch gesehen erhöhen Zölle die In ation und dämpfen das Wirtschaftswachstum, da weniger Handel statt- ndet und viel Unsicherheit geschürt wird, was die Investi- tionsbereitschaft dämpft. Daher sind Zölle grundsätzlich schlecht für die Weltwirtschaft. Die massive Zollerhebung wird die In ation anheizen – insbesondere in den USA“, glaubt Rama. Trotzdem rechnet sie nicht damit, dass die Notenbanken die Zinsen anheben werden. „Dazu ist das wirtschaftliche Umfeld zu angespannt. In den letzten Jahren haben wir in Europa ein sehr schwaches Wachstum gese- hen, vor allem in Deutschland. Dort gab es zwei Jahre lang negatives Wachstum und dieses Jahr Stagnation. Es wurde zwar über Reformen diskutiert, aber getan wurde am Ende wenig“, ist Rama kritisch. Aber etwas Gutes kann sie den erratischen Nachrichten aus den USA sogar abgewinnen: Trump sei es gelungen, Europa wachzurütteln. „Zumindest kam jetzt überraschend schnell der Beschluss, dass Europa seine Rüstungsausgaben massiv erhöhen wird und dass Deutschland die Infrastruk- tur angehen und dazu die Schuldenbremse lockern will. Vor zwei Jahren hätte vermutlich niemand geglaubt, dass es so schnell gehen könnte!“, so Rama. „Europa be ndet sich der- zeit in einer schwachen wirtschaftlichen Situation. Neben der In ationsentwicklung müssen die Notenbanken auch diese Tendenz im Auge behalten. Aktuell glaube ich, dass das Wachstumsrisiko das In ationsrisiko überschattet“, ist Rama überzeugt. In der Schweiz sei die In ation aktuell niedrig. „Hier liegen wir bei 0,3 Prozent für den März. Das liegt daran, dass der Franken in Krisenphasen aufgewertet wird, weil er als Safe Haven gilt“. Das lasse die Wahr- scheinlichkeit steigen, dass die Schweizer Nationalbank die „Was mich an der Rolle bei Baloise reizt, ist die Verbindung zwischen der volkswirtschaftlichen Analyse und den Finanzmärkten“, sagt Melanie Rama in unserem Gespräch. Das merkt man ihr an, denn die Bandbreite an praxisnahen Themen, die wir ansprechen, ist groß, und sie zögert nicht, ihre Meinung auszudrücken. N o . 2/2025 | institutional-money.com 221 Melanie Rama | Baloise | PORTRÄT FOTO: © KYLA ZIEMKE
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=