Institutional Money, Ausgabe 2 | 2025

Doch nicht nur sektoral stehen tektonische Bewegungen an – ganze Assetklassen wie beispielsweise das Anleihenseg- ment müssen sich langfristig mit den Verschiebungen aus- einandersetzen, die Trump lostritt. Die Kunst ist dabei, das „Rauschen“ herauszu ltern, das der US-Präsident wahr- scheinlich durchaus bewusst verbreitet. Genau dieser Aufgabe hat sich Jonathan Davis, Senior Vice President PineBridge Investment Emerging Markets Fixed Income, auf dem Institutional Money Kongress 2025 gewidmet. Im Rahmen seiner Ausführungen hat er unter anderem Donald Trumps Verständnis von internationalem Handel umrissen und aus seinem Bestseller „The Art of the Deal“ zitiert: „In jeder Handelsbeziehung gibt es Gewinner und Verlierer. Ich setze mir sehr hohe Ziele und höre nicht auf zu drängen, bis ich bekomme, was ich will.“Diese kom- promisslose Sichtweise des US-Präsidenten hat konkrete politische Konsequenzen.Denn wo andere Staaten in multi- lateralen Institutionen auf Regeln setzen, pocht Trump auf bilaterale Stärkeverhältnisse. Handelsde zite interpretiert er nicht als Ergebnis wirtschaftlicher Strukturen, sondern als Ausdruck politischer Schwäche – eine Provokation, die nach Gegenwehr ruft. Auf die Zielscheibe geschafft Tatsächlich unterstreicht der Verweis von Davis auf die wirt- schaftlichen Daten, wie sehr sich Europa in dieser Logik zur Zielscheibe gemacht hat. So erreichte der Handelsüber- schuss der EU gegenüber den Vereinigten Staaten im Jahr 2024 ein Rekordhoch. In der Logik Washingtons ist das nicht wirtschaftliche Normalität, sondern ein ökonomisches Ungleichgewicht – das korrigiert werden muss. Die Folge: 25 Prozent Zoll auf europäische Autoimporte, pharmazeu- tische Produkte sollen folgen. Die EU reagiert vorsichtig, prüft gezielte Gegenzölle und nutzt Instrumente wie die Anti-Coercion Facility, doch Marktteilnehmer sprechen bereits vom Beginn eines „weichen Handelskriegs“. Auswirkungen auf Anleihenmarkt Langfristig zeigt man sich bei PineBridge trotz aller zwi- schenzeitlichen Turbulenzen für den Anleihenmarkt opti- mistisch: Die Fundamentaldaten gäben keinen Anlass zur Panik, imGegenteil, ortet man doch ein Umfeld mit schwä- cheremWachstum, aber ohne Solvenzkrise. Das spricht wei- terhin für Kreditengagements, lautete das klare Urteil des Analysechefs. Entscheidender Treiber dieser Einschätzung: die Qualität der Unternehmensbilanzen. Die Nettoverschul- dungsgrade von Investment-Grade-Emittenten in den USA und Europa bewegen sich mit den Faktoren 2,8 respektive 2,7 in komfortablen Korridoren, während Emittenten aus den Emerging Markets mit einem Leverage von nur 1,0x sogar besonders konservativ erscheinen. Auch imHigh-Yield- Bereich zeigt sich ein stabiles Bild – trotz höherer Zinskos- ten. In den USA liegt der gleiche Grad bei 3,5, in den Emer- ging Markets bei 2,4. Lediglich Europa fällt mit 4,7 etwas aus der Reihe, was die Vorsicht gegenüber CCC-Emittenten in der Region erklärt. Dass Investoren dennoch vorsichtig bleiben, hat laut Davis nicht nur mit geopolitischen Spannungen zu tun, sondern auch mit der Zinsstruktur. Die Notenbanken, ins- besondere die Federal Reserve, agieren derzeit im Span- nungsfeld zwischen disin ationären Erwartungen und ska- lischem Stimulus. In Europa wird dies besonders greifbar (siehe Gra k „Ein völlig neues Szenario“) : 800 Milliarden Euro sollen zusätzlich ießen – und das vor allem aus nationalen Haushalten. „Wir sprechen hier von einem signi kanten Stimulus, aber auch von einem Anstieg der Staatsschulden. Der Großteil der Ausgaben erfolgt auf nationaler Ebene, wobei Deutschland in zweierlei Hinsicht heraussticht: zum einen mit seinem politischen Willen und zum anderen mit seinem skalischen Spielraum“, erläutert Davis. Diese Investitionen könnten langfristig Wachstum und Beschäftigung fördern, kurzfristig aber auch In ationsdruck erzeugen – vor allem wenn sie nicht von Produktivitätsstei- gerungen begleitet werden. In den USA macht sich dieser Zielkon ikt bereits bemerkbar: Das Verbrauchervertrauen ist angesichts unsicherer Preisentwicklungen rückläu g. „Un- sicherheiten bezüglich der In ation belasten das US-Konsu- Ein völlig neues Szenario Auswirkung des 800-Milliarden-Euro-Pakets auf Europas Verteidigungsbudget Im Baseline-Szenario wäre das durchschnittliche Verteidigungsbudget innerhalb der EU zwar gestiegen, aber unter der Zwei-Prozent-Marke geblieben. Das Konjunkturpaket über 800 Milliarden Euro fließt teilweise in diese Budgets ein und wird sie auf die Drei-Pozent- Marke drücken. Quelle: EDA, IMF, PineBridge Investments 0 % 1 % 2 % 3 % 4 % 0 200 400 600 800 2005 2010 2015 2020 2025 % BIP in Mrd. Euro Verteidigungsbudget zzgl. 800-Milliarden-Euro-Ziel 200 N o . 2/2025 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Investmentstrategien unter Trump FOTO: © T. ROWE PRICE » Deutschland sticht in zweierlei Hinsicht heraus: mit seinem politischen Willen und mit seinem fiskalischen Spielraum. « Jonathan Davis, Senior Vice President PineBridge Investment Emerging Markets Fixed Income

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=